Wenn ich auf die letzten Tage zurück blicke, dann bin ich eben doch blöd. Ich mache gerne Vertretung und die Zeit ist bis jetzt schnell vergangen, aber daß ich auch noch den Export an der Backe habe, paßt mir nicht in den Kram. Ich wollte mich wirklich nur ums Inland kümmern, damit die Leute sehen, daß es so nicht geht. Doch dann habe ich ein schlechtes Gewissen, denn die Sachen müssen ja auch irgendwann mal raus. Von daher habe ich den Schuß wirklich nicht gehört. Das schlimme daran ist, daß es einem keiner dankt. Die Leute ticken aus, wenn man nicht sofort springt. Es reicht einfach nicht, daß man den Leuten versichert, daß man sich direkt darum kümmert, wenn man einen Vorgang abgeschlossen hat. Ich weiß nicht, warum ich mich darüber aufrege. Ich habe auch nur einen Kopf und zwei Arme und wem das nicht paßt, der kann sich gern beschweren gehen. Ich kann ja mit gehen und meinen Standpunkt erklären. Da kann ich mich auch mit meiner Zahnbürste unterhalten. Ab morgen wird dann hoffentlich alles ein wenig besser, weil wir ein wenig Hilfe kriegen. Das ist zwar nur ein Tropfen auf den heißen Stein, aber das ist besser als nichts. Irgendwie muß das doch zu schaffen sein. In der Situation ist man eben über jede Hilfe froh, auch wenn sie noch so klein ist.

Die Stimmung auf der Arbeit ist eh nicht besonders toll. Es gibt Tage, da kann man mit den Jungs nichts anfangen. Die Kernarbeitszeit geht bis 15.00 Uhr, doch um 14.44 Uhr geht man lieber rauchen als ein Teil einzupacken. Ich habe nichts gegen Raucher und mir ist es auch egal, ob denen der Rauch aus Ohren und Nase kommt, aber wenn man bis zum Feierabend noch 15 Minuten Zeit hat, kann man seinen Job nicht einfach so an den Nagel hängen. Die Leute machen sich keinen Kopf darüber, daß sie ihren Job durch so ein Verhalten los sein könnten. Würde ich weiter ins Detail gehen, säße ich morgen noch hier. Doch das ist noch harmlos gegen das, was ich gestern erleben mußte. Daß ein Fahrer seine Sachen holen möchte, ist ja okay. Es ist auch normal, daß die Fahrer teilweise kein Deutsch verstehen. Doch daß ich mich von einem ausländischen Fahrer als Hitler bezeichnen lassen muß, ist einfach nur frech. Dabei weiß ich gar nicht mehr, ob ich mit meinem Kollegen gesprochen oder besagten Fahrer angesehen habe. Ich hätte dem Fahrer am liebsten eine gescheuert. Aber da man sich benehmen kann, habe ich eine Faust in der Tasche gemacht. Und dann wundert man sich, wenn man so ein Pack am liebsten auf den Mond schießen möchte. Noch Fragen?

Als wäre das nicht genug, kam heute der nächste Knall: am Montag muß meine Mutter ins Krankenhaus. Sie bekam das Ergebis von ihrer Blutuntersuchung. Der HB-Wert ist zu niedrig und die Nierenwerte sind zu hoch. Wenn ich das richtig verstanden habe, hat sie was am Magen und das muß verödet werden. Daher ist auch der HB-Wert zu niedrig. Den genauen Wert weiß ich nicht mehr, aber das macht einen halben Liter Blut aus und das heißt schon was. Daß der Nierenwert zu hoch ist, liegt daran, daß meine Mutter zu wenig trinkt. Was sollte sie auch machen, wo man ihr am 02.05. gesagt hat, daß sie höchstens ein bis anderthalb Liter am Tag trinken darf. Der Hausarzt sprach von zwei Liter. Wie verhält man sich in so einer Situation? Wenn ich das wüßte, wäre ich schlauer. Es ist nicht mehr feierlich, was hier abgeht. Meine Mutter kann nichts dafür, daß es sie erwischt. Ich kann mir vorstellen, daß ihr der Krankenhausaufenthalt gern erspart bliebe. Doch sie kann sich besser jetzt in die Höhle des Löwen begeben, als im Urlaub auf der Nase zu liegen. Diese Option wäre für uns alle bescheuert. Wenn es einen lieben Gott gibt, soll er dafür sorgen, daß es meiner Mutter ganz schnell wieder gut geht und daß sie noch ein paar Jahre lebt. Ich halte das alles nicht mehr aus. Es ist schon schlimm, daß ich Angst um meinen Job habe, da will ich mir nicht noch um meine Mutter Sorgen machen müssen. Ein blöder Gedanke reicht doch wohl. Bein anderen vielleicht, aber nicht bei uns. Das Leben könnte echt so schön sein, wenn einmal alles glatt läuft.