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Tagebuch seltsam
2007-02-09 00:36
1. Jahr tot
Am 10. ist die erste Gedenkmesse für Björn.
Und ich habe Angst.
Angst vor seinen Eltern, vor den Erinnerungen, Angst davor nicht stark sein zu können, weinen zu müssen.
Angst vor den Fragen, Fragen die ja unweigerlich kommen.
Angst vor meiner Antwort.

Aber ich muss hingehen. Unsere ganze Clique geht hin. Zusammen werden wir die Kirche betreten und zusammen verlassen. Denn in der Gruppe sind wir stärker. Jeder weiss um den anderen und kann im Fall der Fälle abschirmen.
Meine Freunde wissen das mein Vater an dem Tag genau einen Monat und einen Tag tot ist.
Ich will nicht nach meinen Eltern gefragt werden, will die Antworten nicht geben.
Ich will gar nicht hin. ich will lieber in meiner Welt bleiben und mich vergraben, meinen Schutz aufrecht halten, mich ablenken und in der Arbeit Ablenkung suchen.
Ich bin stark, bin es immer gewesen, hab es immer sein müssen.
Jede gesehene Träne ist wie eine Ohrfeige für mich.
Ich hab Angst nicht mehr aufhören zu können.

Und trotzdem werden wir hingehen. Im Schutz der Gruppe. Und ich weiss jetzt schon das ich heulen werde wie ein Schlosshund.
Und ich weiss das es nicht nur wegen ihm sein wird. Das finde ich jetzt schon irgendwie falsch. Aber ich weiss jetzt schon das es nicht zu ändern ist.
Ich will keinen emotionalen Dammbruch. Nein, nein, nein!

Ich hasse es meine Gefühle zeigen zu müssen. Ich hasse diese Ohnmacht es nicht zurückhalten zu können.

Aber es ist meine Pflicht. Ihm gegenüber, dem ganzen Dorf gegenüber. Wir setzen ein Zeichen, jedes Jahr gehen wir aufrecht und stolz in die Kirche.
Wir lassen kein Vergessen zu.

Jedesmal wenn der eine oder der andere Schmerz zu groß wird, die Tränen sich in die Augen drängen wie Hooligans ins Stadion schlage ich meine Fingernägel in meinen Unterarm. Das hilft. Das ist krank, aber es hilft.

Krank ist auch das ich in der Kirche sitzen werde, auf seiner Feier und an meinen toten Vater denken werde. Und um ihn weinen werde.
Ich will nicht weinen.
ich will nicht traurig sein.
Ich will nicht.
Aber ich werde.

Tags

leben 

Kommentare

08:19 11.02.2007
So ein Jahrestag ist immer eine trauriege Sache.Man wird an die schmerzlichen Wunden erinnert.*Drück dich* Rapunzel
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14:38 09.02.2007
Das sind irgendwie auch meine Gedanken von heute morgen. Ich hatte so vor mich hin überlegt, dass meine Oma jetzt schon über zwei Monate tot ist und ich noch kein einziges Mal an ihrem Grab war. Weil ich nicht weinen will, weil ich nicht traurig sein will.
Wünsche dir viel Kraft und bin froh, dass es bei uns keine Gedenkmessen gibt. So bin ich wenigstens nicht gezwungen wieder traurig zu sein
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unbekannt
11:17 09.02.2007
und es ist verständlich.

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2007-02-09 00:36