Zelten und anderes. Teil 1
Manchmal ist es doch wie verhext! Die ganzen letzten Tage, das Campen, die Schule, die Familie....... alles ist irgendwie durcheinander. Aber alles nach der Reihe.
Das Zelten war zwar toll, oder nein: wunderschön, aber es hatte auch seine anstrengenden Seiten. Und das hauptsächlich wegen dieser Doreen. (Das hatte ich ja auch angenommen.......) Hat schon damit angefangen, dass sie nicht mit uns in einem Zelt schlafen wollte. Ben hatte sich nämlich so ein Superfamilienzelt organisiert, wo mindestens fünf Leute reinpassen, und die Tussi hat schon bevor wir losgefahren sind, darauf bestanden, noch ein Extrazelt zu besorgen, wo sie und Carola schlafen könnten. Ich dachte mir nur: ey, so ne Schlampe..... Sie hätte sich ja schon im Vorfeld selbst eins besorgen können, aber naja, Ben hat ihr ja dann relativ schnell den Wind aus den Segeln genommen. Er hat sie einfach vor die Wahl gestellt: entweder sie hält's Maul und akzeptiert die Bedingungen oder sie lässt es einfach bleiben. War ja dann soweit eigentlich auch klar. Eigentlich....... Wir waren kaum beim Entenfang angekommen (das war der See, in dessen Nähe wir gezeltet haben) hat sie schon weiter rumgemosert. Wegen den Duschen, und überhaupt: wegen dem Platz, den wir zugewiesen bekamen. Sie hat gemeint, der Platz sei total beschissen, weil der so weit weg von allem liegen würde......... (Wir waren eben zwischen Wald und See.) Dabei war wirklich alles praktisch um die Ecke. Außerdem meinte sie, es wäre alles total hässlich und es wäre gar nichts los. Ich hab mich nur gefragt, wo die Alte ihre Augen hatte. Es gab sogar nen Tennisplatz und nen Fitnessraum, und der See lag direkt vor unserer Zelttür. Es waren einige junge Leute da. Studenten, hauptsächlich, wie sich dann später rausgestellt hat. Aber auch n paar alte Leute, die wir oft abends auf dem See gesehen haben. In Ruderbooten. Sah echt lustig aus: alte Menschen, die sich treiben lassen.
Na wie auch immer. Wir haben unser Zelt aufgeschlagen und haben gleich mal den Platz erkundet. Waren dann auch gleich schwimmen, obwohl das Wetter an dem Tag nicht so der Knüller war. (War auch ein Grund dafür, weshalb Doreen nicht mitgekommen ist. Sie ist wie dumm durch die Gegend gelaufen, um endlich Handyempfang zu bekommen). Ich war froh, dass Carola sich nur am Rand mit ihrer Freundin beschäftigt hat. So wie sie ausgesehen hat, ging ihr das Getue auch auf die Nerven, und so hatten wir wirklich jede Menge Zeit zum Reden. Wir haben besonders in den ersten zwei Tagen ständig miteinander geredet. Und verdammt: sie ist so süß! Wenn sie lacht, dann kräuselt sich ihre Stirn ein bisschen und wenn sie morgens aufgestanden ist, sah sie mindestens eine Stunde völlig verwirrt und........ naja, einfach süß aus. Im Gegensatz zu ihrer Freundin....... Die sah ungeschminkt aus wie das Ding aus dem Sumpf oder so. Als wäre sie direkt aus dem See entstiegen. Ben und ich haben sehr oft über sie gelacht.

Wie das immer so ist, mit Dingen, die schon weiter in der Vergangenheit liegen, kann ich nur noch schwer jeden einzelnen Tag von der Gesamtwoche trennen. Ich weiß noch, dass wir auch Boot gefahren sind. Also Carola und ich. Ben hatte sich in der Zeit mit ein paar Studenten angefreundet, und hat mit ihnen ein paar Mal was geraucht. (Und ich dachte immer, dass wäre das totale Klischee) Doreen saß die meiste Zeit im Zelt und hat telefoniert. Oder irgendsoein Teenie-Schundblatt gelesen. Sie war die meiste Zeit sehr genervt, und hat mit uns, also Ben und mir, auch kaum ein Wort gewechselt. Als es dann mal geregnet hat, wollte sie gleich heimfahren, weil sie dachte, es würde nicht mehr aufhören........... Da hat sogar Carola lachen müssen. Es war ja nicht so, dass wir Doreen hätten ausschließen wollen. Es hat sich nur so ergeben. Ich bin nach wie vor der Meinung, dass sie selbst Schuld an solchem Verhalten ist. Hätten Ben und ich eher ihrem Typ entsprochen (solariumbraun, schwarzgelockt, mit türkischem Akzent und Goldkettchen um den Hals), dann hätte sie zumindest insoweit ein bisschen Spaß gehabt. Dann hätte sie nämlich einfach mit uns geschlafen. (Da fällt mir ein, dass ich erst kürzlich etwas Nymphomanie gelesen habe; ich glaube Doreen ist so eine Nymphomanin.)

Carola und ich saßen sehr viel beisammen, und sie hat mir vieles aus ihrer Vergangenheit erzählt, und so. Auch, dass sie gerade nicht weiß, wie das bei ihr so weiter gehen soll. Beziehungstechnisch, schultechnisch, aber sie hat angedeutet, dass sie nur noch auf den Richtigen wartet, der sie dezent daran erinnert, dass es doch noch romantische Männer gibt. Ich hab dann gemeint, dass, wenn ich Kerzen dabei hätte, und ein gutes Essen, dass ich ihr damit beweisen könnte, dass ich so ein Mann wäre. Ich war sehr von mir selbst überrascht, eigentlich. Bin ja eher so der schüchterne Kerl. Resultat ist: sie hat daraufhin gelacht, mich auf die Wange geküsst (ich hätte sterben können), und hat gemeint, sie wolle darüber noch ein bisschen nachdenken. (Strike!) Dann hat es angefangen zu regnen. Wir waren klitschnass und haben die ganze Zeit nur gekichert, haben uns umarmt, und n bisschen rumgealbert. Doreen ist vor Neid fast explodiert.

Ich würde jetzt gerne noch weiterschreiben, besonders von dem Lagerfeuer, aber ich muss jetzt auch schon wieder weg. Aber ich komme noch dazu, wie es weiterging. Und was der Stand jetzt ist. Versprochen.