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Tagebuch ShainaMartel
2008-10-07 09:41
Depressions-Tagebuch
Ich höre im Hintergrund Industrial und spüre den Geschmack von Kaugummi in meinem Mund, obwohl ich keines kaue.
Es ist Einbildung, der vermeintliche Geschmack stört mich.
Doch wie sieht es mit meinem Leben aus? Etwa anders?
Mein Blick wandert über die in einigen Kilometern Entfernung liegenden Wälder, während mein Kopf von den schweren, aggressiven Klängen betäubt wird. Ich weiß nicht mehr, wer ich bin. Ich weiß ja nicht einmal, was ich bin... Nein, ich weiß noch nicht einmal mehr, ob ich überhaupt bin. Wenn ich wäre, würde ich mich dann tatsächlich so verhalten, wie ich es tue, indem ich nichts tue? Jeder Tag geht hinfort, die Zeit verstreicht, ohne dass ich meinem eigentlichen Ziel nachgehe oder überhaupt auch nur ein Stück näherrücke. Fortlaufend frage ich mich, warum ich so dumm bin. Warum habe ich zugelassen, dass sie das aus mir machen? Ein seelisches und körperliches Wrack, das gegen keine Art seelischer Vergewaltigung und Misshandlung gefeit ist? Doch wenn sie es nicht aus mir gemacht hätten, wär ich dann das, was ich heute bin? Hätte ich die positiven Eigenschaften, die ich habe, wie Vertrauenswürdigkeit, Stolz und den Mut, zu mir selbst, zu meiner ganzen Art zu stehen, dann auch? Oder... stehe ich wirklich zu ihr?

Seufzend drehe ich mich um und blicke mit leicht feuchten Augen an die Wand, wo ein düsteres, selbstgemaltes Bild von mir hängt. Darauf zu sehen ist ein kleiner Wald, wie man es von mir kennt, im Vordergrund ein kleiner, abgelegen liegender Friedhof mit einigen keltischen Grabkreuzen darauf und einem Zaun im Hintergrund. Es sieht aus wie die an den schönsten, malerischsten und interessanten Orten Irlands. Meine fernen Träume scheinen mir näher zu sein als meine scheinbar nahen. Ich schließe die Augen und falte die Hände.

Ich bin von niemandem abhängig, das weiß ich. Ich kann es alleine, das weiß ich auch. Aber man kann alles tun, wenn man es denn will. Das ist nicht mein Problem. Ich könnte mich ganz simpel in den Bus setzen und nach Wuppertal fahren... Allerdings kenne ich mich aus irgendeinem Grund nicht gut genug, um sagen zu können, ob ich einer weiteren Zurückweisung erneut standhalten könnte... und deshalb tue ich nichts und sitze die Zeit ab. So, wieich es immer getan habe, fast mein ganzes bisheriges Leben. Oder gehe raus und fotografiere den Dom, das Schloss, die Burg und mache eines meiner geliebten Self-Fotoshootings. Oder ich geh in den Wald. Aber etwas Besseres zu tun, das habe ich nicht. Was denn auch? Ich kann mittlerweile verstehen, wie man die Menschen hassen kann. Das, was ich an ihnen hasse, ist das, was sie ausmacht, das, was sie von den anderen Tieren unterscheidet; ihre Ignoranz und vermeintliche Intelligenz. Ein Wesen kann mit den Dingen Schaden zufügen, die bei ihm besonders ausgeprägt sind, und das ist beim Menschen nun einmal seine Intelligenz. Und damit lässt er die anderen leiden.

Doch bin ich überhaupt anders? Habe ich das Recht, so etwas zu sagen? Ich kann keine Schwäche zugeben, ist das nicht auch eine menschliche Eigenschaft? Ich kann nicht einmal zu meinem vermurksten Leben stehen.

Ich kann niemandem mehr zuhören, für niemanden mehr da sein. Vielleicht will ich es auch gar nicht. Nie hat es jemanden interessiert, wie es mir geht, ich hab immer versucht, für die anderen dazusein. Und anstatt mich wenigstens zu ignorieren, wurde ich auch noch gemobbt, zumindest in der Schule. "Du bist kein Mädchen", "Verpiss dich", diese Worte neben der alltäglichen Ausgrenzung tuen weh, sehr weh, und brennen sich schmerzlich in das Gedächtnis. Hinzu kommt auch noch
das schallende Lachen und das fiese Gibbern, das man nicht mehr vergessen kann. Es ist unmöglich. Und deshalb werde ich für diese Menschen nie wieder Mitleid empfinden können, wenn jemandem etwas passiert. Ich kann nichts dafür, meine Emotionen sind dann abgeschaltet.

Ich stell die Musik ab und öffne das Fenster. Es wird allmählich dunkel, die Sonne ist verschwunden und weicht der schützenden Dunkelheit der Nacht.

Ich sehne mich heute so sehr nach den Dingen, wegen denen ich meine früheren "Freunde" dumm angeschaut habe. Doch woher sollte ich Hauptschülerin damals wissen, dass es jenseits von Hip Hop und Tussentum auch eine Welt gibt, die meinen Idealen entspricht, wenn ich nie etwas anderes als das gesehen habe? Ich dachte, dass die Welt aus ihnen bestünde, und wünschte mir den Tod herbei, um all das nicht mehr ertragen zu müssen.

Wie beneide ich die Menschen, die nicht nur den Mut haben, zu sich zu stehen, sondern auch den Mut, ihn den anderen zu zeigen.

Ich bin kein Werkzeug dieses Staates, nur geschaffen, um zu arbeiten. (Bin ich Frankenstein?? oO) Wenn ich rauchen wollte, täte ich das.
Wenn ich mich totsaufen wollte, täte ich das auch. Weshalb braucht man für etwas die Erlaubnis der Eltern? Wird man in der Nacht auf
seinen achtzehnten Geburtstag auf einmal gescheit? Ich bin schon immer erwachsener gewesen, als es viele, sehr viele andere waren.
Tauscht mich gegen Angela Merkel ein und ihr werdet sehen, dass ich nicht lüge. Hm. Wenn man sich ein Messer in den Leib rammt, braucht man dafür etwa eine Erlaubnis? Wenn ich das will, dann tue ich es auch, und davon scheint es nicht mehr sonderlich fern.

Bei all diesen Dingen frage ich mich doch; Warum lebe ich in dieser Welt, die vor Müll ihr eigenes Leid nicht sehen kann? In dieser Welt, in der alles nicht meinen Vorstellungen entspricht, einer Welt, die für mich nur zum Leiden ist?

Ich stelle die Musik wieder an, dieses Mal noch lauter. Weinend vergrabe ich das Gesicht in den Händen. Ich will einfach nur wissen, was ich die ganzen Jahre über falsch gemacht habe, warum ich schon im Kindergarten anders war als die anderen und immer ausgegrenzt wurde...

@ Insider: Es macht einfach Spaß, zu provozieren. Es ist einfach ein tolles Gefühl, wenn man andere spüren lässt, dass man sich das, was sie aus einem machen wollten, nicht unbedingt hat gefallen lassen, sondern sie eher die gegenteilige Wirkung damit erzielt haben, auch wenn es bei mir vielleicht nicht hundertprozentig zutrifft, weil ich tagtäglich noch immer Einzelgängerin bin. Es ist seltsam, bei was für einer geringen äußerlichen Abweichung von der Norm die Leute schon Angst kriegen und die Flucht ergreifen, zumal ich immer dachte, ich sähe dafür viel zu süß aus, aber es freut mich ungemein, es ist total amüsant, ihre Reaktionen zu sehen. Ich glaub, das macht die Schminke

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