Ein Wiedersehen
Heute habe ich zum ersten Mal einem Fußballspiel meines Bruders beigewohnt.
Er ist da ja sehr begeistert und mehr als nötig engagiert...
Der ein oder andere kennt dieses männliche Phänomen sicher ^^.

Ich sitze da also auf dieser kleinen Tribüne und sehe den Jungs zu wie sie über den Platz hecheln...als ich den kahlköpfigen Trainer vor mir höre wie er "Steven! Komm mal her ! " ruft.
Und fast noch bevor mein Hirn irgendwelche verrückten Assoziationen spinnen kann, steht er vor mir.
Steven.

Und ich dachte schon ich würde ihm wahrscheinlich nie mehr begegnen.
Ungefähr drei Schritte haben mich von ihm getrennt, aber ich habe nicht die geringste Anstrengung unternommen mich ihm zu nähern.
Viel lieber wäre ich in irgendeinem Mauseloch verschwunden.
Wie hypnotisiert habe ich lediglich aufs Spielfeld gestarrt.

In der Halbzeit musste ich jedoch dringend mal auf die Toilette. Hätte ich nicht Angst haben müssen, dass jeden Moment meine Blase platzen könnte, ich hätte mich nicht von der Stelle gerührt, aber es ging nicht anders.

Ich beschloss absichtlich hinter dem Kiosk vorbei an meinen Platz zu gehen, um Steven nicht über den Weg zu laufen.
Allerdings bog ich um die Ecke und sah ihm direkt in die Augen.
Zong!

Er war gerade dabei sich mit jemandem zu unterhalten, doch ich sah noch wie sein Blick kurz an mir haften blieb, bevor ich wegschaute und zusah, dass ich meinen Platz fand.
Er hatte mich zweifellos erkannt.

Und mir war ganz unbehaglich zumute.
Er hatte sich in der Halbzeit umgezogen und trug jetzt seine Soldatenuniform.

Und obwohl ich nüchtern war, fand ich nach wie vor...dass er einfach unheimlich gut aussieht.

Ich saß also auf meinem Platz, vor mir am Spielfeldrand stand der beste Kumpel meines Bruders. Und kaum wage ich einen Blick nach rechts, sehe ich Steven in meine Richtung laufen.
Er stellt sich kurz neben Dominik, den Kumpel von meinem Bruder, legt den Arm um seine Schultern und sagt lächelnd irgendwas zu ihm.

Ich sehe sein Profil...die hohen Wangenknochen, seine kleine Nase...
Ein hübscher Kerl.
Und trotzdem fühle ich mich so schlecht.

Unfassbar ist mir in diesem Moment, dass er in meinem Zimmer gewesen sein soll, in meinem Bett...mit mir...

Und nun nicht einmal ein Wort. Nicht einmal ein Kopfnicken.

Es soll mir wirklich ne Lehre gewesen sein...mag ich es auch noch so sehr wollen, ich werde es nicht mehr darauf ankommen lassen.
Mag die eine Nacht auch noch so toll sein...am nächsten Morgen werde ich mir ja dennoch benutzt und wertlos vorkommen.