Lennard S. K.
In den Momenten danach konnte ich genau einen kurzen Anruf bei meiner Schwester tätigen. Kurz darauf kam die Hebamme mit neuen Anweisungen zurück und ich unterbrach das Telefonat. Trotzdem wusste wenige Momente später fast die gesamte Verwandtschaft bescheid, denn so einige waren gerade auf der "Mess" unterwegs (eine Art Jahrmarkt auf dem zumeist die gesamte Region in der Heimat unterwegs ist) und eine geschickt platzierte Sms meiner Schwester setzte den Informationsfluss in Gang.....

In den nachfolgenden Tage schaffte ich in stillen Momenten einige kurze Telefonate bei meinen wichtigsten Leuten. Irgendwann feuerte ich dann auch den obligatorischen Facebook-Status ab. Vor einigen Tagen kam ich dann auch dazu einige eCards zu verschicken und seit gestern weiss auch mein sog. "bester Kumpel" bescheid (etwas ironisch geschrieben, da er ja in all den Monaten der Schwangerschaft kaum von sich hören lies) Inzwischen habe ich auch schon in einer kurz dahingerotzen Rundmail meine Kollegen informiert.
Einzig und allein das Diary habe ich vergessen, aber dazu komme ich ja gerade:

Lennard S. K. ist da!!! Geboren am Sonntag, den 28.08.2011 mit einem Geburtsgewicht von 3730 und einer Körpergröße von 50 cm.

Was soll ich sagen? Wir hatten ja eigentlich damit gerechnet dass er schon etwas früher "schlüpfen" würde, aber noch zum Termin, dem 24.08 war von Wehenaktivität kaum etwas zu spüren. Schließlich hatte meine Frau den Termin für die Einleitung und schlürfte den gar köstlichen Wehencocktail und wenige Stunden ging es so langsam los......

Ja, ich erinnere mich noch daran, wie sie gut gelaunt Richtung Kreissaal geschlendert ist und verkündete, sie hätte Wehenaktivität. Die diensthabende Hebamme wies sie jedoch daraufhin, dass sie unmöglich Wehen haben könnte. Keine Frau kommt mit guter Laune und Leichtigkeit, wenn sie in den Wehen liegt. Sie hatten Recht, etwa einen halben Tag später hatte ich sie mit dem Rollstuhl in den Kreissaal geschoben...

Gut, ich will jetzt nicht alle Details der Geburt hier verarbeiten, nur soviel: Für mich als Ehemann war es, wie erwartet, keine leichte Kost. Das gesamte Know-How des Geb-Vorb-Kurses war irgendwie ziemlich sinnlos, davon abgesehen dass ich das meiste ja wieder vergessen hatte, konnte ich halt wirklich nicht viel machen um ihr beizustehen; abgesehen davon ihr eben durch meine Präsenz beizustehen und sie mit kleinen Gesten zu supporten.

Dieser ganze Geburtsvorgang ging so neun Stunden. Den halben Tag nicht mitgerechnet, den sie in ihrem Zimmer schon unter zunehmenden Schmerzen verbrachte. So gesehen hatte sie keine Traumgeburt. Im Vergleich hatte ihre Zimmergenossin, die wir ebenfalls vom Geb-Vorb-Kurs kannten eine relativ zügige Geburt: Abends gekommen, noch vor Mitternacht das fertige Baby gehabt.....

Bei meiner Frau hat es eben länger gedauert, aber letztendlich zählt dieser eine Moment, als unser Kleiner dann endlich draußen war und das wiederum habe ich in bester Erinnerung. Er hat uns so lieb angeschaut und ist so zuckersüß gewesen. Ich weiss nicht so recht, ich konnte es wirklich kaum glauben, aber da war er dann wirklich da gewesen. Und er war so winzig und spielte mit seinen kleinen Fingerchen herum. Unser erster Eindruck war, er würde ganz nach mir kommen. Dunkle Häärchen, bräunliche Augen, etc.... inzwischen hat sich das um einige Nuancen verändert, aber er ist unbeschreiblich süß.....

Noch in diesen Augenblicken erzählt meine Frau von ihrem Traum, in dem unser Junge den Namen Tobias erhalten sollte. Wir hatten schon öfter darüber gesprochen und ich war ja mehr für Leonard gewesen und machte ihr den Vorschlag die Namenswahl zu vollenden wenn wir ihn bei uns hätten. Einige Momente später wurde ihr aber klar, dass der Kleine doch eher nach Lennard aussah und darüber war ich mehr als begeistert. So hieß er nun also Lennard S.

Die folgenden Tage verbrachten die beiden noch im Krankenhaus, ich war tagsüber anwesend und fuhr abends nachhause. Es dauerte noch einige Tage länger, da die Blutwerte des Kindes noch nicht stabil genug waren, aber bald war es soweit und wir hatten unsere erste gemeinsame Nacht zuhause.

Die ersten Tage waren recht anstregend, ich erinnere mich da an eine der Nächte, in welcher ich einige Stunden meinen Finger in seinem Mund stecken musste, damit er nicht zu weinen begann. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir noch angenommen, das wir keinen Schnuller nehmen sollten wg. den Stillproblemen. Inzwischen hat sich das alles sehr gut eingependelt. Zwar müssen wir ihn alle drei Stunden, also auch in der Nacht, füttern, aber wir haben uns das ganz gut eingeteilt und so sind wir tagsüber so einigermaßen fit und erleben nicht sonderlich viel Geschrei es sei denn wir sind spät dran mit dem Fläschchen oder der kleine hat phasenweise keine Lust auf das Gewickel....

Mir macht es wirklich großen Spass. Füttern, Wickeln, ihn herumtragen, mit ihm spazieren gehen etc, etc. Ich bin wirklich extrem glücklich mit ihm und das gilt natürlich auch für meine Frau, die sich ebenfalls kaum an ihm satt sehen kann.

Wir hatten insgesamt einige schöne erste Tage zu Dritt und wir freuen uns auf alles was bald noch kommen wird.

Meiner Frau geht es den Umständen entsprechend gut. Sie hatte die letzten Tage noch geburtsbedingte Schmerzen und war phasenweise nicht ganz so gut drauf. Aber inzwischen geht es ihr wieder prima und ich will doch meinen, dass die Zeit mit ihm das alles überwiegen mag.

Ab kommender Wochen muss ich wieder arbeiten und dann müssen wir mal sehen wie wir das alles handeln können, aber ich bin da ganz zuversichtlich, das schaffen wir und ich werde natürlich soviel Zeit wie möglich mit meinem kleinen Sohn verbringen können.

Das ist die ganze Wahrheit.

Cheerz und Gruß
Allan


Nachtrag 3.12.2012:
Da Google bei der Eingabe beider Vornamen sofort einen Link zu diesem Tagebuch ausspuckt, habe ich die Angabe seines zweiten Vornamens nun auf den ersten Buchstaben reduziert.