Andere Worte finde ich nicht für das, was meine Mutter manchmal von sich gibt. Da fragte sie mich gestern ernsthaft, ob sie Wäsche im Keller hängen hat. Wie kann sie Wäsche im Keller hängen haben, wenn sie über zwei Wochen im Urlaub war? Auf diese Frage habe ich noch immer keine Antwort gefunden. Sie hat es verdrängt, daß mein Vater erst dann eine neue Brille bekommt, wenn der Termin beim Augenarzt war und man die weiteren Schritte geklärt hat. Wenn sie am Auto an den elektrischen Fensterheber kommt, waren es andere, denn sie kommt da ja nicht dran. Ist schon klar. Und die Jalousie im Schlafzimmer macht sich auch selbständig. Daß sie ihren Schlüssel nächste Woche bei der Bekannten abholt, tut nichts zur Sache. Warum auch? Daß man was vergißt, ist völlig normal, das passiert mir auch ab und zu. Aber was mit meiner Mutter in letzter Zeit los ist, ist echt nicht mehr normal. Sie legt ihre Sachen irgendwo hin und weiß dann nicht mehr, wo sie das hin gelegt hat. Und ich soll auf der Arbeit  wissen, wo die Sachen sind. Wenn ich so weit gucken könnte, würde ich öfter die Lottozahlen vorher sagen. Was soll ich dazu noch sagen? Nichts, denn wenn ich was sage, soll ich mit dem Meckern aufhören. Bei dem Spruch weiß man alles. Als wäre das nicht schlimm genug, verzieht mein Vater das Gesicht, wenn es darum geht, was man essen soll. Wenn ihm das nicht paßt, muß er selbst überlegen und mich nicht ständig fragen. Die zwei Möglichkeiten gibt es nur. Ich weiß wirklich nicht, wie ich es immer wieder schaffe, dabei so ruhig zu bleiben. Es hätte mich auch wesentlich schlimmer treffen können, von daher ist alles im grünen Bereich.

Daß meine Geduld wirklich ein Ende hat, ist verständlich, wenn man bedenkt, was Ende Juli passiert ist. Da rennt ein Spinner mit einer Axt durch die Bahn und verletzt Leute. Wenn ich mich richtig erinnere, hat er kurz zuvor erfahren, daß ein Freund von ihm gestorben ist. Und das ist ein Grund, andere zu verletzen? Es sieht danach aus. Es sterben jeden Tag Freunde, Bekannte und Familienmitglieder. So ist nun mal der Lauf des Lebens. Das ist doch noch lange kein Grund, wilde Sau zu spielen. Und dann dieser blöde Spruch von einer Politikerin: sie sei traurig, daß man den Typen erschossen hat. Was hätte man denn machen sollen? Ihm das Bundesverdienstkreuz verleihen? Ich glaube, es geht los. Dann soll sich diese dumme Kuh doch mal so ganz ohne Leibwächter in den Zug setzen. Mal sehen, ob die dann immer noch so eine bescheuerte Aussage macht. Wäre man zufrieden gewesen, wenn der noch ein paar Polizisten umgebracht hätte? Ich für meinen Teil steige ab sofort mit einem anderen Gefühl in den Zug. Mich kann das auch treffen. Und dann bin ich es noch schuld, daß ich an genau dem Tag um genau die Uhrzeit im Zug gesessen habe. Ich hätte ja auch später fahren können. Hat dann jemand mit meinen Eltern Mitleid? Natürlich nicht. Und was ist mit dem Typen in München? Wenn der mit seinem Leben nicht klar kommt, soll er sich doch erschießen und nicht noch neun Personen mit in den Tod nehmen. Muß man mit solchen Leuten Mitleid haben? Ich weiß es nicht. Anscheinend ist das von den Politikern so gewollt: je mehr Leute nach Deutschland kommen, desto schlimmer wird das. Irgendwann macht einer den Vorschlag, daß wir unsere Ausweise abgeben sollen und sind im eigenen Land nur noch geduldet. Ich hoffe, ich habe mich nicht zu sehr in die Nesseln gesetzt, aber mir war es wichtig, meine Meinung zu sagen. Und das wird doch wohl erlaubt sein. Man hat ja sonst für alles und jeden Verständnis.