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Tagebuch seltsam
2006-12-13 13:44
Alliierte Befreier?
Ich habe heute morgen allen Mut zusammen genommen und meine Mutter angerufen. Mein Freund hat mir gestern Abend noch erzählt das er mit meiner Ma ne halbe Stunde im Auto gesessen hat und sie sich bei ihm ausgekotzt hat. Viel neues ist dabei nicht rausgekommen, zumindest nicht für mich.
Mein Vater ist wütend auf mich (nichts neues in solcher Situation), meine Mutter verletzt (ebenfalls nicht neues) und ich bin das Schwein (s.o).
Trotzdem hab ich heute morgen angerufen und sie hat sogar mit mir gesprochen. Wir mussten zwar aufhören als mein Vater kam, aber immerhin.
Am Klang ihrer Stimme hab ich erkannt, dass sie wirklich verletzt und etwas beleidigt ist. Obwohl verletzt und beleidigt die falschen Worte dafür sind. Besser kann ichs aber auch nicht ausdrücken, zumindest im Moment. Immer wenn es darum geht, so genau wie möglich zu beschreiben wie ich mich fühle, was ich denke oder sagen möchte, fehlen mir die Worte. Zum kotzen sowas. Und das obwohl ich immerhin Germanistik studiere...
Es ist alles so verfahren.
Ich weiss es und meine Mutter weiss es. Ich komme immer wieder, seit Jahren, zu den selben Erkenntnissen. Immer wieder resigniere ich, akzeptiere ich. Aber der Optimist in mir (klein aber vorhanden) redet mir in regelmäßigen Abständen ein, dass es sich ändern kann. das ich was ändern kann. Das ich reifer, besser und kompetenter geworden bin.
Gelogen. Nichts wird oder kann sich ändern. Das Verhältnis zu meinen Eltern wird immer so bleiben. Es ist nicht schlecht oder schlimm, aber manchmal verdammt belastend und schwer zu tragen. Noch schwerer zu beschreiben.
ich liebe sie beide über alle Maßen, aber genau das macht es so schwer. Sie sind die tollsten Menschen, aber auch die schlimmsten.
Sie sind die KZ-Wärter und gleichzeitig die alliierten Befreier.
Sie sind mein Segen und meine Verdammnis.
Sie sind meine Eltern und ihre Tochter.
Es ist so schwer. Ich liebe sie zu sehr und sie zu hassen.
Und ich hasse sie weil ich sie zu sehr liebe.

Aber ich habe (hoffentlich) begriffen das es wohl nicht immer eine Lösung gibt. Das man sehr wohl mit Stagnationen im Leben leben muss. Das Leben ist nunmal kein Wunschkonzert.
Manchmal muss man wohl einfach dasitzen und zuhören und ertragen. Man kann anscheindend nicht immer aufstehen und gehen. Oder irgendwo Beschwerde einreichen.
Das ist komischund schwer verständlich. Noch schwerer in der Umsetzung, gerade für mich.
Aber ich denke das einer der wichtigsten Schritte im großen Ballet des Erwachsenwerdens der ist, einfach (oder eben nicht einfach) zu akzeptieren. Einfach zu akzeptieren.

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leben 

Kommentare

09:11 14.12.2006
Wow, das ist ja fast lyrisch.Erinnert an meine Eltern. Die sind auch doof, aber ich hab sie trotzdem liep. Keine Ahnung wieso.
Soll der Kommentar wirklich gelöscht werden?
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2006-12-13 13:44