So und nicht anders läßt sich mein aktueller Gemütszustand beschreiben. Es hat so gut getan, mal nicht früh aufzustehen und sich für Arbeit fertig machen zu müssen. Und das beste daran ist, daß ich noch drei Tage frei habe und mich erholen kann. An das, was mich in der nächsten Woche im Büro erwartet, denke ich gar nicht. Wenn ich das machen würde, dann müßte ich verrückt sein. Eine Sache ist allerdings sicher: die restlichen Tage von diesem Monat können meine Kollegin und ich genießen, weil Chef noch in Kur ist. Daß er eine Verlängerung bekommt, war uns klar, bevor unser Zollbeauftragter mit dieser Info kam. Chef hat das vorher schon gewußt: in den ersten drei Tagen macht man nicht viel und dann ist ja schon Wochenende. Dann kommt Ostern und wenn man es genau nimmt, dann sind es ja nur 13 Arbeitstage. Wie er auf 13 Arbeitstage kommt, weiß ich jetzt nicht, denn es sind laut meiner Rechnung 18 Arbeitstage. Das mit dem Rechnen müssen wir aber noch mal üben. Eigentlich ist mir das auch egal, wie lange er weg ist, wenn ich nur meine Ruhe habe. So lange er weg ist, ist das für mich so was wie Urlaub. Und auch meine Kollegin ist nicht so angespannt, seit Chef weg ist. Ich kann mir vorstellen, daß es zwischen Ekel Alfred und Chef so richtig kracht. Es wäre ja nicht das erste mal. So hat eben alles seine Vor- und Nachteile. Aber lassen wir das, sonst ist meine gute Laune im Keller.

Der erste freie Tag war ganz okay. Das Wetter war zwar nicht der Hit, aber uns hat es nicht davon abgehalten, ein wenig auf dem Balkon zu sitzen. Lange haben wir es aber nicht ausgehalten, weil es einfach zu kalt war. Morgen soll es ja besser werden und auch für Sonntag und Montag sollen die Temperaturen nach oben klettern. Mir kann das nur recht sein, denn so komme auch in den Genuß, mich ein wenig in die Sonne zu setzen. Und irgendwann muß sich ja auch das Gefühl von Urlaub einstellen. Urlaub - ein Wort, das mein Herz um einiges höher schlagen läßt, wenn ich nur daran denke. Im Juli ist es endlich so weit. Für mich heißt das, daß ich bis dahin noch 52 Tage arbeiten muß. Ich habe keine Ahnung, wie ich das aushalten soll, denn mir kommt das wie eine halbe Ewigkeit vor. Eigentlich dürfte ich kein Grund zum meckern haben, denn ich mußte zwei Jahre hintereinander bis September warten und die Zeit habe ich praktisch auf einer Pobacke abgesessen. Daran sieht man mal, wie schnell man seine Meinung ändert. Und das schlimme ist, daß einen die Tage bis zum Urlaub noch länger vorkommen, wenn man frei hat. Doch dann kommt mir in den Sinn, daß ich es ohne die Feiertage gar nicht erst aushalten würde. Gut möglich, daß ich mir das auch alles nur einbilde. Einbildung ist ébenauch eine Bildung. Man will sich ja nicht beschweren, sondern mit dem zufrieden sein, was man hat.

Ich glaube, ich bin nicht die einzige, die sich auf ein paar freie Tage freut. Gestern hat jemand im Zug geschwärmt, daß er vier Tage keine Mails checkt und auch das Handy aus läßt. Ich schalte mein Handy jeden Abend ab, wenn ich nach Hause komme. Mir würde allerdings was fehlen, wenn ich nicht nachsehen würde, ob ich Mails bekommen habe. Was völliger Quatsch ist, denn das kann ich auch im Büro. Das kann ich aber auch nur dann machen, wenn Ekel Alfred nicht da ist. Ich möchte mich nicht auf die Stufe der Leute stellen, die der Meinung sind, daß sie nur zum Surfen im Internet ins Büro kommen. Wir gehen alle mal ins Internet und das ist auch normal, aber irgendwann muß doch auch mal gut sein. Ich sollte mich nicht weiter mit diesem Thema befassen, denn sonst kriege ich noch ein Magengeschwür. Ich werde mir Mühe geben, bis Montag nicht mehr von der Arbeit zu berichten. Für heute soll es das gewesen sein, denn gleich kommt mein Krimi und den will ich nicht wirklich verpassen. Außerdem muß ich noch drei Tage füllen.