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Tagebuch Schalk
2005-05-29 19:34
Wer kennt noch Windscale?
Wahrscheinlich keiner, denn es heißt jetzt Sellafield, von dem ich gerade in den nachrichten hörte, dass seit dreiviertel Jahr radioaktive Abwässer in die Umwelt gelangten, was die Atombehörde als sehr ernst einstufte und von den Verantwortlichen (British Nuclear Fuels plc." (BNFL), der Rest von der "United Kingdom Atomic Energy Authority" (UKAEA) ) verschwiegen wurde.


In der britischen Wiederaufbereitungsanlage Sellafield hat sich offenbar ein schwerer Atomunfall ereignet. Durch ein Leck in einer defekten Leitung seien über mehrere Monate hinweg unbemerkt gut 83.000 Liter hoch radioaktiver Flüssigkeit ausgetreten, berichtete die Sonntagszeitung "Independent on Sunday". Auf ihrer siebenstufigen Skala für Atomunfälle habe die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) den Vorfall auf Rang drei eingestuft. (AFP)
Die Betreibergesellschaft British Nuclear Group hat zugegeben, dass in der Wiederaufarbeitungsanlage durch ein gerissenes Rohr viele Tonnen uran- und plutoniumhaltige Salpetersäure ausgelaufen sind. Neu ist, dass das Rohr dem "Independent" zufolge möglicherweise schon seit August vergangenen Jahres leckte, dies aber erst am 19. April entdeckt wurde. Nach Angaben der Zeitung bestätigt die Betreibergesellschaft auch dies. Die radioaktiven Abfälle, um die es geht, stammen demnach aus Deutschland.(Spiegel).

So wurde damals auch gehandelt, zumal es hier ja auch gar keine Westwinde gibt.
Pressewirksam wurde die Milch vor laufenden Kameras in den Gully gekippt, den Kindern für den Knochen und Zahnaufbau Kalktabletten gegeben und das wars.
Dass die Tabletten auch verseucht waren, stellte sich erst später raus und es redete keiner drüber.

Bei Tschernobyl gab es damals nur Ostwind.
So ändern sich die Zeiten.


Am 10. Oktober 1957 kommt es in einem britischen Kernreaktor in Windscale (heute Sellafield, Großbritannien) zu einem Brand, in dessen Folge eine Wolke mit erheblichen Mengen radioaktiven Materials freigesetzt wird, die sich über Großbritannien und über das europäische Festland ausbreitet. Der Unfall wurde auf der siebenstufigen International Nuclear Event Scale als Ernster Unfall (Stufe 5) eingestuft, d. h. ein Unfall mit Auswirkungen außerhalb des Betriebsgeländes und schweren Schäden am Reaktorkern (wie z. B. der von Three Mile Island).

Der Reaktorbrand
Am 7. Oktober 1957 beginnen die Techniker mit dem Ausheizvorgang, der nach drei Tagen abgeschlossen sein sollte. Der heruntergefahrene Reaktor von Pile 1 wird bei abgeschalteten Ventilatoren um 19:25 angefahren und bei 250° C stabilisiert. Durch die freigesetzte Wigner-Energie soll die Temperatur auf den vorgesehenen Höchstwert von 350° C steigen.
Am 8. Oktober deuten die Anzeigen darauf hin, dass die vorgesehene Temperatur nicht erreicht wurde. Da das Ausheizen bei der Planung nicht berücksichtigt wurde, fehlen in beiden Reaktoren Temperaturmessstellen, um den noch nicht vollständig verstandenen Ausheizvorgang ausreichend überwachen zu können. Das Bedienpersonal ist daher auf Erfahrungswerte und die für den Normalbetrieb vorgesehenen Temperaturmessstellen angewiesen. Obwohl einige Messstellen steigende Temperatur anzeigen, entscheidet der Operator um 10:30, den Reaktor weiter anzuheizen. Um 11:05 kommt es zu einem sprunghaften Temperaturanstieg um 80° C, ansonsten bleibt über die nächsten 1 1/2 Tage alles ruhig, obwohl das Graphit des Reaktorkerns vermutlich schon brennt.
Um 5:40 am 10. Oktober zeigen Messgeräte am Schornstein und am Betriebsgelände an, dass der Reaktor Radioaktivität freisetzt. Außerdem steigt die Kerntemperatur stark an. Zuerst geht man noch davon aus, dass eine mit Lithium und Magnesium gefüllte Isotopenkapsel geborsten sei und versucht, das Problem mit einem ferngesteuerten Messgerät zu lokalisieren, dessen Betätigungsgestänge sich durch die Hitze aber bereits verklemmt hat.
Erst um 15:00 alarmiert die Bedienmannschaft die Fabriksleitung. Da bis 16:30 keine Anweisungen ergehen, öffnet ein Techniker im Schutzanzug einen Schacht an der Vorderseite des Reaktorkerns und sieht die rot glühenen Brennelemente. Es ist klar, dass der Reaktor gekühlt werden muss. Die Ventilatoren können zur Kühlung nicht verwendet werden, da sie dem Graphitbrand noch zusätzlich Sauerstoff liefern würden und wegen der durch das Feuer beschädigten Brennelemente und Isotopenkapseln noch mehr radioaktive Stoffe an die Umwelt freigesetzt würden. Wasser kann auch nicht verwendet werden, da es mit dem geschmolzenen und brennenden Uran, den anderen Metallen und dem Graphit zu Wasserstoff und Azetylen reagieren würde und eine Explosion auslösen könnte. Daher versucht man, den Brand mit 25 t flüssigem Kohlendioxid zu löschen, was aber keinerlei Wirkung zeigt. Durch die Inspektionsluken im Dach des Reaktorkerns wird um 20:30 beobachtet, dass blaue Flammen aus dem Kern schießen. Die Temperatur steigt jetzt um 20° C pro Minute, am 11. Oktober um 1:53 werden 1.300° C erreicht. Inzwischen ist am Fabriksgelände Alarm ausgelöst worden. Obwohl schon den ganzen Tag lang Radioaktivität freigesetzt wurde, wird die Öffentlichkeit immer noch nicht unterrichtet. Zum Glück weht der Wind die radioaktive Wolke auf die Irische See hinaus.
Trotz der Gefahr einer Knallgasexplosion, die den gesamten Reaktor zerstören und das radioaktive Material des Kerns großräumig freisetzten könnte, versucht man schließlich am 11. Oktober um 8:55, den Brand mit Wasser zu bekämpfen, doch nichts passiert. Über die Inspektionsluken stellen die Techniker fest, dass das Wasser wirkungslos durch die Kanäle des Kerns schießt. Erst als um 9:56 der Wasserdruck reduziert wird, fließt das Wasser in den Kern hinein und kühlt ihn ab, die dabei entstehende riesige Dampfwolke setzt jedoch weitere Mengen an Radioaktivität frei. Das Feuer erlischt jedoch erst, als um 10:10 auch die Luftzufuhr zum Reaktor unterbrochen wird. Um den Rektor bildet sich aus den 9.000 m³ Löschwasser ein radioaktiver See.

