Das Zettelmassaker
Diejenigen unter euch , die den ersten Harry-Potter-Band aufmerksam gelesen haben....erinnert ihr euch noch an die Hogwarts-Briefe, die einmal durch Kamin , Fenster, Türen und wahrscheinlich auch Abflussrohre ins Haus fluteten?
Behaltet dieses Bild im Kopf.

Wegen diesem Bild in meinem Gedächtnis, bekam ich am Sonntag Abend ein ganz groteskes Déjà-Vu-Erlebnis, als ich die Lingelburg betrat.
Nur waren es anstatt der Bücher...die berühmt-berüchtigten "Strafzettel".
Es begann damit, dass im Flur ein riesiger gelber Sack mit Klebestreifen an einem Regal angebracht war. Daran war auch ein Zettel befestigt:
"Gelber Sack!!! Für Wegwerfflaschen. Wegwerfflaschen müssen bis Dienstag Abend in den gelben Sack geworfen und in der Garage abgestellt werden. Am Mittwoch Morgen ist Abholung."
Da hatten wir noch nicht mehr als ein banges Kopfschütteln für übrig.

Mysteriöser wurde es, als Lissy und ich unsere ein-viertel-quadratmeter-küche betraten. Ganze zwei Zettel stachen uns dort förmlich ins Auge.
Einer wies uns abermals auf die Wegwerfflaschenabholung am Mittwoch hin. Diesmal wurde uns sogar klargemacht, dass , falls es Pfandflaschen wären, sie ins Geschäft gebracht werden sollten. So langsam begannen wir uns zu fragen, was für Flaschen unserem Drachen solches Kopfzerbrechen bereiteten.
Der andere Zettel klebte an Lissys Plastikbox, in der wir immer Kuchen drin haben, falls es morgens mal sehr sehr schnell gehen muss mit dem Frühstück (was immer der Fall ist )
Der Zettel sagte ganz wörtlich folgendes aus:
"Inhalt ! Kuchen.../ vergessen? "

Natürlich haben wir den Inhalt vergessen! Keine Frage ....aber....warum um alles in der Welt schaut der Drachen in unsere privaten Kuchenboxen rein???

Das Grauen nahm seinen Lauf:
Lissy und ich hatten jeweils einen Zettel an der Tür kleben.
Auf meinem stand der freundliche Hinweis auf neue - extra sehr niedrige- Handtuchhalter in der Küche (im Mülleimerfach - wie lecker) für "solche" (Zitat Drachen) wie mich. Denn Solche muss es ja auch geben.
Die Handtuchhalter seien doch extra vom Schreiner (wozu eigentlich? Hier ist verdammt nochmal ALLES aus holz...) und deswegen sollten sie doch auch genutzt werden.
Bei Lissy hingegen....stand...schon wieder! der verzweifelte Befehl mit den bekloppten Wegwerfflaschen.
Irgendetwas musste den ohnehin schon gestörten Drachen, zusätzlich traumatisiert haben.
Bevor wir aber des Rätsels Lösung zugeführt bekamen, machte ich noch einen weiteren Zettelfund im Bad.
Es nahm einfach kein Ende.

Der tolle Schreiner hatte uns eine Art seltsam anmutende Fußbank gezimmert, die unnötigerweise unter dem Waschbecken steht. Dieses Ding ist etwa zehn Zentimeter hoch und es liegt -wie überall wo nicht gerade Holz ist- ein hässlicher Fusselteppich obendrauf.
Der Zettel soll Licht ins Gefussel bringen:
Diese Ablage sei für (und jetzt kommts) die Föhner!!!!

Die Föhner also.
Dazu...sage ich jetzt...nichts mehr.

Wenig später saßen Lissy und ich bei unserer Teezeremonie in ihrem Zimmer auf dem Lingelteppich und beratschlagten die Situation.
Der Drachen war eindeutig nicht mehr zurechnungsfähig (wenn er das je gewesen war). Währenddessen schweifte Lissies Auge im Zimmer herum. Mit einem Mal brach sie in schallendes Gelächter aus.
Verdutzt folgte ich ihrem Blick und blieb an ihrem Regal hängen.
Sofort schossen mir vor Lachen die Tränen in die Augen.
Dort drinnen standen - fein säuberlich aufgereiht- etwa ein Dutzend leere Plastikflaschen.

Lissy hatte sich so viel Mühe gegeben, dass alles akurat in ihrem Regal steht, wie der Drachen es mag, und hatte nicht im Traum daran gedacht, dass er das als Unordnung auffassen könnte.
Bei diesem Anblick jedoch...musste dem Drachen eindeutig der kalte Schweiß ausgebrochen sein und in einer Kurzschlussreaktion hatte er wohl mit Zetteln um sich geworfen.

Wir haben auch übrigens bemerkt, dass der Drachen uns manchmal heimlich für unsere Vergehen bestraft.
Erst hielten wir es für Zufall, aber so langsam zeichnet sich ein Muster ab.
Der Drachen , der nämlich unerhört groß ist für ein doch mehr oder minder weibliches Wesen , stellt nämlich dann ein paar existenziell wichtige Dinge vom untersten Regalbrett, an das wir beide noch grade so ranreichen, auf das ganz ganz oben.
Das letzte Mal war es der Topf für die Fertiggerichte. Dieses Mal war es unser letzter Vorrat an Brot.
So müssen wir entweder schmählich verhungern oder Kopf und Kragen riskieren während wir da hochzuklettern versuchen und die morsche Einbauküche uns überall Stolperfallen stellt.
Wie....fies.

Das wars aus der Lingelburg für heute...

freundliche Grüße,
Sayu

P.S.: grüßt mir eure Föhner....