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Tagebuch Sayu
2009-07-31 15:06
Das Leben umarmen
Die letzten Tage bin ich heftig bemüht meine gewonnene Erkenntnis in die Tat umzusetzen: das Leben auszukosten.

Ich habe das Gefühl dem Tod von Stefan dringend irgendeinen Sinn geben zu müssen, damit ich damit klar komme.
Ganz unerträglich der Gedanke, dass es keinen Sinn haben könnte. Dass das Leben nichts anderes ist als ein Blinde-Kuh-Spielen in einem Minenfeld. Jeder kann jederzeit von der Bildfläche verschwinden und ein Loch hinterlassen, ohne dass es einen Sinn gibt.
Manchmal ist ein bisschen Schicksalsglaube beruhigend.
Auch wenn ich grundsätzlich nicht für die Schicksalstheorie bin, weil ich der Meinung bin, dass es die Leute dazu verleitet die Hände in den Schoß zu legen.
Vielleicht denke ich dabei auch nur an Phil, der mit dem Argument "Es ist eben Schicksal" beruhigt die Hände in den Schoß legt und gemütlich vor sich hin jammert wie grausam das Leben ist.

Nun ja.
Meinen großartigen Sinn des Lebens habe ich bislang auf eher...weltlicher Ebene in die Tat umgesetzt. Aber mit der Zeit habe ich wirklich gelernt die kleinen, "primitiven", trivialen Dinge des Lebens zu schätzen.
Ein kleiner Nebeneffekt beim Studium.

Ich habe es schätzen gelernt einen chaotischen Dorfjungen im tiefsten Dialekt plaudern zu hören. Das ist erfrischend, wenn man die ganze Woche in gestochenem Hochdeutsch mit kompliziertem Satzbau und einer ganzen Batterie an Fremdwörtern geradezu gebadet wird.
Auch wenn ich es ebenso genieße immernoch mit Wissen gefüttert zu werden, während andere "nur" Geld verdienen.
Meine Geldprobleme sind dagegen eine andere Geschichte .

Es macht mir Spaß mit Freunden einen über den Durst zu trinken und über kindische oder einfach nur unkomische Sachen Lachanfälle zu bekommen. Oder hochphilosophische Gespräche zu führen, die bei Tageslicht betrachtet, gar keinen Sinn ergeben.

Ich bemitleide Menschen wie den guten Andi, der um 23 Uhr panikartig vor zwei Wochen ein Fest verlassen wollte.
O-Ton: "Warum stehen die auf den Tischen? - Weil sie blöd sind."
Wenn die Menschen sich für so ausnehmend intelligent halten, dass sie sich gar nicht mehr gehen lassen können, oder etwas "Unintelligentes", Sinnloses tun können, dann sind diese Menschen ärmer als sie denken.

Es macht mir Spaß auf dem Boden zu liegen, während die kleinen Zwillinge meine Arme und Beine bemalen und sich schelmisch darüber freuen, dass ich sie sowas "Ungezogenes" tun lasse. Wenn ich mit kleinen Kindern zusammen bin, habe ich niemals Panikattacken. Das ist ein Stück heile Welt.

Ich liebe es einen Haufen Zeit darauf zu verwenden mich vor einer Party hübsch zu machen. Mag man von mir halten was man will. Ich bin alles andere als selbstverliebt. Aber ich genieße diese kleinen Momente, in denen ich mich wirklich wirklich schön fühle.

Am Dienstag war ich shoppen. Dieser niedere Frauentrieb Geld für Textilien und Schuhe auf den Kopf zu hauen...es ist mir egal. Ich liebe es! Es macht keinen Sinn, Schönheit kommt von innen...blablabla.
Es ist egal.
Ich mag es also tue ich es.

Man macht sich zu viele Gedanken um solche Dinge, glaube ich.

Man muss keinen Rekord aufstellen, sich an Bäume ketten oder in den Hungerstreik für die Gerechtigkeit treten, um sein Leben richtig genutzt zu haben. Das denke ich.
Vielleicht reicht es einfach, wenn man das, was man hat, genießen kann.
Hm.

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Kommentare

01:52 01.08.2009
schöne gedanken lass es dir weiter gut gehen!
Good luck!
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17:58 31.07.2009
"Wenn die Menschen sich für so ausnehmend intelligent halten, dass sie sich gar nicht mehr gehen lassen können, oder etwas "Unintelligentes", Sinnloses tun können, dann sind diese Menschen ärmer als sie denken."

Das unterschreibe ich voll und ganz!!!
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15:53 31.07.2009
Ja. Wahrscheinlich sollte man immer das genießen, was man hat. Ist aber nicht immer leicht ...
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2009-07-31 15:06