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Tagebuch Schalk
2005-12-05 16:51
Als ob ich‘s im Urin gehabt hätte
Den Artikel las ich gerade in der Tageszeitung.


RWE wusste von Materialmängeln


Hamburg/Essen - Nach den Stromausfällen und Mast-Zusammenbrüchen im Münsterland gerät der Energieversorger RWE durch Berichte über angebliche Material-Schwächen unter Druck. Die Chancen für Verbraucher und Firmen auf Schadenersatz könnten nach Einschätzung von Experten nun steigen. Der Grund: Nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" soll der Konzern RWE seit Jahren über Sicherheitsmängel im Hochspannungsnetz informiert gewesen sein. Wie das Blatt unter Berufung auf interne Papiere aus dem Jahr 2003 meldet, hätten bis zu 60 Prozent aller RWE-Hochspannungsmasten Materialfehler aufgewiesen. RWE wies am Samstag alle Vorwürfe von Fehlverhalten zurück. Es laufe ein teures Programm zur Mastsanierung.
Der Vorsitzende des Berliner Anwaltvereins, Ulrich Schellenberg, sagte dem "Tagesspiegel" am Sonntag: "Wenn das Unternehmen voraussehen konnte, dass die (Strom-)Masten den Anforderungen nicht gewachsen sind, dann steigen die Chancen für die Verbraucher, ihre Schadenersatzforderungen durchzusetzen." Bisher hätten sich die Konzerne bei den Stromausfällen auf höhere Gewalt berufen. Das sei nun anders: Denn nun gab es offensichtlich die Möglichkeit, die Probleme vorherzusehen, sagte Schellenberg. Auch der Energieexperte des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen, Holger Krawinkel, sagte der Zeitung: "Wenn grob fahrlässiges oder vorsätzliches Handeln festgestellt werden kann, dann müssen die Konzerne haften."
Die Industrie- und Handelskammer Münster hatte die Schäden ihrer Firmen durch das Stromchaos Ende November auf mehr als 100 Millionen Euro geschätzt. Das Handwerk machte Schäden in Höhe von 25 Millionen Euro geltend. Auch die Landwirte im Münsterland gehen von erheblichen Schäden aus. Schnee und Wind hatten dort Leitungen und Masten zerstört.
Nach Angaben des Konzerns ist bereits im Jahr 2001 ein Instandhaltungskonzept für die Masten mit einem Volumen von 550 Millionen Euro beschlossen worden. Im Vorfeld dieser Entscheidung war bekannt geworden, dass der für Hochspannungsmasten in Europa oft verwendete so genannte Thomasstahl spröde werden könnte. Der Energiekonzern habe vor Jahren seine Hochspannungsmasten daraufhin kontrolliert und einen unabhängigen Experten eingeschaltet.
Wie die "Berliner Zeitung" (Samstag) berichtet, besteht in Deutschland für einen Teil der Masten des Hoch- und Höchstspannungsnetzes auf Grund von Materialschwächen ein erhöhtes Bruchrisiko. Betroffen seien mehrere zehntausend Strommasten aus Thomasstahl, die bis Ende der 60er Jahre errichtet wurden. Bei diesem in einem Blasverfahren erzeugten Werkstoff, dem Luft beigemengt wurde, könne es zu "Versprödungen" kommen. Die Belastungsfähigkeit sei dann nicht mehr zu hundert Prozent sicher.
Der "Spiegel" zitiert zudem eine interne RWE-Risikoanalyse aus dem Jahr 2002, wonach viele Masten nicht einmal mehr 40 Prozent der normalen Zugbelastung standhielten. Bei extremen Wetterlagen könnte es laut der Analyse auf Grund der Materialfehler zu "flächenhaften Mastumbrüchen kommen". In dieser Analyse kalkulierten die RWE-Manager demnach auch "strafrechtliche Haftungsrisiken durch Personenschäden" ein. Die Eintrittswahrscheinlichkeit für einen solchen Unfall werde mit "bis zu 10 Prozent" eingeschätzt, zitiert das Magazin. RWE habe diese Informationen nicht der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Auch Behörden seien nicht unterrichtet worden.
Der Energie-Konzern hat dagegen nach eigenen Angaben alles unternommen, um die Risiken so gering wie möglich zu halten. Bereits vor Jahren seien alle Masten der Hoch- und Höchstspannung der früheren RWE Net, die aus den 60er Jahren stammten oder älter seien, einer optischen Kontrolle unterzogen worden. Aus einer Inspektion der Masten durch Besteigen hätten sich keine Hinweise auf flächendeckende Sicherheitsmängel ergeben. Erkennbare Mängel seien behoben worden.
RWE-Sprecher Peter Dietlmaier verwies zudem darauf, dass vorsorglich alle Masten aus Thomasstahl in der Nähe von Bebauungsgebieten oder an Kreuzungen vorbeugend saniert oder ausgetauscht würden. Bisher sei das mit rund 70 Prozent aller 2900 Masten dieser "Kategorie 1" geschehen. Im kommenden Jahr werde dieses Programm abgeschlossen. Bis 2015 sollten die restlichen betroffenen Stahl-Masten, die nicht als besonders gefährdet gelten, ebenfalls saniert oder ausgetauscht werden.

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