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Tagebuch Rynnertau
2005-01-30 01:49
Iglubau I
Ich habe über die Zeit hin drei grundlegende Bauarten ausprobiert die sich gut für den Einsatz allein in der Wildnis eignen. Also im Grunde reine „Survivaliglus“

Die erste, zweite und vierte Art habe ich schon ausprobiert, an der Dritten bin ich noch dran.

1. Möglichkeit
Werkzeug: Klappspaten oder anderes Kratzwerkzeug, Plane oder Poncho.

Die schnellste und einfachste aller Methoden.
Man schüttet mit seinem Poncho oder Plane einen etwa 150 – 170cm hohen Schneehaufen auf und höhlt diesen nach einer halben Stunde Setzzeit geräumig aus.

Dabei muss man aber einige Dinge beachten, damit einem dieses Ding nicht einstürzt oder der Platz einfach nicht reicht.
Als aller erstes: BESSER GRÖßER AUFHÄUFEN! Kleiner kann man das Iglu später immer bauen, ist der Haufen zu klein, ist es aus mit, der schnellen Behausung.
Wichtig ist auch den Haufen nicht zu spitz zulaufen zu lassen, also das Fundament muss in etwa 2,30m mal 1,60m messen, um alles Gepäck und natürlich einen selbst aufnehmen zu können. In diese Ausmaße passe ich, mein Kampfgepäck und meine Freundin... also für alle ohne Hund müsste das locker ausreichen.
Optimal ist eine sanfte Rundung, vom Fuß zur Mitte der Biegung in etwa 35°, von der Mitte zur Spitze hin dann 45°.
Alles nach Augenmaß und bloß nicht übertreiben... das Ding ist ein Notlager und keine Suite im Hilton.
Körperbetonte Form ist in Hinsicht auf den Arbeitsaufwand effektiver, dafür nicht sehr groß und geräumig... also muss entweder die Hälfte Gepäck in ein extra Iglu gepackt werden oder man nimmt nicht soviel unnutzen Kram mit.
Die elliptische Form ändert nichts am erfolgreichen Endprodukt... die Form allein ist nämlich fast egal. Sie sollte nur den wesentlichen Gesetzen von Physik und allgemeiner Statik entsprechen. Das wäre zum einen die Kuppelform und eine etwa 5 – 10cm starke Außenwand, um das Gewicht tragen zu können.
Bei den Inuit sind die Dinger auch nie kreisrund, das ist nur im Film so dargestellt worden.

Hat man dann seinen Haufen beieinander, schnappt man sich seinen Klappspaten.

(Du HAST keinen Klappspaten? *Pfui-schäm*! Kauf Dir bald einen... ist auch ne tolle Behelfswaffe. Benutz also Dein Survivalmesser... haste auch nicht? Nimm einen Stock, einen flachen Stein, Deine Hände und Füße, einen alten Schuh oder Latschen... improvisier Dir was).

Jetzt fängt man am Eingang an und gräbt sich behutsam mit immer tieferen Schnitten in den gesetzten Schnee rein, dabei muss man aufpassen das man nicht zu weit nach außen kommt!
Einer hat empfohlen Stöckchen in den Haufen zu stecken, die einem die Dicke markieren sollen... ich bin dazu zu faul. Ich erkenne mittlerweile am Geräusch und dem durchscheinenden Licht die Dicke und weiß wann ich aufhören muss.
Probier es einfach aus.
Etwa einen halben bis ganzen Meter hinter dem Eingang baucht man den Innenraum und die „Zimmerhöhe“ aus. Immer in kleinen Schritten und nicht allzu schnell... der Schnee muss Zeit zum neuen setzen haben.
Hätte man Möglichkeit eine Nacht zu warten, wäre das nicht mehr nötig. Der Schnee wäre fest genug.
Den abgekratzten Schnee kann man durch Schieben und Strampeln nach draußen drücken, muss dabei aber aufpassen das man den Eingang nicht gänzlich zuschiebt oder zerstört.
Man kann den Schnee auch an die Seite drücken und sich später umdrehen, um ihn dann mit dem Spaten oder seinem Poncho voraus aus dem Iglu zu schieben... ist mühsamer, geht aber sauberer vonstatten.
Gelenkig muss man dazu eh sein... ist eine ziemliche Kriecherei und man wird sollte den Poncho unterlegen um nicht allzu naß zu werden.

Jetzt hat man einen Schneeschlauch gebohrt... eine Tür muss man sich aus Schnee pressen, wenn nötig muss man den Eingangsschlauch mit Schneebällen noch verlängern oder umformen. Das sind im Prinzip Verschönerungsarbeiten.
Dann kann man „einziehen“.
Dieses Ding hält im Grunde ewig, wenn es nur kalt genug bleibt, nur zu warm sollte es mit Kerzen oder Feuer im Inneren nicht werden.

2. Möglichkeit
Werkzeug: langes Messer (Kampf- oder Survivalmesser), Klappspaten, Poncho,

Diese Methode ist ein schwieriger Akt, im Gegensatz zur 1. Methode.
Zuerst sollte man eine Position suchen, die einem die Arbeit erleichtert... eine Schneewechte, einen verschneiten (trockenen) Graben, eine Senke, eine große Mulde... Hauptsache man muss den Tunnel der nötig wird, nicht hochziehen wie eine Ziegelmauer. Das würde ewig dauern. Landläufig wird dieser Tunnel als Kältegraben bezeichnet...
Ein Kältegraben ist ein Graben, indem sich die kriechende Kälte (kalte Luft ist schwer und sinkt zum tiefsten Punkt) fange und sammeln soll. Ein Luxus, aber schwerer zu beschaffen.

