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Tagebuch seltsam
2007-01-12 09:13
Sarg aussuchen
Später am Tag fuhren mein Freund und ich zum Beerdigungsinstitut um einen Sarg auszusuchen. Meine Mutter konnte es nicht, also musste ich es wohl oder übel tun. Als Kind hab ich meinem Vater oft die Krawatte oder das Hemd rausgesucht wenn er auf Geschäftsreisen musste. Er war eigentlich immer einverstanden mit meinen Vorschlägen und lobte meinen Geschmack.
Es war unwirklich. Dazustehen und einen S a r g für meinen eigenen Vater auszusuchen.
Ich hasse Särge.Ich finde sie nie schön oder ästhetisch oder sonstwas. Davor hatte ich Angst. Aber ich saß im Auto in Richtung Institut.
Circa eine Stunde nach dem Aussuchen waren auch schon die Bestatter da um meinen Vater abzuholen. Mutti hatte in der Zeit die Sachen rausgelegt von denen sie dachte das mein Vater sie gerne tragen wollte. Sein rotes Jackett. Das hat er geliebt.
Wärhend die Männer meinen Vater umzogen etc. waren wir im Nebenzimmer. Simon war mir eine große Stütze. Meine Mutter war so...ich weiss nicht ob die deutsche Sprache überhaupt ein Wort dafür hat.
Als die Männer fertig waren hattenw ir die Möglichkeit uns nochmal zu verabschieden.
DAS war das schlimmste. Ihn im Sarg liegen zu sehen. Das Endgültige. Kein Alptraum, kein Scherz. Ein Sarg. Sein Sarg. Sein Sarg den wir ausgesucht hatten.
Meine Mutter weinte so schrecklich. So furchtbar hab ich sie noch nie in meinem ganzen Leben weinen sehen. Es war eigebntlich kein Weinen, es war ein Heulen. Sie so erbärmlich laut geschluchzt und geheult.
Ich habe Simon gesagt er soll meine Mutter rausbringen. Ich wollte nicht das sie sieht wie er davon gefahren wird. Ich hab den Männern noch die Tasche getragen weil ich nicht wollte das sie nochmal ins Haus kommen. Also bin ich hinter ihnen her. Hinter den Männern. Und meinem Vater.
Als sie wegfuhren ging ich wieder ins Haus. Als ich um die Ecke des Hauses bog öffnete sich ein Stück grauer Nieselregenhimmel und ein wenig goldenes Licht floss raus. Ich blieb stehen, weinte und lächelte und ging ins Haus.

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leben 

Kommentare

15:50 19.01.2007
Als meine Oma starb, war ich nicht bei ihr. Sie war sehr krank, aber trotzdem war es "plötzlich und unerwaret". Mit dem Himmel und Deiner Reaktion auf das bißchen Sonne an einem Regentag... mir ging es ganz genauso!
Ich hatte damals (und heute) das Gefühl: ich konnte nicht bei ihr sein um mich zu verabschieden - also kam sie noch für einen kurzen Augenblick zu mir.
Ich finde den Gedanken tröstlich!
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20:42 12.01.2007
der letzte satz....
du hast herz und kraft - und von beidem sehr viel.
und einen freund, der dir wirklich stütze ist.
in aller trauer - doch gut, das zu lesen......
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16:22 12.01.2007
das ging mir genauso...
ich wünsche dir auch ganz ganz viel Kraft und alles Liebe!
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09:15 12.01.2007
ich hab einen richtig dicken kloß im hals. ich fühle mit euch. lieben gruß!
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