In den vatikanischen Grotten
29. Dienstag nahm uns der Monsignore de Val in die vatikanischen Grotten mit; es war sehr sehr interessant. Das schönste, was in den Grotten begraben ist, sind die 3 Allegorien Glaube, Liebe und Hoffnung, die beiden letzteren von Mino da Fiesole, der Glaube den ich für die schönste der 3 Figuren hatte ist von Dalmata. An diesem Tage reiste Zoe nach Neapel ab, zu meinem großen Entzücken, es zog mit Zoe’s Abreise eine ganze Ladung friedlicher Gesinnung im Hause Petersen ein, Frau Professor ist wieder bedeutend liebenswürdiger, seit sie nicht mehr in den abendlichen Gesprächen von ihrer lieben Nichte aufgehetzt wird. Nur Anna sorgt jetzt dafür, daß es uns nicht zu wohl wird, sie trutzt seit 14 Tagen mit größter, bewundernswerter Ausdauer.

Nun noch mal zurück in die vatikanischen Grotten. Ich vergaß vorhin 2 Marmorsarkophage aufzuzählen, eine mit der Darstellung des jüngsten Gerichts (die Hölle viel amüsanter!) der andere mit der Schöpfung der Eva.

Nachher, am Grabe des hl. Petrus kniete der Monsignore mit der ganzen Gesellschaft auf einmal nieder „um ein Vaterunser für den hl. Petrus zu beten“. Blanca niete mit größter Inbrunst, sie sah ordentlich verzückt aus. Nachmittags waren wir bei prachtvollem Wetter in Montorio, in der Kirche ist nicht viel, in einer Seitenkapelle Darstellung der Geißelung Christi von Piombo, nach Michelangelo’s Zeichnung gemalt. Nebenan der kleine Tempietto von Bramanter, es bezeichnet die Stelle der Kreuzigung Petri. Das Kloster Onofrio enthält das Sterbezimmer Tasso’s, die Kirche sein Grabmal; außerdem ist noch zu merken eine Freske Pinturichio’s: hl. Anna die Madonna lesen lehrend, und 3 Fresken Domenichino’s, Darstellungen aus dem Leben des hl. Hieronymus.