Vorhin als ich mich nach dem Taekwondo-Training in mein Zimmer schleppte, hatte ich fünf Nachrichten von René auf dem Bildschirm. Es war schon recht spät und er war schon im Bett, aber er schrieb mir ich solle doch anrufen, wenn ich da bin auch wenn er schon schläft.

Ich hasse es ja Leute zu wecken...aber in dem Fall bin ich dann doch über meinen Schatten gesprungen. Habs auch nicht bereut.

Er klang so müde am Telefon, dass ich mich direkt entschuldigen musste. Er hat mir aber vehement versichert, dass es ihm nichts ausmacht und dass er froh ist, dass ich noch angerufen habe.

Wir haben eine halbe Stunde lang geplaudert. Er hat mir erzählt, dass er den ganzen Tag schon auf nur einer Kopfseite Kopfschmerzen hat und dass er vielleicht mal zum Arzt geht, wenn es nicht besser wird. Ich natürlich gleich nen Schock bekommen als alte Hypochonderin, die ich bin. Jeden würd ich beim kleinsten Ziepen zum Doc schicken, bloß ich setz keinen kleinen Zeh in ne Arztpraxis...hach ja.

Wir kamen dann auf meine Hypochondrie zu sprechen und auf einen Bruchteil meiner anderen tausend Ängste.

Irgendwann mitten im Gespräch meinte René er sei froh, dass ich ihm das alles erzählen würde, weil es beweist, dass ich ihm vertraue.

Mir fiel auf...dass er damit irgendwie recht hat. Vor einem Monat hätte ich mich niemals getraut so offen über meine kleinen Knäckse zu reden.

Dennoch war ich dann ein bisschen missmutig, als ich mir mal wieder selbst so vor Augen gehalten habe, was in meinem Hirn noch so drunter und drüber geht.

"Ich weiß ja, dass ich da irgendwie verrückt bin..." lamentierte ich vor mich hin als René mir unvermittelt antwortete: "Ja bist du..."

"Aber das ist auch der Grund, weshalb ich dich wollte. Du bist nicht so wie all die anderen."

*Schluck*

Ich hab da direkt zwei Tränen verdrückt. Er hat es in ganz trockenem Tonfall gesagt, aber ich glaube in dem Moment vorhin war das das Schönste für mich, was ihm hätte einfallen können.

Ich war mir ja immer so sicher, dass meine ganzen Abartigkeiten, die irgendwo unter meiner Oberfläche vor sich hin brodeln, letztendlich jeden abschrecken würden. Und da erzähle ich ihm von eben diesen Abartigkeiten, erschrecke fast selbst darüber, dass ich es tue, und er sagt einfach nur, dass er mich vor allem deshalb gern hat.

Das gibt mir grade so viel.