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Tagebuch Sayu
2009-02-04 16:36
overflowing feelings
Früher als ich kleiner war, hat meine Oma anderen Leuten immer erzählt ich sei viel robuster als mein sensibler kleiner Bruder.
Damals war ich deswegen wirklich sauer, weil ich überzeugt war, dass das falsch ist. Mein Bruder hat öfter nach Mama geweint, war schneller beleidigt und hat generell dann geweint, wo ich an seiner Stelle wütend wurde und tobte.

Heute glaube ich immernoch, dass Oma da Unrecht hatte. Im Gegensatz zu früher wünschte ich aber sie hätte zumindest ein bisschen recht gehabt.

Es gibt einfach solche Phasen, wie jetzt gerade, wo mich die kleinsten Kleinigkeiten gefühlsmäßig einfach total aufwühlen.

Am Sonntag Abend als ich in der Wohnung ankam und die ersten zwei Stunden alleine in meinem Zimmer war und mir auffiel, dass mein Zimmer eigentlich vollgestopft ist von Schutzengeln in allen Farben und Größen, die meine Mutter mir geschenkt hat, musste ich auf einmal weinen vor lauter Rührung. Und weil mich das selbst so schockiert hat, konnte ich ganz lange nicht schlafen.

Gestern im Training habe ich mit Christoph zusammen das Selbstverteidiungsprogramm für die Prüfung geübt. Dieser enge Körperkontakt hat mich beinahe total aus der Fassung gebracht. Dabei mag ich Christoph nicht mal besonders. Ich halte ihn für arrogant, dass man sich ab und an richtig fremdschämen muss dafür....daran konnte es also nicht liegen.
Es war einfach der Körperkontakt. Wie er mich an sich gedrückt hat...das Gefühl hilflos am Boden zu liegen und nichts mehr tun zu können, seinen Geruch zu riechen, der Gedanke einen Mann überhaupt so nahe kommen zu lassen, dass er fast jeden Quadratzentimeter meines Körpers direkt spüren kann. Sowas überwältigt mich einfach....

Vorhin in der Stadt. Ich stand an der Bushaltestelle für nach Hause und hörte Musik, als sich plötzlich jemand in mein Blickfeld stellte und mich ansprach.
Mit Entsetzen fiel mir auf, dass das Gesicht des Mannes um den Mund herum seltsam eingefallen schien und in seinen beiden Mundwinkeln sammelte sich schaumartiger Speichel. Außerdem konnte er kaum verständlich reden. Ich hatte Mühe meinen Schock zu verbergen. Der Mann wollte mich nach der richtigen Buslinie fragen. Ich konnte ihm nicht weiterhelfen. Dann sah ich wie er zu weiteren Personen humpelte und die um Auskunft bat. Manche wandten sich angewidert ab oder beachteten ihn erst gar nicht. Schließlich musste der Mann den Busfahrer fragen als ein Bus hielt und wurde irgendwann genervt in den Bus gewunken.
Da überkam mich auf einmal ein Anflug von Mitleid, dass mir beinahe übel wurde. Es rührte mich so sehr und tat gleichzeitig so weh, zu sehen wie dieser behinderte Mann sich durchs Leben schlagen muss und Ablehnung erfährt wohin er sich auch wendet. Geistig schien der Mann ja halbwegs zurechnungsfähig zu sein.
Und ich nehme mir übel, dass ich ihn ekelhaft fand und ich nehme mir auch übel, dass ich überhaupt so mitleidig bin. Eigentlich würden es solche Menschen verdienen einfach als Mensch respektiert zu werden, aber entweder werden sie mitleidig behandelt wie man ein lahmes Hündchen etwa behandeln würde, oder sie erfahren blanke Ablehnung.

Ich hasse diese Phasen, in denen ich so gefühlsduselig bin...ich kann dann einfach nicht normal durchs leben gehen, weil mich jede Kleinigkeit völlig aus der Bahn werfen kann.
Vielleicht liegen meine Nerven auch einfach blank durch den Inner- und Außerhäuslichen Stress....

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Kommentare

19:27 04.02.2009
(naja, wer weiß ... )
Good luck!
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18:54 04.02.2009
na soweit käms noch
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18:47 04.02.2009
weiß christoph denn von seiner überwältigenden wirkung auf dich?
Good luck!
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2009-02-04 16:36