Seepferdchen
Das war jetzt der zweite Montag, an dem ich meine Tante und mein Kusinchen ins Hallenbad begleitet habe.
Das ist die kleine Maus, die vor zwei Jahren diesen Schlaganfall hatte. Vor dem Schlaganfall hatte sie schon schwimmen können. Jetzt muss sie es neu lernen.
In zwei Jahren wird sie in der Schule Schwimmunterricht haben und bis dahin soll sie den anderen Kindern nicht nachstehen.

Der Bademeister hat ihr versprochen, dass sie das Seepferdchen-Schwimmabzeichen bekommt, wenn sie es schafft eine ganze Bahn zu schwimmen. Das ist ihr großes Ziel.
Es ist so rührend und gleichzeitig so ermutigend zu sehen, wie die kleine Maus in ihrem Ehrgeiz aufgeht.
Damit sie gerade schwimmen kann bewegt sie ihren gesunden Arm nach Innen anstatt nach Außen, doch trotz allem muss sie beim Schwimmen viel mehr Kraft in ihren Beinen aufwenden als andere Kinder in ihrem Alter.
Ein dreiviertel Becken schafft sie schon fast. Vielleicht wird es nächste Woche was mit ihrem Seepferdchen. Ich hoffe es.

Wenn ich die kleine Franzi so sehe mit ihrem tauben Ärmchen, dann fühl ich mich einerseits ganz erbärmlich und andererseits ermutigt es mich.
Was sind die kleinen Problemchen, die man im Alltag so hat, gegen soetwas?
Die Kleine kann ihr Leben ohne ihren linken Arm bestreiten. Und mehr noch, sie schafft es trotz allem zu lachen und zu toben und fast noch glücklicher zu sein als manches andere Kind. Sie hätte heute noch das erste Mal zu sagen "warum ich?".
Vielleicht kommt das wenn sie älter ist. Vielleicht aber auch nicht.
Sie bedauert sich nicht, sie resigniert nicht. Sie kämpft einfach und gibt ihr bestes.

Und unsereins verzweifelt fast daran, wenn sich mal irgendein Kerl nicht meldet. Oder einfach, weil wieder mal alles dumm ist.
Weil der Hintern dick ausschaut oder die Haare nicht sitzen.
Weil man nichts zum anziehen hat.
Weil die Freunde rumzicken.
Oder weil man einfach mit dem falschen Fuß aufgestanden ist.

Das Leben könnte so schön sein...man müsste es nur wollen.