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Tagebuch rispe
2010-04-09 20:55
Todestage

So, jetzt hab ich auch mal wieder Zeit gefunden. Wir hatten letzte Woche Taufe meiner beiden Kinder. Meine Tochter hat sich jetzt mit 9 dazu entschieden und wollte getauft werden. Also haben wir gleich beide Kids in "einem Aufwasch" taufen lassen. Welcher Teufel mich allerdings geritten hatte das in der Osternacht früh um 5 Uhr zu tun, das kann ich im Nachhinein auch nicht sagen. Wir waren alle (inkl. den Taufgästen) total zerstört und danach wurde erst mal von einigen die große Couch aufgesucht...! Ein Bild für Götter wie die 4 in Löffelchenstellung eingekuschelt eingeschlafen sind...! Nun, jedenfalls hat die evangelische Kirche nun 2 Schäfchen mehr und ich bin mir sicher, meine Eltern hätten sich sehr gefreut.

 

Die Woche war der 1. Todestag meines Vaters. Ich hab ihm ein Buch aus Stein besorgt mit dem Spruch: Erinnerungen sind wie kleine Sterne die in das Dunkel unserer Trauer leuchten. War schon komisch da am Grab zu stehen. Ich kann nicht fassen, dass es erst ein Jahr her sein soll. So viel ist in der Zwischenzeit passiert, dass ich es gar nicht umreißen kann. Mein Vater, ein Mann der die Leute brauchte, der bekannt wie ein bunter Hund war. Ein Mann mit einer lauten Stimme und einem sehr markanten Gesicht. Er war die Unterhaltung in Person, war ruppig und unhöflich, konnte charmant sein und war als Schachtmeister unbeliebt da er ein gemeiner Hund sein konnte. Er schien sich über alles hinwegsetzen zu können und war durchzogen von Kraft. Satte 5 Herzinfarkte hat er überlebt und war ein Macher. Doch dann starb meine Mutter. Schon mit ihrer Krankheit, die schnell über uns alle hereinbrach schwanden seine Lebenskräfte. Er war gebrochen und erkannte was er alles falsch gemacht hatte, er sah, dass sie seine Quelle allen Lebens war. Zu spät. Es gab keine Widergutmachung mehr. Sie starb und sein Klagen im Sterbezimmer war laut. Er rieb seinen Kopf an ihre verwelkte Hand und schrie unaufhörlich ihren Namen. Wir 3 Kinder (das 4. fehlte) fühlen uns in unserer Trauer um unsere Mutter gestört und verlangte von ihm Unmögliches: Stille! Wir sahen nur unseren Schmerz und erkannten  zu diesem Zeitpunkt nicht, dass sein Anker gerade genommen wurde. Bei der Beerdigung war es furchtbar: Er schrie nach ihr, schrie: Mei Mutti, ich komm nach...! Es war furchtbar. Dieser Mann war nicht mehr als ein Schatten seiner Selbst. Ich war von der Hilflosigkeit die ihn dann umgab genervt, alles blieb an mir hängen. Ich erkannte einfach nicht, dass er nicht mehr konnte, dass er und auch sein Gehirn nicht mehr so arbeiten konnte, da seine Herzleistung einfach zu schwach war. Ich war oft ungerecht und trotzdem strahlte er jedesmal wenn er mich sah. Er liebte mich so sehr. Ich war doch sein kleines Mäuschen. Seine Tochter nach 3 Söhnen. Ich wußte um seine Liebe und doch konnte ich ihn nicht alternd und schwach annehmen und mild mit ihm umgehen. Ich vermisse ihn, vermisse die Zeit, in der er der war zu dem ich oft aufsah, den die Bauern der Gegend um seine rauhe Offenheit liebten, den nichts peinlich war. Ich stand am Grab meiner Eltern und meiener Großeltern und sah mich als Kind. Oft waren wir zusammen am Grab und wuschen die Platten...! Jetzt bin ich die Erwachsene und mach meinen Eltern das Grab schön und meine Kinder sind mit mir dort. Ich fühl mich immer noch oft einsam ohne die zwei die mir mein Leben gebastelt haben. Ich würd sie so gerne in die Arme nehmen.

 

Nächsten Monat ist dann der 2. Todestag meiner Mutter und das gleiche Sehnen wird wieder im Herzen sein Unwesen treiben. Meine Mama hat mir versprochen mir Zeichen zu geben, wenn sie es denn kann...! Und jede Kleinigkeit die eines sein könnte wir als Mamas Gruß von mir ausgelegt...!

Kommentare


unbekannt
09:27 27.04.2010
Ich mache mir allmählich Sorgen!

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unbekannt
00:10 10.04.2010
Ich kann mir vorstellen, dass solche Tage wirklich schlimm sind aber es ist gut, wenn man liest, wie positiv du ihn Erinnerung behältst, wie sehr du ihn liebst. Und das ist das Einzige, das bleiben wird.

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2010-04-09 20:55