Bewerbung
"Hey AL,
Ich denke, ich muss keine großen Worte darüber verlieren weswegen ich dir die Mappe gebe. Benutze sie als Aufbruchs-symbol. Es tut mir leid, dass ich dir.................ich versuch auch erst gar nicht, nach Ausreden zu suchen.
Ich hab meine Stelle bei München bekommen, ab 19.9 geht´s los und mein Kleinhirn vibriert vor Vorfreude. Egal, ich kann dann nur ca. jeden Monat heimkommen, und hoffe, dann öfter den Ansporn zu haben dich zu treffen. Aber ich wollte diesen Brief eigentlich nicht wegen mir, sondern deinetwegen aufsetzen. Ich weiß, dass du weißt was du willst-aber verpiss dich endlich aus diesem Kaff. Du weißt selbst am besten, dass du "zu etwas anderem" mit Sicherheit größerem bestimmt bist.

Mach´s gut, oder vielmehr besser"

Efeu zu Freudenstein

Jepp. Süß isser ja, der werte Herr zu Freudenstein bzw. mein Freund Oliver. Und das eine muss ich ihm lassen. In der symbolreichen Ideenfindung stellt er selbst mich noch in den Schatten. Glaub ich zumindest augenblicklich. Hab mir ja schon die ganze Zeit überlegt, was ich ihm demnächst zum Geburtstag schenken soll, und eine Idee schien mir doch recht passend: "Einen Alk- und Drogenfreien Abend mit mir" aber ich bin mir im Augenblick gar nicht so wirlich sicher, was für n Film da grad am Laufen ist. Vielleicht doch jener, in dem der Nebel sich lichtet und das Chaos allmählich zur Kunst musiert?
Nunja, wollen wir´s mal nicht zu hoch spielen.

Oliver hat da ja leicht reden. Wieviel Leute gab es denn in seinem Leben, die ihm permanent in den Arsch getreten haben? Ich kenn mal zumindest zwei. Kein Grund für ihn also den Messias zu spielen. Ich weiss ja selbst, dass ich zulange schon dieser ganzen scheisse entfliehen muss. Dass ich Jahre meines Lebens verschwendet habe, und meiner eigenen Entfaltung hoffnungslos hinterherhänge. Wie sollte mir das auch entgangen sein? Ich bin durch und durch verseucht von dieser ganzen Psychoscheisse, die meinen Geist Tag für Tag mehr deformiert. Wie kann man nur davon ausgehen, dass ich dieser Situation je blind geworden bin?

Interssant ist aber zu hinterfragen, warum Oliver glaubt mir diesen Gefallen tun zu müssen. Ich glaube die Idee kam ihm, weil er (mit oder ohne Support kann ich jetzt mal außer acht lassen) einen komplexen Handlungsstrang, den er zuvor als unüberwindbar fürchtete, doch irgendwie hinter sich bringen konnte, ohne dabei das befüchtete Scheitern herbeizuführen. Das Wissen: "Es ist möglich!!!", ist dass, was er im Grunde mir mitzuteilen gedachte.

Das ist toll. Das ist schön für ihn, und ich danke ihm dafür, dass er mich bis hierher nicht vergessen hat, und mich für meine Ansichten auch nicht meiden will. Ich bin auch schon total gespannt wie die Geschichte wohl weiter geht. Und ich kanns kaum erwarten, ihn in seinem neuen Wirkungskreis heimzusuchen und die Gegend aufzumischen. Nur.

Wie um alles in der Welt kommt er darauf, dass in mir ein Bewusstsein besteht, dass genau weiss, worauf ich zusteuern möchte?

Ist mir im letzten Jahrzehnt vielleicht irgendwas an mir entgangen? Irgendwas sinnvolles, das beständig bleibt? Dann wirds langsam mal Zeit dass ich da mal drüber stolper und ihr entfalle, der meinen, sich dehnenden Unsicherheit.