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Tagebuch sie
2020-06-06 01:55
aus aktuellem anlass
vor einem jahr wohnte ich mit meinem partner in einem schönen mehrfamilienholzhaus am rand einer hessischen universitätsstadt. unsere nachbarn waren alle relativ jung, bisschen öko, bisschen alternativ, sehr friedfertig, politisch korrekt und weiß – sie hatten kleine kinder und studierten irgendwas mit nachhaltigkeit, oder hatten keine und arbeiteten bei einem naturkosmetikunternehmen. die atmosphäre war entspannt und bisschen utopisch: man hat gemerkt, dass hier fans von astrid lindgren wohnten.
long story short: mag sein, dass hierzulande nicht so viele schwarze von der exekutive dank des seit jeher bestehenden institutionalisierten rassismus ermordet werden wie anderswo. aber dass unverschleierter, heftiger menschenhass gegen schwarze existiert und dass viel zu viele unserer mitbürger das einfach so hinnehmen, ist fakt und das darf nicht sein.
bitte versteht das nicht als fishing for compliments oder sowas. ich bin selber nicht ganz ,,weiß" und deswegen wäre es mehr als nur erbärmlich, bei derartigen beleidigungen die schnauze zu halten, die ich aus erzählungen und erlebnissen von und mit meinen eltern, großeltern und so weiter leider nur zu gut kenne Kommentare
19:43 13.06.2020
boh. ich hab mich beim lesen grad so aufgeregt und hätte genauso gehandelt wie du. wobei ich den schweigenden nachbarn wohl später noch meine meinung gesagt hätte. das ist ja echt krass!
11:05 06.06.2020
Dass ist das Problem. Viele halten einfach die Klappe. Gut, ich habe gestern auch meine Klappe gehalten, aber es betraf mich und mir war klar, dass ich von außen keine Hilfe erwarten konnte. Aber eigentlich ist es wichtig genau in solchen Momenten etwas zu sagen. Finde es bewundernswert von dir, dass du dich dazu geäußert hast und traurig, dass dein Nachbar dich sogar noch zurechtweist.
07:45 06.06.2020
Ich finde die Nachbarn, die schweigend daneben stehen und später von dir mehr Freundlichkeit fordern, total daneben! Diese schweigende Mehrheit ist es letztlich, die die Dinge geschehen lässt. Die lauten Idioten fühlen sich durch die Schweizer bestätigt! Ich finde, dass es Grenzen für Diplomatie gibt. Manches ist einfach NICHT TOLERIERBAR. Wer alles toleriert, dem ist alles gleichgültig. Ich bin weiß. Und ich wäre auch laut geworden! In meinem Freundeskreis gibt es auch einen Idioten, den ich, nach Meinung der anderen, "einfach ignorieren" soll, weil "er halt so ist - man kennt ihn ja - im Grunde ist er ein netter Kerl"... Ich halte nicht den Mund, wenn er so rassistisch oder homophob rumprollt- wenn er so'n netter Kerl ist, soll ER sich bitte anders verhalten. Du hast gar nichts zu bereuen!
04:34 06.06.2020
Zunächst mal mein voller Respekt für Deine Aufrichtigkeit und Dein Einstehen für eigentlich normale Grundsätze! Ich hatte das Glück, beruflich sehr international zu arbeiten und öfters an großen Tischen mit vielen Kollegen und Kolleginnen aus den unterschiedlichsten Ländern rund um den Globus zu arbeiten, es ist "eine" Erde und die Rasse heißt "Mensch", trotz vieler (meist ökonomisch trauriger) Unterschiede. Vielleicht findest Du mit der jungen Dame noch mal die Gelegenheit zum Gespräch im vis-à-vis, dann läuft es manchmal doch anders als über die Distanz bzw. im Kreis mit Mehreren. Grundsätzlich: alles richtig gemacht, wenn auch vielleicht ein wenig (zu) undiplomatisch ![]() Bleib gesund und Good luck! ![]() |
sie OfflineDE mehr... 2020-06-06 01:55 |