Retrofund im Sperrmüll
Ich hatte als Kind eins. Meine Freundinnen auch. Wir haben es geliebt. Gut, es hat an den Beinhaaren geziept, die man im Kindergarten noch hatte. Und es ist irgendwie sinnfrei. Aber es war ein Stück der Endachtziger.
Ein Skip-it.
Für die, die es nicht mehr kennen: Es besteht aus einem Ring, durch den man den Fuß steckt. Daran in ein Seil, an dem wiederum ein kegelförmiges Ding befestigt ist. Das brachte man dazu, sich um das Bein zu schwingen und mit dem freien Bein hüpfte man darüber.

Montagabend gingen mein Schatz und ich wieder durch unser Ghetto spazieren. Links und rechts lagen Reste vom Sperrmüll. Das Sperr war weg, der Müll noch da.
Auf einem dieser Haufen lag es. Ich schreie auf, bücke mich und quietsche meinen Freund an: Ein Skip it!!! In Pink!! Ich hatte genau so eines als Kind!!!!
Wir setzen unseren Weg fort und ich erzählte ihm von meinen Freundinnen und dem Spielzeug.
20 Minuten später standen wir wieder vor dem Ding. Diesmal kam wit und breit kein Auto und ich bückte mich, stülpte den Ring um meinen Fuß und gab schwung...es funktionierte und ich konnte es noch!
Aber etwas albern kam ich mir doch vor, wie ich um 23 Uhr mitten in ner fremden Einfahrt mit fremder Leute Müll spielte. Also gingen wir weiter. Trotzdem ging mir das Ding nicht aus dem Kopf. Es ist ein Stück Kindheit. Ein bisschen was Heiles. Es erinnert mich an eine Zeit, in der noch alles, alles bestens war.
Auf dem Heimweg überlegte ich laut, was wohl mit dem Skip it passiert.
„Ob es von einem Kind mitgenommen wird?“
Wohl kaum, dachte ich. Welches Kind weiß heute noch was das ist und wie es geht?
„Dann kommt es auf den Müll“ kam uns in den Sinn.
„...und es wird zu ner Flasche verarbeitet“, bemerkte mein Freund.
„Es sieht genauso aus wie meins von damals“.
Mein Freund nahm meine Hand, schritt festen Schrittes mit mir zurück, sammelte das versiffte Ding auf und trug es nach Hause.
Glücklich lächelnd schrubbte ich das Teil in der Dusche.
Heute Abend nehm ich es mit zu meiner Mutter. Da kann ich dann unserer Einfahrt hüpfen...und keiner sieht mich.