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Tagebuch Rynnertau
2005-07-11 13:31
Born to be alive...
… oder exakter ausgedrückt: ICH.

Seit drei Stunden bin ich nun wieder daheim und habe erst mal ein heißes Bad genommen – oh, was ein Luxus und wie herrlich das ist eine Wanne und ein Bett zu haben *g*
Ich hatte zwar vorgehabt, bis morgen zu bleiben, aber mir stank es dann doch und wenn ich keine Lust mehr habe, hör ich grundsätzlich auf.
Spaß muss es mir machen, sonst ist die ganze Wirkung zum Teufel.
Ich mag AVT’s *g*.

AVT? Was’n das?
Bei einem „Alles-verloren-Training“ simuliere ich mir eine Situation, wie sie häufig passieren kann, wenn man auf Reisen ist. Man wird des Nachts überfallen und kann zwar fliehen, aber ohne Ausrüstung, nur mit der bloßen Kleidung und im Idealfall sogar mit Schuhen.

Irgendwie musste ich ja für meine Projekte im Internet und daheim Bilder machen, drum habe ich meine Digitalkamera dabeigehabt – die gehört aber ansonsten nicht zur Ausrüstung *lol*.

Die Idee zu dem Training kam mir, wie so vieles, äußerst spontan und das ganze lief folgendermaßen ab:
Ich werkelte am Auto herum und hatte schon einige Fluchworte benutzt.
Der vierte Zylinder musste über die Kolbenringe und diese musste ich im eingebauten Zustand mit einem Streifen Blech und einer Schraube mit Mutter erst einmal zusammenziehen, damit der Zylinder drüberpassen konnte.
Das Ganze dauerte Ewig und ich hatte es dann endlich geschafft, war erleichtert und ehrlichgesprochen ziemlich stolz auf mich .
Nun, als ich dann wieder drinnen im Haus saß und gelangweilt im Netz surfte, wie dick die Dichtmasse für die Wassermanteldichtung aufgetragen werden müsse, kam mir die Eingebung.

Kurzerhand bin ich in meiner Kombi geblieben, hab die Kamera aus dem Arbeitszimmer geholt. Dabei hab ich mich höflich und nett hier und überall abgemeldet, warum ich denn nicht da sein werde... darauf habe ich mir die Lederleine für meinen Schatz und das Handy eingepackt und dann sind wir auch gleich losgelaufen.



Es regnete wie aus Kübeln, die Tropfen waren so groß wie ein Daumennagel und wir waren beide nicht unbedingt froh darüber, aber mich ergriff die Lust mal wieder gefordert zu sein.
Als erstes hatte ich mir vorgenommen ein Gebiet zu erreichen und nicht einfach im angrenzenden Forst die Nacht zu verbringen – wo bliebe da der Spaß?
So sind wir also bis zur späten Dämmerung unterwegs gewesen, ehe wir in einem schönen dicht gewachsenen Laubwald ankamen, etwa 10km von Zuhause entfernt. Es regnete immer noch und das Gewitter wurde sogar noch stärker.
An einem vom Baum umgeworfenen Baum, genauer gesagt dessen Wurzelballen, schichtete ich einige Äste auf und bedeckte das Ganze mit einigen Ladungen Graß und Laub... bevor ich gar nichts mehr sehen konnte, außer im kurzen Schein eines Blitzes, war ich geradeeben fertiggeworden mit der Isoliermatte aus Laub und Gras.
Leider war es dann schon so dunkel, dass ich kein anständiges Bild davon machen konnte – selbst der Blitz kam gegen diese totale Dunkelheit nicht mehr an.

Ich schob Rynn beherzt in diese Behausung und mich gleich hinterher – das hintere Ende hatte ich geschlossen und nur vorne eine Öffnung gelassen. Rynn drehte sich dreimal um sich selbst, fand dann den Grashaufen, welchen ich für Sie angehäuft hatte und legte sich dort hinein.
Meine Wenigkeit stülpte drei Äste quer vor die Eingangsöffnung dieser Behausung, was bedingt durch die Dunkelheit eher mühselig war und stopfte von innen Gras in die verbliebenden Löcher.
Nun deckte ich Rynn und mich mit weiterem Gras zu und so versuchten wir unsere erste Nacht zu verbringen... was uns ungefähr ab 3 Uhr (ich hatte keine Uhr dabei) auch gelang.

