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Tagebuch rispe
2009-07-12 10:08
Sie bleiben ihm fremd
Lag gerade mit meinm Kleinen im Bett und hab über ein Gespräch nachgedacht, dass ich vorgestern mit einer anderen Mami bei der Rückbildungsgymnastik führte. Es ging da um Sitter für die Zwerge und über die Großeltern, die da ganz prima sind. Meine Gedanken führten mich gerade weiter. Ich lag in dem Zimmer in den meine Mama lag, als sie so schwer krank war. Ich sah zur Decke und dachte mir, dass ihre Blicke einst auch diese Decke streiften. Dann bekamen wir die zwei Pflegebetten für meine Eltern. Mein Vater konnte es fast nicht ertragen, dass sie nun in getrennten Betten schliefen. Er war Zeit seines Lebens ein Mensch, der alles zu seinem Vorteil drehte, der wußte Dinge zu ändern und mit seiner Energie Menschen oft in die Enge trieb. Jetzt konnte er nichts ausrichten und mußte hilflos mitansehen wie seine Frau genommen wurde, wie Mama leise ging. Er war dem ganzen ausgeliefert und alles Brüllen und alles Kämpfen half nicht. Mir kam das Bild der Beerdingung von Mama in den Sinn, wie er dastand, auf seinen Gehwagen gestützt und den Namen meiner Mutter rief und schluchzte und heulte. Alles half nichts. Sie war fort. Mit ihr ging etwas ganz Besonderes, ein guter Mensch hatte uns verlassen. Immer wieder bin ich traurig darüber, dass sie meinen Sohn nicht kennenlernen konnte. Natürlich bin ich das auch,weil Papa seinen Enkel um eine Woche verpasst hat. Aber meine Mutter war so durch und durch Mama und Oma, dass einem Enkel nichts besseres hätte passieren können. Wir zeugten damals den Kleinen im vollen Bewußtsein, keine Hilfe von Außerhalb zu bekommen. Uns war klar, dass wir die nächsten Jahre kein Familienmitglied haben werden, dass auf unsere Kinder aufpasst. Das ist schon okay, denn wir sind ja erwachsen und meine Wertigkeit hat sich geändert. Was bringt es mir, allein mit meinem Freund wegzugehen, wenn ich mit meiner Familie sein kann, Zeit mit den Menschen verbringen darf, die mir sooo wahnsinnig viel bedeuten. Das bringt mir mehr Glück als das Ausgehen oder Kinohocken.

Ich versuch immer wieder mir die Erinnerung an meine Mutter herzuholen, versuch im Geiste ihre Stimme zu rekonstruieren. Das Bild meiner Mutter als sie noch rund und gsund war, fällt mir schwer ins Gedächtnis zu rufen. Ich seh sie dann doch eher schmächtig, von der Krankheit gezeichnet, wie sie auf meinem Wohnzimmersessel sitzt und mich anlächelt, wie sie mich anhält nicht zu putzen sondern mich lieber ein wenig zu ihr zu setzen, seh wie meine Tochter an ihrem Bett sitzt und ihr vorliest (Die Kinder von Sonnenau).

Schade dass ich die Zeit mit ihr nicht mehr zurückholen kann, ich würde viel darum geben sie zu sprechen, zu drücken, einfach nur ihre LIebe zu spüren und ihr meine zu geben. Aber leider gehört das zum Leben dazu, auch wenn es furchtbar grausam ist.

Das Schlimme ist, dass für unseren Kleinen die Großeltern völlig fremde Wesen sein werden, deren Stimmen er nicht kannte, deren Geruch nicht und ihre tatsächliche Art. Natürlich werd ich ihm viel von ihnen erzählen, aber ich kenn das von mir - kannt meine Großeltern auch nicht, es werden für ihn Fremde bleiben und er kann sich den Schmerz nicht denken den man empfindet, weil sie fort sind.

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Kommentare

11:17 12.07.2009
als meine oma gestorben ist hab ich nicht nur um ihren verlust geweint sondern auch darum das sie meine kinder nicht kennen lernt. und das, obwohl noch lange keine geplant waren und ich ja selbst jetzt noch keine habe. wenn so tolle mnschen von einem gehen, von denen man weiss das sie so eine bereicherung waren... das tut so weh...
ich bin auch jedes mal traurig wenn ich nur an sie denke.
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11:01 12.07.2009
Es ist schwer, liebe Menschen zu verlieren. Deine Gedanken stimmen mich traurig. Ich habe letztes Jahr auch einen Menschen verloren, der mir sehr nahe stand. Und im Moment begleite ich wieder einen Menschen... Es ist einfach schwer - ich kann Dich sehr gut verstehen. Liebe Grüße
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2009-07-12 10:08