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Tagebuch Silvanus
2005-08-28 16:33
Romania III (8. 8. - 14. 8.)
Wir änderten unsere Pläne und fuhren nach Soars, ein kleines Dorf bei Fagaras, wo Bekannte von A. wohnen, die vor wenigen Monaten erst aus Deutschland wieder zurückgezogen sind. Drei Tage verbrachten wir im residenzartigen Pfarrhaus im Ort, fuhren mit einer eingeklebten Plastikscheibe im Heck, während wir auf eine passende Scheibe aus Fagaras warteten. Tatsächlich wurde auch eine geliefert, die passte aber leider nicht für einen Kadett D, war wohl irgendein Missverständnis.

In der Zwischenzeit hatten wir auch I., einen unserer Kommilitonen aus der zweiten Woche im Museum Schloss Fagaras besucht, wo er arbeitet. Er zeigte uns viele Teile der Festung, die man sonst nicht zu sehen bekommt, bzw. auch in einem dementsprechenden Zustand sind. In einer Ecke eines Abstellraumes liegen Holzbalken, die Bestandteil der ältesten Vorgängerfestung aus dem frühen 13. Jh. waren und bei einer Notgrabung gefunden wurden. Niemand hat das Geld, die Hölzer zu untersuchen oder zu konservieren, und so rotten sie auf dem Dachboden vor sich hin. Auch die Datierung beruht nur auf den Keramikfunden aus der gleichen Schicht- Dendrochronologie ist in Rumänien noch immer eine seltene und teure Methode. Naja. Mir tut es jedenfalls weh, so etwas mitansehen zu müssen...

MIttwochs, nachdem allen anderen außer mir unsäglich schlecht von einem anscheinend etwas halbgaren Hähnchenschnitzel war, fuhren wir über Cincsor, wo A.s Familie herkommt nach Gherdeal zu einer ihrer Verwandten. Eigentlich keine dreißig Kilometer dennoch braucht man fast eine Stunde, so schlecht sind die Straßen.
Nachdem wir dort untergekommen waren, fuhr ich mit M. zum Kloster Sambata, was mir recht touristisch schien. Dahinter gab es einen Weg, der weit hinauf in die Fagarasberge (Bild) ging. Leider kamen wir nicht bis zur Einsiedelei, als der Weg so richtig schön wurde, mit Wasserfällen und Baumstammbrücken, mussten wir umkehren, da wir dem Auto zuliebe vor Dunkelheit zurück sein wollten.


Als kleine Entschädigung fuhren wir am nächsten Morgen -mit leider viel zu viel selbstgemachtem Schafskäse im Gepäck, den A. und W. sehr verabscheuten- die Passstraße (Bild) nach Curtea de Arges hinauf, die quer durch das Fagarasgebirge führt. Abends kamen wir über Heltau nach Michelsberg, zur romanischen Bergkapelle. Eigentlich hatte ich hier C. beim Filmen für sein Ambient-Projekt treffen wollen, aber ich konnte meine emails nie regelmäßig einsehen und so haben wir uns irgendwie verpasst... Schade eigentlich, aber er meint, er wolle sich melden, wenn er wieder in Deutschland ist.


Nach reichlich Duschen mit Bier und einer ziemlich brutalen Kissenschlacht abends waren wir tags darauf in Hermannstadt unterwegs, essen in der Lieblingspizzeria, dann im Museum. Leider waren wir für heute zu spät um das Große Freilichtmuseum zu sehen.
Auf der Suche nach einem Schlafplatz fuhren wir in die Berge in Richtung Paltinis. In der Nähe des Luftkurortes stellten wir das Zelt unter einer großen Tanne auf , mit weitem Blick über das Tal. Obwohl ständig Nebel vorbeizog, blieb es trocke, und wir saßen noch lange draußen.

Samstag morgens war das Zelt von Hunderten von Schafen umgeben (irgendwelche Hirten mit irgendwelchen Tieren waren komischerweise eigentlich jeden Morgen in der Nähe, wenn wir irgendwo -vermeintlich abgelegen- gezeltet hatten...), wir packten zusammen und frühstückten beim Auto unter den gierigen Blicken der erbärmlich stinkenden Schäferhunde, die es kaum zu interessieren schien, dass ihre herde schon einen halben Kilometer weitergezogen war.
Fats den ganzen Tag verbachten wir im Freilichtmuseum Astra (ich glaube, ich kann für's erste keine Mühlen mehr sehen, egal ob jetzt, Öl- Walk-, oder Mhelmühlen, wind- wasser oder göpelbetrieben...), M. und ich betrieben ausgiebig Reenactment-Shopping und stopften tütenweise Wolle und Holzschüsseln ins sowieso überladene Auto.
Über Medias fuhren wir nach Birthälm, nochmal irgendwo am Wegrand zelten. Beim Abendspaziergang bot uns ein eigentlich sehr hilfsbereiter Feldarbeiter an, auf seinem Pferdewagen mitzufahren, er verstand aber irgendwie nicht, dass wir gar nicht nach Dumbraveni wollten, sondern nur zum nächstern Feldweg, sodass wir nach energischen Protesten fast dieselbe Strecke wieder zurücklaufen mussten, die wir mit ihm gefahren waren. Was solls...

Sonntagmorgens riefen wir von Birthälm aus C., einen Ikonenmaler aus der Moldau und Freund von A.s Bruder, an, wann wir denn vorbeikommen könnten, Die Leitung war aber so schlecht, dass seine Frau irgendwie ncihts verstand und wieder auflegte. Ähnlich erging es M. mit dem Telefon, der seiner Schwester eigentlich nur zum Geburtstag gratulieren wollte und dabei schon fast in den Hörer schreien musste.
Wir fuhren trotzdem los. Eine vermeintliche Abkürzung uer durch die Wälder hinter Sighisoara entpuppte sich gemeingefährliche Schlaglochpiste, so dass wir erst nachmittags am Lacul rosu ankamen. Der See entstand um 1850 durch einen Erdrutsch und bedeckte einen Wald, dessen Stümpfe heute noch aus dem Wasser ragen. Trotz der vielen Besucher hatte er im Zwielicht eine unheimlcihe Ausstrahlung.Da wir heute noch durch die Nordostkarpaten wollten, fuhren wir noch zwanzig Kilometer weiter. Die Straße führte durch steile Felsschluchten. Hinter einer Serpentine ragte uns gegenüber plötzlich ein Berg auf, eher eine steile Felsnadel (Bild), die eher aus einem Capsar-David-Friedrich-Bild stammen könnte als aus der Realität.
Irgendwo bogen wir rechts ab und verbrachten die Nacht bei Vollmond auf einem Hang zwischen zwei kleinen Dörfern, das Rauschen des Baches hinter mir ließ mich bald einschlafen.

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