[Bild nicht gefunden]

Der Morgen war kühl und sehr, sehr nass.
Mich biss ein Hungergefühl und auch Rynn war davon betroffen – ich schälte Sie aus ihrem Nachtlager und mich bei der Gelegenheit auch. Das Gras war zwar feucht und es tropfte durch diese Behausung selbstverständlich enorm – aber verglichen mit dem, was uns draußen erwartete, war unsere Behausung ausgesprochen trocken geblieben.
Wassermangel sollten wir also keinen haben. Überall standen Pfützen und es rieselten förmliche Bäche die Waldwege hinab.
Hunger – das war der erste Gedanke.
Etwas zu essen zu finden war an sich keine große Kunst, um diese Jahreszeit wächst einem ja alles fast in den Mund. Unter einigen Rinden fanden sich sehr dicke Ameisen und deren Larven, einige schmackhafte Raupen fanden sich auch... man kann sich vorstellen, dass man nach geschätzten 60min Suche nicht unbedingt satt wird.
Rynn schaute eher noch hungriger drein.
Tja, so musste ich mal wieder auf mein Glück vertrauen, dass mir schon so oft eine leckere Mahlzeit bereitet hatte.
Wir schlenderten etwas lustlos durch den Wald, ab und an zog ich ein paar Brennnesselspitzen ab und auch einige andere Sachen, um sie meinem Verdauungstrakt zuführen zu können.
Rynn zupfte auch des öfteren an ein paar Grashalmen herum... wir hatten beide Hunger.

Ich hatte nicht vor zu warten bis sich der Hunger nach ein paar Tagen von selber einstellte und ich magerer Typ nur von meiner Substanz zu leben hatte.
Rynn hatte da auch keine Probleme mit, aber diesmal wollte ich es nicht in dieser Form ausarten lassen – das war mir zu blöde.
Außerdem geht einem Hungerndem die gute Laune schnell verloren und Rynn wird ebenso mürrisch, da dauert es nicht lange bis wir uns streiten und dann gibt nur Knurren und Zoff.

Gerade als ich mir diese Gedanken stelle und wir über eine Lichtung gingen, schaue ich auf den Boden und erblicke das Geschenk der Natur an mich, den Irren vom Dienst.
Champignons – weiße, herrlich dicke, frisch gewachsene Champignons... *schmacht*
Die ganze Wiese war voll von den Dingern.
Nun war System angesagt, damit ich auch genug von diesen Pilzen hatte. Alles was größer war als meine Faust wurde gesammelt, auch die Älteren (nur die ganz uralten nicht, die faulen schon und da sind dann Giftstoffe drin, die einem ganz schön plagen können)... je mehr Maden drin, desto besser – kostenloses Eiweiß.

Alle paar Minuten kaute ich nun an einem Bissen Pilz herum, je länger man die Dinger kaut umso einfach kann man sie später verdauen – schluckt man die roh und nur halbherzig zerkaut runter, bekommt man schwere Magenschmerzen, auf leeren Magen sowieso.
Rynn schlang auch nach und nach in Portionen einen sehr großen Pilz herunter und damit waren wir erst mal mehr oder weniger satt.

[Bild nicht gefunden]

Kalt wurde mir nach diesem Mittagsmahl und so suchte ich unter einer Fichtenschonung trockenes Gras heraus, dass ich mir in die Kombi stopfte.
Das juckt zwar mitunter recht heftig, aber es hält warm und kostet keinen Cent .
Rynn vergnügte sich mit einem Tannenzapfen und warf den durch die Gegend.
Aus Langeweile machte ich mir aus einem Stein eine kleine Klinge und aus einem dickeren Ast einen Grabstock – diese Nacht wollte ich auf jeden Fall trocken und geruhsamer verbringen.

