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Friday, 19. April 2024
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Tagebuch Romreise
 1904-11-08 hh:mm
Ausflüge trotz Krankheit

Dienstag, 8. Nov. vormittags blieb ich zur Schonung meiner Kräfte zu Hause, gieng aber nachmittags mit nach S. Giovanni in Paolo. Ein Jesuit führte uns herum. Die Kirche konnten wir nicht sehen, sie wurde renoviert, dagegen sahen wir eine wunderschöne Seitenkapelle, in der gegen 50 verschiedene Marmorarten verarbeitet sind. Das interessanteste ist ein altes römisches Haus ungefähr aus dem 2.ten Jahrhundert nach Chr., das der Jesuit uns zeigte.

Am selben Nachmittage besahen wir noch die Claaca Mareima u. giengen nachher in die Villa Matthei. Der Park der letzteren ist entzückend, so abwechslungsreich, wie noch keiner vorher. Ganz lange Reihen von Orangenbäumen, gegenwärtig natürlich voll von reifen Früchten, schöne Rasenplätze mit uralten Steineichen u. Pinien, sowie Ausblicke auf das Gebirge u. dazwischen überall Springbrunnen, Blumenbeete, Rosenranken, ein paar antike halbverfallene Säulen und Statuen dazwischen - geradezu märchenhaft.

Nun begann aber mein Magen mir ernstlichere Schwierigkeiten zu machen. Ich blieb die nächsten Tage zu Hause, da die Sache aber nicht besser wurde und da Ida auch zu gleicher Zeit eine hohe Müdigkeit in den Füßen bekam, daß sie nicht mehr ordentlich gehen u. stehen konnte, so schickte Frau Prof. zum Arzt.

Wir wurden dann eine nach der andern vorgeführt. Ich verlebte dann daraufhin einen keineswegs angenehmen Ricinustag, lebte einige Tage nur von Thee und sehr wenig Suppe. Nach dieser Kur gieng es mir besser, ich nahm mich natürlich noch einige Zeit mit der Diät in Acht. Es ist doch ganz infam, was man für Pech hat, zu Hause immer wohl und kaum hier angekommen, gieng das Unglück los.

Wie wäre man zu Hause wohl gepflegt, dagegen ist es mir hier nicht angenehm, irgend etwas auserordentliches was Kost betrifft zu beanspruchen, Frau Professor trat fast der kalte Schweiß auf die Stirn, als Dr. Jansen von Hühnerbrühe sprach. Die Norddeutschen haben keine Ahnung von zarten delikaten Schwäbinnenmägen.

Dienstag abend waren wir um nun wieder von meiner Leidensgeschichte abzukommen, in einer Rout bei Nast's. Es war ganz amüsant, alles bei Nast's macht den Eindruck großer Wohlhabenheit. Professor Kehr, von dem ich ja durch Onkel Carl schon gehört hatte, war auch da und verleitete Ida sehr zur Koketterie. Der junge Nast ist recht nett. Blanca's geübter Blick erkannte ihn sofort als angesendten Lebemann (ausgebildet ist das Lebemännische noch nicht an ihm, dazu ist er noch zu jung.)

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