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Tagebuch rispe
2012-04-12 21:37
Heimat oder Zuhause...
Bin heut ziemlich müde in den Tag gestartet. Paul hatte gestern frei und wir saßen doch länger als üblich vor dem Flimmerkasten. Unsere Sophia durfte auch länger wach bleiben. Sind ja Ferien. Nach dem Kaffee bin ich dann erst mal los und hab meiem Pauli schicke Höschen (nun Shorts klingt schon etwas männlicher) besorgt. Ryan war mit dabei, Killian hab ich zu Haus bei seinem Papa gelassen. Der war heut ein richtiger Stinkstiefel. Ich hab mal wieder meine Wisch-Aktion gestartet und wie immer wurde ich deswegen schwach von der Seite angesprochen. Paul regt sich jedes mal drüber auf, weil er der Meinung ist, ich solle das Abends machen, wenn er auf der Arbeit und die Kids im Bett sind. Na klar, ich stell mich nachts um 22 Uhr dann schön hin und fang das Wischen an. So weit kommt es nocht. Mal ganz davon abgesehen, dass Tageslicht durchaus sinnvoll beim Putzen sein kann. Ihn nervt das eben immer, da sie sich dann nicht frei in der Wohnung (ich betone nur in der einen Etage) frei bewegen können. Hach, das krieg ich eh nie in den kleinen Rosinenkopf

Vorhin hab ich nen interessanten Artikel über den Begriff "Heimat" gelesen. Und das erste mal so richtig darüber nachgedacht, dass es evtl. Menschen gibt, die dieses Gefühl nicht so im Herzen tragen wie ich. Da war von "Heimathassern" die Rede, die so angekotzt von der Spießigkeit und der Überschaubarkeit waren, von einem Mann, der das Netz als seine Heimat bezeichnet und diverse Menschen die über ihre Heimatgefühle erzählten. Heimat sei ein abgeschrabbelter Begriff,hieß es da. Auch Dank der Nazis. Ich weiß gar nicht. Ich hab den Begriff immer toll gefunden. Ist ja auch einzigartig, soweit ich weiß. Glaub ich hab vor Jahren mal gelesen, dass es diesen Begriff in keiner weiteren Sprache gibt. Nicht so. zuHause schon, aber Heimat in dem Sinne nicht.

Ich empfinde sogar, dass der Lokalpatriotismus ja immer stärker wird. Es gibt Jacken und Shirts von jeder kleinen Stadt. Mit Stolz von der Jugend getragen, die Heimatgefühle in sich schwellen fühlen. Der Slogan unserer Fußballmanschaft: Meine Heimat - mein Verein!!!

Ich muss sagen, ich fühle mich hier schon sehr wohl und diese Stadt ist mein Zuhause geworden. Ich lebe hier seit 16 Jahren, fast genauso lange wie ich in der fränkischen Schweiz gelebt habe. Trotzdem ist und bleibt meine Heimat die fränkische Schweiz. Das wird sich vermutlich auch nie ändern. Ich hab mir sehr oft drüber Gedanken gemacht, warum das so ist. Gerade als meine Eltern gestorben sind. Die Gefühle für diesen Landstrich und die Menschen dort sind geblieben. Obwohl mein einstiges Zuhause inzwischen verkauft ist, mein Herz hängt immer noch an diesem Fleck Erde. Die sanften Hügel, die schroffen Felsen, die einfachen Leute, die günstigen Preise, die Hilfsbereitschaft, die guten Biere...! Ach, einfach Heimat eben. Das gehört einfach zu einem. Aus dieser Erde wurde ich gemacht.

Mir kam die Frage auf, wie das wohl Menschen sehen, die sehr oft umgezogen sind in ihrer Kindheit. Haben die dann überhaupt eine Heimat oder nur ein Zuhause?! Erwächst Heimat tatsächlich als Kind oder kann man auch im hohen Alter noch eine Heimat bekommen, vielleicht sogar eine neue. Die dann genauso lieben.

Ich würde sagen, meine Heimat ist für mich wie eine Mutter. Mir schwillt die Brust vor Freude, wenn ich die kleinen kurvigen Bergstraßen die oft total überwuchert sind fahre und es in Richtung meines Wochenendgrundstücks fahre. Diesen Fleck Erde konnt ich mir ja bewahren. Wenn die Sonne dann durch die Blätter schimmert und die Schatten des Laubs auf der Straße tanzen, dann kommt es durchaus vor, dass sich meine Augen mit Tränen füllen und ich laut Seuftzen muss. So viel Schönheit und diese tiefe Liebe und Verbundenheit die ich in mir trage, einzig für diese Gegend.

Ob sich das wohl ändern wird, wenn die vertrauten Menschen nicht mehr da sind, die ich noch von früher kenne, wage ich zu bezweifeln. Es hat schon viel mit der Landschaft zu tun. Auch das Bewußtsein, dass hier über Generationen hinweg meine Ahnen das Feld als Bauern bestellt hatten, dass sie das gleiche Schloss sahen, die gleiche Kirche, die gleichen Berge. Dass ihre Hände hier etwas schufen und ich in ihren Fußstapfen wandeln darf.

Mir tut es schon sehr weh, dass keines der 4 Kinder in der Heimat geblieben ist. Wir sind in alle Himmelsrichtungen verstreut. Damals mit der Illusion, dass diese Kleinbürgerlichkeit einen erstickt. Inzwischen seh ich das anders. Ich hätte dort auch ein glückliches Leben führen können. Vermutlich. Aber es mußte so kommen, ich mußte weg. Denn sonst hätte ich meinen Paul nicht kennengelernt und wir unsere 3 Kinder nicht bekommen.

Heimat ist für mich jedenfalls ein sehr starkes Wort. Ein Wort das vor allem Liebe bedeutet, Liebe und Verbundenheit. Nicht umsonst trage ich am Schlüsselbund einen grünen Filzanhänger mit dem Aufdruck "HEIMAT".

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