Ich wühlte mich diese Nacht in eine Grube ein und füllte diese mit Gras auf, Rynn schlief auf mir unter einer Schicht Gras. Das Dach war dieses mal ein sehr dichte Fichte und einige Äste, die ich angelegentlich dort angebracht hatte, wo noch Wasser durchkam.

Zu dieser Zeit war ich in einem Stimmungstief und das passiert in solchen und besonders bei längeren Reisen dieser Art sehr oft... jeder der es nicht selbst erlebt hat, weiß nicht in welche Stimmungen man dabei verfällt. Außerdem reagiert jeder anders und das auch noch verschieden schnell. Ich hatte jedenfalls keine Lust und Motivation diese Plackerei auch noch zu fotografieren.

Die restlichen zwei Tage ernährten uns die restlichen Pilze und einige Beeren, sowie Birkenrinde, Brennnesseln und ein paar Insekten.
Es ist erstaunlich wie schnell man schwächer wird, wenn man wenig oder nur unzureichend isst, aber dennoch die selben Leistungen vollbringen muss, wie im satten zustand.
Nicht nur den Körper auf seiner angenehmen Körpertemperatur halten, nein, man muss ja auch noch herum laufen, Unterkünfte bauen, seinen Schatz durch die Gegend tragen, wenn das Gelände zu schwer ist... viel zu tun.

Die Tage vergingen eigentlich so langsam, dass ich mir gar nicht mehr sicher war wie lange ich nun schon unterwegs war – schon bei früheren Trainings ist mir aufgefallen, dass man schnell die Übersicht über Tage und Zeiten verliert. Deshalb hatte ich mir jetzt schon eingebläut mir zu merken, welche Zeiten vergangen waren.
Des nächste Mal werde ich wohl gleich einen Stock anfertigen, mit Kerben für Tage und Stunden.

Regenwürmer gab es ja zu Häufen auf den Wiesen, die absolute Auswahl... ich hab nur die Dicksten und lohnendsten mitgenommen. Ganz gegen das Prinzip der natürlichen Auslese, aber, ich bin ja allmächtiger Mensch über Gott und die Welt (*lol*), da erlaubt man sich so was eben selbst.

Tja, heute Morgen bin ich aufgewacht und dachte: „nee, komm, Du alter Penner, das reicht jetzt – wenn Du nun weitermachst, wird’s nur ärgerlich“
So bin ich und Rynn aus der Behausung gekrochen, haben uns noch einmal mit allem vollgegessen, was uns vor die Nase kam und sind dann Richtung Heimat gelaufen.
Ein paar Pilze hab ich mitgenommen um sie daheim ihrem Stand gerecht zu verarbeiten... Champignons müssen schließlich gewürdigt werden.

Die Lauferei bin ich ja gewohnt, ob mit oder ohne Hunger... aber lästig ist es schon. Wenn man sich nicht alle paar hundert Meter anspornt macht man nur zu viele Pausen und kommt in der Stunde keine 2km weit.

Ja, nun bin ich wieder hier und bin fidel und ausgelassen.
Die Pilze hab ich schon in mich hineingestopft, Rynn hat sich an ihrem Trockenfutter ausgiebig vergriffen und wie gesagt, sind wir auch wieder heiß gebadet *g*.

Der Text ist mir so aus den Fingern geflossen... ich hoffe niemand legt großen Wert auf Detailreichtum, denn jenen findet man nur in meinen Reiseberichten.
Für so was alltägliches wie die Trainings lohnt da der Aufwand kaum noch.

Dann werde ich mich nun mal wieder bei allen blicken lassen, damit es nicht heißt ich würde hier extra lahmarschig herumeiern.

Schöne Zeit Euch noch :D

Euer Michael & Gemahlin

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Kommentare


unbekannt
11:25 12.07.2005
guhl :D das ist doch echt ma was interessantes. Ich probiers auch mal wenn ich meinen ersten regenwurm ohne ekel runterschlucken kann xD

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2005-07-11 13:31