Die Ausmaße sind hier im Grunde egal und auch schwer einzuschätzen, da die statischen Verhältnisse bei diesem Ding sehr nach der Schneebeschaffenheit variieren.
Ich würde eine Grundfläche von 1,10m Radius vorschlagen.
Die Schneewürste dann an der Außenkante angesetzt.

Mit dem Messer wird der Graben schön scharfkantig aus dem Schnee herausgeschnitten.
Der Umriss des späteren Iglus wird abgeschritten und damit markiert. Der Schnee im inneren wird festgestampft oder mit dem Poncho bedeckt und sich dann darauf kräftig und irre gewälzt.
Jetzt fängt der mühsame Teil der Arbeit an.
Man fährt mit dem zwischen beiden Armen gespannten Poncho in den Schnee und falzt Ihn samt Schnee zu einem Sandwich zusammen. Jetzt muss man ihn von der offenen Seite her mit Druck aufrollen um einen länglichen Stein zu bekommen... dieser wird wurstartig um die Umrisse der Grundfläche gelegt und dann immer, Kreis um, ein weiterer. Dann übereinender in Kuppelform zulaufend aufgeschichtet.
Mit dem Messer muss man die Oberfläche der Würste glätten und möglichst je Lage 3-5° nach innen neigen (bei 12 Lagen sind das etwa insgesamt 45°).
Es kann passieren das einem die erste unterste Wurst wegrutscht, also muss man dagegen einwirken und Schnee als Stütze anbringen.

Wenn man das nicht sehen kann ist es schwer zu beschreiben... diese Technik habe ich von einem Norweger beim Bund gelernt, der dies wirklich blitzschnell draufhatte,
Ich muss ehrlich gestehen, dass mir diese Technik bislang nur einmal gelungen ist.
Das Leben in dem entstandenen Iglu war aber über Längen komfortabler, als in der ausgehöhlten Version, ohne Graben.

3. Methode
Ist die „traditionelle“ mit Schneeziegeln... diese hab ich jetzt erst im Test und drum schreibe ich da nichts zu... vielleicht später.
Mir sind auch die nötigen Verhältnisse noch nicht untergekommen... da man die Blöcke ja am besten aus dem gepressten Schnee scheiden muss.
Mit einer Kiste oder einem Karton habe ich jetzt getestet ob man die Blöcke einzeln pressen kann... ja, das ist machbar. Aber im Notfall hätte ich kaum diese Kiste dabei.
Andere Möglichkeiten suche ich noch...

4. Methode
Eine „Zufallsidee“, wie ich sie beim Bund lernen musste, weil ich für die anderen Methoden zu blöde war.
Unter dicken und dicht bewachsenen Fichten bilden sich manchmal Schneehäufen, die einem die ganze Arbeit abnehmen.
Prädestiniert hierfür sind Fichten die Speerat am Waldrand oder ganz alleine stehen und möglichst im vorherrschenden Wind viele Äste haben.
Dadurch sehen diese Bäume nur noch wie Zipfel in der Landschaft aus und man kann ein ganzes Wohnzimmer unter den Ästen, den Stamm mittig oder seitlich, einbauen.

Der Schnee ist allerdings in den meisten Fällen nicht richtig gepresst, ich hab es zumindest noch nicht erlebt.
Man muss also vorsichtig arbeiten und sich die schöne Bescherung nicht kaputt machen.

Erwähnt seien noch die mitunter ziemlich dicken und störenden Wurzeln unter den Bäumen, auf denen man dann die ganze Nacht schlafen will, es aber nicht kann.
Also vorher genau suchen und ausstopfen

Thema Schlaf im Iglu:

Schlafsack und Isomatte ist ja einfach... das ist kein Survival.
Man macht es wie die Mäuse. Man stopft sein Iglu schön prall mit Gras, Laub und feinen Ästen von Nadelbäumen aus. Dann forme man sich eine schöne Schlafmulde, wobei man mindestens 15cm ungepresste Füllung unter sich haben sollte... sonst wird es kalt am Hintern.
Zum zudecken und verschließen der Tür kann man sich ein kleines Gerüst aus dünnen Ästen flechten (muss nix aufwendiges und preisverdächtiges sein) und dann dort hinein Füllmaterial stopfen.
An das Material selbst kommt man am leichtesten an Waldrändern und Gebüschen ran, weil dort die Schneemassen nicht allzu tief sind (Windabgekehrte Seite!)
Zum Transport bietet sich der Poncho an, hat man den nicht, muss man sich ein Tragegeflecht zimmern... sonst ist’s Dunkel ehe man seine Matratze zusammen hat.
Wer wirklich warm schlafen will sollte in nächster Zeit nach meiner „Fußodenheizung für Iglus und Notlager“ schauen, welches ich hier auch erklären werde.

Komfort wie im Schlafsack oder zuhause im Bettchen ist das selbstverständlich nicht... man muss kein „harte/r Mann/Frau“ sein, aber verweichlichte Typen müssen sich von dieser romantischen Vorstellung des 20° warmen Iglus trennen.

Ein Feuer wäre, mit Reflektor, eh nicht schlecht... nicht zu nahe, sonst habt Ihr Wasser, statt Iglu.

Etwas antauen ist übrigens nicht schlimm, im Gegenteil. Friert es danach wieder, steht das Ding in einem kalten Monat immer noch, obwohl kein Schnee rund rum mehr liegt.
(Wer will kann auch draufschiffen, aber die große Blase möchte ich sehen)

Weitere Themen werden irgendwann folgen... mal schauen.

Grüße, Rynnertau.

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