Ich hatte heute viel zu tun mit den Interviews. Und ich denke mittlerweile etwas anders. Es ist interessant Menschen in ihren Wohnungen zu sehen und etwas über ihr Leben zu erfahren. Es ist lehrreich.

Am Eindrucksvollsten war die erste Dame, die sich für ein Interview bereit erklärt hat. Ich hatte ganz wacklige Knie, weil ich damit gerechnet habe sofort verscheucht zu werden. Aber ich wurde übermütig hereingewunken und ins Wohnzimmer geführt.

Frau Hirsch war eine ältere Dame, Rentnerin. Und sichtlich froh über die Gesellschaft. Sie hat mit mir gelacht und ist ab und zu ein bisschen abgeschweift.

Sie tat mir so leid.

Es gibt in diesem Fragebogen fragen über Freizeitbeschäftigungen, u.a. ob man sich oft mit Freunden in der Innenstadt trifft. Darauf meinte Frau Hirsch "nein, in letzter Zeit seltener...".

Sie erzählte mir, dass ihre beste Freundin gestorben ist und sie nun nicht mehr viel Gesellschaft hat für solche Dinge.

Zudem ist sie geschieden.

Ihr Wohnzimmer war voller Bilder. Zeichnungen und Aquarelle, die sie selber gemacht hat. Wirklich schön. Aber das Ganze war so traurig. Die Dame war so lieb und nett. Und gleichzeitig so einsam und traurig.

Ich kam mir direkt blöd vor, dass ICH behaupte mich einsam zu fühlen. Meine Probleme sind doch NICHTS gegen die von Frau Hirsch.

...

Ich habe heute drei Interviews machen können. Ein Herr hat abgelehnt. Zwei Interviews habe ich in den nächsten beiden Tagen ausgemacht. Zwei Herren wollten sich telefonisch melden. Und der Rest war nicht daheim.

Mal sehen wie es morgen wird.

...

Daheim hab ich dann Fabian angerufen. Unter dem Vorwand ihm unseren gemeinsamen Friseurtermin bei meiner Tante mitzuteilen. Er war gerade auf dem Sprung mit seinem Freund Martin und zwei anderen zu nem All-you-can-eat zu fahren. Er würde für mich mitessen. Und wir könnten ja da auch hingehen, wenn es gut ist.

Er hat sich glücklich angehört und war voller Tatendrang.

Gestern war er mit den gleichen Leuten Sushi essen und danach im Burgerking, weil sie noch Hunger hatten. Heute hat er sich ein Standmodell von irgendnem Motorrad gekauft. Das Zweite in dieser Woche schon. Da wird ne neue Sammelleidenschaft geboren. Und morgen geht er sein Traummotorrad mal probefahren.

Und am 17.10. sind wir beide auf die Taufe vom Sohn von Fabians Cousin eingeladen. Direkt die Woche nach der wir fünf Tage in Köln waren.

Und als ich fragte ob er am Wochenende denn Zeit hat, meinte er "natürlich". Und wir gehen vielleicht ins Kino.

Und er hat seit langem mal wieder im nüchternen Zustand "Ich liebe dich" gesagt. Ohne, dass ich es zuerst sagen musste. Oder sonst was.

Ich bin so froh. So erleichtert.

Und ich sehe ein, dass er diese Woche gebraucht hat. Ich habe ja die Hälfte seines Urlaubs für mich ganz alleine gehabt. Und es tut ihm ja irgendwie gut, er hat sich viel ausgeglichener angehört.

Und ich fühle mich blöd, dass ich so klammere. Ich hoffe ich kann mich ändern.

Denn mein primäres Ziel...ist ja eigentlich keine Hochzeit oder eine Familie. Jetzt und um jeden Preis.

Eigentlich will ich doch nur mit Fabian zusammen sein. Noch lange, lange, lange.

Und vielleicht/hoffentlich für immer.