Freisetzungen

Die beim Brand freigesetzte Wolke zieht über Großbritannien bis über das europäische Festland. Während des Brandes kommt es zu zwei Freisetzungen, zunächst durch das brennende Uran, später durch den Wasserdampf beim Löschvorgang.
Die Bevölkerung wurde jedoch erst am Tag nach den Ende des Brandes gewarnt und die Milch von 17 umliegenden Farmen wird eingesammelt und in die Irische See verklappt.
Am 12. Oktober wird auch Milch aus einem 500 km² größen Gebiet, die einen Grenzwert von 3.700 Bq überschreitet, eingesammelt und vernichtet. Obwohl auch Milch weiter entfernter Farmen durch 131Iod kontaminiert ist, wird sie verkauft und Aufzeichnungen darüber von der Regierung unter Verschluss gehalten, um die Bevölkerung nicht "unnötig" zu beunruhigen. Insgesamt wurden etwa 2 Millionen Liter 131Iod kontaminierte Milch verklappt.
Man geht davon aus, dass durch den Brand insgesamt 600-1000 TBq 131Iod, 450-600 TBq 132Tellur, 20-45 TBq 137Cäsium, etwa 200 GBq 90Strontium und 1,4 TBq 210Polonium freigesetzt wurden.

Schließung
1958 - 1961

Das Gelände rund um Pile 1 wird dekontaminiert und die unversehrten Brennelemente aus dem Kern entfernt. Soweit möglich werden die Steuer- und Kontrollstäbe in den zerstörten Kern eingefahren und die Zusatzeinrichtungen am Reaktor abmontiert. Eine 80 cm dicke Zementschicht wird über die mechanischen Durchführungen in der Strahlungabschirmung gelegt, um den Kern zu versiegeln. In den etwa 20 % des Kerns, die zerstört wurden, befinden sich noch etwa 6700 durch das Feuer beschädigte Brennelemente und 1700 Isotopenkapseln. Weiterhin wurden die Gebläse und Filter der Luftkühlung aus den Gebäuden B3, B4, B13 und B14 entfernt und die Luftschächte zu den Reaktoren zugemauert.
Pile 2 wurde nach dem Brand aus Sicherheitsgründen außer Betrieb genommenen und die Brennelemente entfernt.
Bis Mitte der 1980er Jahre wurde der immer noch aktive Kern von Pile 1 lediglich überwacht. Die Strahlung ist 2005 auf etwa 1 % des Wertes nach dem Brand abgeklungen.

Phase 1

Mit der Planung der erste Phase des Abbaues wurde Ende der 1980er begonnen und 1993 die Arbeit aufgenommen. Dabei wurden die Abschirmung um den Reaktor abgedichtet, die kontaminierten Zu- und Abluftschächte geschlossen und die Wasserkanäle, die verbrauchte Elemente zum Abklingbecken B29 transportierten, versiegelt. Zudem wurden der radioaktive Schlamm aus den durch den Brand stark kontaminierten Wasserkanälen zum Abklingbecken entfernt. Dabei fand man noch 210 alte Brennelemente in den Kanälen.
Diese Phase wurde 1999 abgeschlossen, sodass der Reaktorkern nun vollständig von den Zu- und Abluftanlagen und den Kanälen zum Ablinkgbecken getrennt ist.
Der Abluftschornstein von Pile 2 wurde im Zuge dieser Arbeiten bereits entfernt.

Phase 2

Derzeit werden Anstrengungen unternommen, das 1948 angelegte Abklingbecken B29 und das 1960 angelegte Becken B30, die beide mit radioaktivem Schlamm kontaminiert sind, zu reinigen. Da das Wasser nicht einfach abgelassen werden kann, sollen Unterwasserroboter zum Einsatz kommen, die den Schlamm in Behälter füllen und die Wände der Becken und Kanäle reinigen sollen.
Der Reaktorkern soll vollständig abgebaut und für die sichere Endlagerung vorbereitet werden. Die zweite Phase soll 2012 abgeschlossen sein und beinhält den Abbau des Schornsteins von Pile 1, Abbau des Graphitmoderators und der verbliebenen 17 t an Radionukliden.


Fröhliches Überleben

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