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Tagebuch Sommer
2017-09-22 20:05
Allzu viel ist nicht gesund

Davon kann mein Vater momentan ein Lied singen, denn was er in den letzten Tagen an Tabletten genommen hat und bis Anfang Oktober auch noch nehmen wird, ist nicht mehr feierlich. Was man auch verstehen kann, denn er hat Schmerzen ohne Ende. Es ist anscheinend nicht genug, daß er Schmerzen im linken Knie hat, die Schmerzen hat er nun auch in beiden Schultern und im rechten Knie. Es wird einfach nicht besser. Er meint, daß die Behandlung beim Orthopäden nichts gebracht hat. Wenn ich das richtig verstanden habe, bekommt er die nächste Cortisonspritze erst im am 02.10., weil der Arzt dann wieder Zeit hat. Und wenn man auf eine Spritze wartet, kann die Zeit lang werden, verdammt lang sogar. Mein Hausarzt würde an der Stelle sagen, daß ich Geduld haben muß. Ein Witz, über den man nicht lachen kann. Daß die Geduld irgendwann mal ein Ende hat, ist so klar wie Kloßbrühe. Ich könnte das nicht. Ich hätte mich irgendwann hinter den nächsten Zug geschmissen, erst recht, wenn man die halbe Nacht nicht schlafen kann. Jetzt muß ich dazu sagen, daß mein Vater über Tag auf dem Sofa schlafen kann. Das bringt aber auch alles nichts, wenn die Nächte für die Rundablage sind. Wenn ich könnte, würde ich dafür sorgen, daß es meinen Eltern gut geht und keiner von beiden Beschwerden hat. Wenn es ein Mittel gibt, ich würde es sofort kaufen. Mir wäre sogar der Preis egal. Mich nimmt die Sache mehr mit, wie ich eigentlich zugeben will. Ich will ja nicht vorgreifen, aber was die Gesundheit in der Familie angeht, kann man das Jahr in die Tonne hauen. Anfang Februar war ich zwei Wochen krank, weil ich eine Gesichtsnervenlähumg hatte. Fast zeitgleich war meine Mutter im Krankenhaus. Im Juli hat es mich noch mal erwischt, daß ich in den Genuß kam, im Krankenhaus zu liegen. Mit dem Ergebnis, daß ich am 07.11. einen Termin beim Lungenfacharzt habe. Wenn ich ehrlich bin, sehe ich jetzt schon schwarz. Und weil zwei Leute ja nicht reichen, hat es jetzt meinen Vater erwischt. Was kommt als nächstes? Ich weiß es nicht. Ich mache mir am besten keinen Kopf darüber, sonst drehe ich noch am Rad. Damit ist sicher auch keinem geholfen.

Und auf der Arbeit? Da ging in den letzten Tagen richtig die Post ab. In der letzten Woche war es relativ ruhig, seit Montag wurden wir mit Arbeit zugeschüttet. Herr D. hat bis heute Urlaub, was ihm auch zu gönnen ist. Mein Chef hat sich noch in dieser Woche krank gemeldet. Ich finde sein Verhalten ärmlich, es ist einfach nur lächerlich. Der Herr findet es lästig, in seiner Abteilung anzurufen und Bescheid zu sagen, er ruft lieber in der Perso an. Wenn er am Montag arbeiten kommt - ich habe da so meine Zweifel - wird es ihm nicht passen, daß er drei Aufträge für die Türkei bearbeiten muß. So eine Unverschämtheit aber auch. Herrn D. wird es bestimmt nicht passen, daß ich ihm eine Mail von V. weiter geleitet habe. Was kommt am Ende dabei raus? Daß ich nicht genug gemacht habe. Wenn der Spruch kommt, kotze ich den beiden Herren vor die Füße. Daß man sich über drei Wochen die Finger wund getippt und sich mit den Kollegen rum geärgert hat, interessiert kein Schwein. Sorry, ist aber so. Ich will mich nicht über den grünen Klee loben, aber ich habe in der letzten Zeit echt genug gemacht. Und zum Dank dafür darf ich mir anhören, daß ich so bin wie mein Chef. Renne ich den ganzen Tag durch die Gegend? Beschäftige ich mich in jeder freien Minute mit meinem Smartphon? Kümmere ich mich um einen Pflegedienst für meine Mutter? Muß ich mich für Pflegheime interessieren? Trinke ich fünfmal am Tag Kaffee? Diese Fragen kann ich mit einem fetten Nein beantworten. Wenn Ekel Alfred das anders sieht, ist das sein Problem. Es scheint noch keinem aufgefallen zu sein, aber auch ich habe nur einen Kopf und zwei Arme. Wer etwas anderes von mir erwartet, der kann mich mal. Na ja, was soll der Geiz. Ich sollte meine Ohren noch mehr auf Durchzug stellen. Das bringt zwar auch nichts, aber ein Versuch ist es wert.

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