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Tagebuch Sommer
2015-07-26 19:00
Arbeit, ich komme

Ich kann mich noch immer nicht daran gewöhnen, ab morgen wieder früh raus zu müssen, aber mir bleibt ja nichts anderes übrig. Und mittlerweile bin ich auch ganz froh darüber, daß ich wieder ins Büro kann. Ich habe mir sogar vorgenommen, mich nicht mehr so über die Jungs aufzuregen. Ich darf mir sonst wieder von Ekel Alfred anhören, daß meine Laune mal wieder unerträglich ist. Wenn das so ist, dürfen sich auch gerne mal die Herren mit den Granaten rum schlagen. Die Luft kann man sich zwar sparen, aber das kann mir ja egal sein. Ich setze mich nicht mehr in die Nesseln. Ich lasse mich überraschen, was mich morgen erwartet. Viel kann es aber nicht sein. Es wird schon schief gehen. Ich weiß noch immer nicht, warum ich mir so einen Kopf mache. Ich werde noch wahnsinnig, wenn das so weiter geht. Doch da jeder Mensch seine Macken hat, muß ich damit wohl leben. So was ist doch ein Klacks. Und so lange ich noch arbeiten gehen kann, sollte ich mich wirklich freuen. Es ist noch nicht mal gesagt, ob die Entlassungen nun ein Ende haben oder ob da noch was nach kommt. Man kann sich nie sicher sein. Mir ist schon ein Stein vom Herzen gefallen, daß unser Bereich noch nicht betroffen ist. Auch wenn man das keinem wünscht, war ich froh, daß es andere getroffen hat. Und bevor sich jetzt wieder jemand aufregt: ich weiß selbst allzu gut, was für ein blödes Gefühl das ist, wenn man seinen Job verliert. Ich habe auch nie behauptet, daß ich meinen Job bis zur Rente behalte. Das kann ich erst sagen, wenn der ganze Krampf ein Ende hat. Daß das noch dauert, ist so klar wie Kloßbrühe. Das ist nun mal Tatsache.

Sonst war mein Tag ganz gemütlich. Ich habe lange geschlafen, habe in Ruhe meinen Cappuccino getrunken und habe den lieben Gott einen guten Mann sein lassen. An einem Sonntag ist das auch normal. Wo am Vormittag das Wetter noch schön war, ist es jetzt ungemütlich und geregnet hat es auch schon wieder. Das hat mit Sommer nichts mehr zu tun. Ich überlege ernsthaft, was ich morgen anziehen soll. Ich hätte auch im Internet gucken können, aber das habe ich mir an der Stelle gespart. Eine Strickjacke sollte es schon sein, denn so wie ich Ekel Alfred kenne, muß er bei frischen Temperaturen lüften, was das Zeug hält. Und bevor ich wieder über Rücken- und Nackenschmerzen klage, darf es für mich ein bißchen mehr sein. Ich werde schon was finden. Sollte mir kalt sein, kann ich mir im Büro ja einen Cappuccino trinken. So was hilft immer. Ach ja, so ist das. Mein Vater macht wirklich und tatsächlich schon Pläne für das Osterfest 2016. Wir können ja wieder für ein paar Tage an die Nordsee fahren. Die Idee ist zwar ganz nett, aber man wird doch wohl warten, was bis dahin auf uns zukommt. Auf der einen Seite war er strikt dagegen, so früh den Urlaub in der Rhön zu buchen, weil immer was dazwischen kommen kann und nun macht er Pläne fürs nächste Jahr. Vielleicht lebe ich nächstes Jahr schon gar nicht mehr. Das wünsche ich mir zwar nicht, aber so was kann auch ganz schnell gehen. Natürlich würde ich mich freuen, wenn das klappt, aber nach den ganzen Ereignissen der letzten Monate bin ich doch ein wenig vorsichtig.

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2015-07-26 19:00