Als ich gestern nach Hause kam und meinen Eltern beim Abendessen verkündete, dass ich ein schlechtes Gewissen wegen Oma hätte und überlege sie zu besuchen, schüttelte meine Mama nur mit schmerzhafter Miene den Kopf. Ich solle es lassen, solange sie noch "so da liegt".

Sie hat mir jedoch angeboten, wenn ich unbedingt wolle könnten wir auch hin fahren. Ich hab jedoch gezögert und hin und her überlegt, bis es zu spät dafür war und Mama war wohl froh, dass ich nichts mehr erwähnt habe.

Allerdings ist Oma laut den Ärzten wieder stabil. Am Wochenende wollen sie versuchen sie aus dem künstlichen Koma zu holen. Es wäre mir wirklich lieber, wenn ich mit ihr sprechen könnte, wenn ich komme...-.-.

Ich hoffe nur, dass, wenn sie Oma aufwecken, irgendeine Art Psychologe anwesend ist o.ä. Sie wird ja dann schließlich erfahren, dass sie 1. mit einem Notausgang zu leben hat und vor allem 2. dass sie nur noch ein Bein hat... Ich habe absolut keine Idee wie man jemandem sowas schonend beibringen sollte...das ist doch wirklich eine Horrorvorstellung.

Außerdem sind Papa und meine Tante mittlerweile soweit, dass sie der Meinung sind, dass für meine Oma ein Platz im Altersheim das beste wäre, wenn sie aus dem Krankenhaus kommt. Wie auch immer alles ausgeht, wird sie so oder so ein Pflegefall sein und keiner von uns allen könnte sie optimal versorgen. Die einzige Möglichkeit wäre, dass eine Pflegeperson bei ihr zu Hause einzieht. Aber das geht nur dann, wenn eine einzige Person für Omas Pflege ausreicht. Das wissen wir alles noch nicht.

Aber das mit dem Altersheim wäre noch ein zusätzlicher Hammer. Das Wissen fortan nicht mehr in ihrer gewohnten Umgebung zu wohnen, plus das Bein, plus der Notausgang...das ist doch wirklich fast mehr, als ein Mensch ertragen kann.

Sie tut mir so unerträglich leid. Ich hoffe wir können sie genug trösten und ihr genug Liebe geben, dass sie alles ertragen kann, wenn es soweit ist.

Aber so dumm es auch alles klingt, angesichts dessen, was ihr bevor steht und obwohl es nach der Meinung so vieler "doch besser wäre, man würde da direkt sterben als sowas", bin ich unbeschreiblich froh, dass Oma nicht mehr unmittelbar in Lebensgefahr schwebt und wir sie allem Anschein nach noch eine Weile "behalten" dürfen.

Trotzdem ist es alles irgendwie furchtbar und unvorstellbar zugleich.