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Seit Freitag ist es amtlich: Daddy ist arbeitslos.

Wie genau sich das letztendlich auf unser Leben auswirken wird, müssen wir sehen. Aber allmählich beginne ich zu verstehen, warum dieser Schritt so notwendig war.

Papa hat in einer kleinen Privatfirma gearbeitet, in der der Chef seine eigenen Regeln aufgestellt hat...von Lohnerhöhungen hörte man dort nie etwas.
Und jetzt, wo alle irgendwie doch ein bisschen diese Finanzkrise zu schmecken bekommen, hat uns das Geld, das Papas Chef gezahlt hat, nicht mehr gereicht. Jeden Monat hatten wir weniger auf dem Konto. Der Schritt war unausweichlich, das verstehe ich jetzt.

Dennoch ist es für uns alle wie ein Schock.
Mama hat viel geweint.
Mein Bruder und ich versuchen das auf unsere Art zu bewältigen...meistens durch Ablenkung.

Ich war die letzten beiden Tage feiern.
Am Freitag mit Sarah und Carry. Sarah wollte um 3 Uhr gehen, Carry schloss sich an....nur ich blieb noch.
Maik, der Kumpel, der mich auch letztes Wochenende mit nach Hause genommen hat, bot mir wieder nen Platz bei ihm im Auto an.

Um 6 in der Früh kam ich nach Hause. Kurze Zeit später hörte ich meinen Bruder heim kommen.

Gestern war ich mit Steffi tanzen, der ersten Freundin, die ich in meinem Leben hatte. Wir sehen uns viel zu selten...
Es war schön mit ihr. Irgendwie haben wir ein fast schon geschwisterliches Verhältnis, fiel mir auf.

Und ich habe - wieder mal - jemanden kennen gelernt.
Ein ganz lieber Kerl, eigentlich.
Aber ich fühle mich innerlich so abgestumpft. Es ist fast als wäre ich ausgebrannt...als würde ich gar nichts fühlen.

Und ich traue niemandem mehr.

Der, den ich gestern kennengelernt habe, hat uns angeboten im Taxi mitzufahren, das er und seine "Leute" bestellt hätten. Von seinen Leuten hatte ich aber nie was gesehen und normalerweise muss man für diesen Club auch kein Taxi bestellen, weil die nen eigenen Taxi-Service haben. Eigentlich muss man nur aus dem Club raus und einsteigen.
Und dass das Taxi nur 35 Euro kosten soll, hab ich ihm auch nicht geglaubt. Bis zu uns nach Hause (er wohnt im gleichen Dorf wie ich) kostet es eigentlich 50 Euro.
Also habe ich Steffi angestiftet, dass wir früher rausgehen und nicht auf ihn warten.

Irgendwann später kam er ganz alleine aus dem Club, während Steffi draußen noch eine rauchte. Er hatte uns gesucht. Das Taxi wartete und seine Leute saßen schon drinnen.
Da hat er mir so leid getan...und ich habe mich so gehasst.

Er hat uns heimgebracht Steffi und mich. Bis vor die Tür.
Erst zu mir, dann zu ihr.

Steffi hat ihn um seine Handynummer gebeten und sie mir gegeben.
Aber ich fühle mich unfähig.
Unfähig mich zu melden, mich auf irgendwas potentielles einzulassen...überhaupt auch nur daran zu denken.

Außerdem ist er 3 Jahre jünger wie ich...so alt wie mein Bruder.

Hach.

Das Problem ist, dass ich gefühlsmäßig verarmt bin. Ich bin abgestumpft und misstrauisch....und wahrscheinlich fühle ich mich nach wie vor nicht gut genug. Obwohl ich das ja eigentlich durchschaut habe.
Ich kenne meine Probleme...und bin dennoch unfähig sie zu lösen.

Es kommt mir einfach alles so auswegslos vor.
So viel Ablenkung, dass ich alles vergessen könnte, gibt es sowieso nicht. Ich muss eine Lösung finden....aber ich weiß nicht wie.

Ich gehe immer weiter, fast schon mechanisch, und stürze mich in jede Art der Ablenkung, die sich mir bietet.

Es ist als wäre ich in einem Irrgarten.