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Thursday, 25. April 2024
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Tagebuch Schatten
 1919-03-04 hh:mm
Zwei Wochen sind vergangen, se...

Zwei Wochen sind vergangen, seitdem ich zuletzt schrieb. Wozu auch all` das Leid niederschreiben, welches schwerer auf uns liegt,  von Tag zu Tag! Die Lebensmittel werden immer knapper, besonders fehlt es an Kartoffeln --- und das soll nun noch beinahe 5 Monate dauern, bis wir wieder neue Kartoffeln bekommen. Wir selbst haben für uns genug, da ich ja seit April vor. Jahres kein Dienstmädchen habe und dadurch sparte, aber es gehen jetzt Polizisten in die Keller und sehen nach.! Jeder Erwachsene darf pro Woche 5 Pfund Kartoffeln haben, alles andere, was mehr an Kartoffeln da ist, wird mit Beschlag belegt und weggenommen. Gemüse gibt es nicht mehr, Brod ist knapp! --- Von Tag zu Tag bin ich froh, wenn wir wieder satt wurden oder wenn ein Zufall uns etwas Lebensmittel bringt! Die Preise sind schrecklich, das Pfund Fleisch kostet 4 M! Wurst 3 -4 M, Butter 15 – 18 M, ein Ei kostet eine Mark!! Ein Pfund Mehl = 2,50 M, Milch das Liter 50 Pfennig!! Dabei ist man froh, überhaupt etwas zu erhalten und bezahlt ohne Zögern die Wucherpreise!

Seit gestern haben wir wieder einen Franzosen im Hause, er ist ein ruhiger Mann, Sekretär des Kommandaten. --- Viel Aufsehen erregten 2 Regimenter Marokkaner, welche gestern ankamen und einige Tage hier rasten. Es sind freche, gelbgekleidete Menschen, sog. Kolonial-Truppen. In der Umgegend sind überall Streiks, Gott sei Dank nur kurze Zeit; wer weiß, wie es uns erginge, wenn wir nicht die Franzosen hier  hätten! Der rheinische Menschenschlag ist ungut und verseucht von revolutionären Ideen, die roten Arbeiter benehmen sich abscheulich. Die ersten Erlasse der neuen Regierung sind total „rot“,: Kriegs- und Teuerungszulagen für Arbeiter, die unsinnigste Arbeitslosen – Unterstützung, welche Faulenzer züchtet – es ekelt jeden Verständigen an, diese Menschen auf der Straße zu sehen, rauchend und schwatzend, die Hände offensiv in den Hosentaschen: „wir arbeiten nicht“ – und dafür werden sie gut bezahlt, lehnen infolgedessen jede angebotene Arbeit ab! Das ist der Segen der neuen Regierung! Die Spartakisten-Bewegung von Düsseldorf bis Wesel, ist durch die Regierungstruppen an den meisten Orten niedergeschlagen! Sobald Truppen erschienen sind die meisten Anhänger der Spartakisten verschwunden! ---

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