Heute starte ich mit Halsweh in den Tag. Nicht toll, aber auch nicht zu ändern. Werd schauen, dass ich mir nachher einen Tee koche und mich bei unseren Medikamenten mal durchwühl. Vielleicht ist was drunter was mir hilft. Bring Ryan nachher in den Kindergarten und will mit Killian dann gleich noch ne Runde drehen. Vorrausgesetzt das Wetter passt. Läßt sich gerade noch recht schlecht beurteilen. Ist noch alles in blaues Licht getaucht.

Kinderarzt muss ich heut noch kontaktieren, da ich mit Sophia hin muss. Es ist wichtig, dass er sie noch mal untersucht und abhört, denn am Do steht ihre Zahnoperation an. 4 Zähne werden ihr dann für die Zahnspange gerissen. Schon krass, so ganz gesunde Zähne einfach so zu entsorgen! Nun, war bei mir damals auch so, aber die Möglichkeit einer Vollnarkose war gar nicht gegeben. Sophia bekommt aber eine. Anders wäre es bei ihr nicht möglich die Zähne zu ziehen.

Paul und ich glauben manchmal, dass sie einfach ein viel intensiveres Schmerzempfinden haben muss. Sie schreit bei Dingen, die ich nicht mal merken würde. Sie ist in diesem Punkt das ziemliche Gegenteil von mir. Wir ticken eben alle anders. Ich bin echt gespannt was das am Donnerstag wird und hab auch schon ein wenig Angst vor der Narkose. Hoffe alles geht gut. Nächste Woche passen sie die Spange dann an und ein paar Tage drauf wird sie eingesetzt. Kann mich noch erinnern, wie das nachstellen immer schmerzte. Das war echt ein komisches Gefühl.

Das Problem ist ein wenig, dass wir den Termin des Zahnchirurgen erst recht kurzfristig bekommen. Nehm an heut oder morgen rufen die durch. Dann wissen wir um wieviel Uhr gerissen wird. Sie haben aber schon angekündigt, dass es vermutlich eher am Nachmittag sein wird. Dumm, dass Paul ausgerechnet an diesem Tag ein wichtiges Wahlfach hat. Ich kann ja nicht mit den Kleinen in den Aufwachraum.

Wir haben einfach nicht wirklich jemanden, der mal auf die Kinder aufpassen kann. Wenn man in dieser Situation ist, dass man keine Großeltern hat oder keine netten Nachbarn, die mal eben auf die Kids schauen können, werden solche Momente zur echten Problematik. Die einzige Frau die uns eingefallen ist, ist eine Bekannte von Paul. Die hat er jetzt auch mal gefragt. Sie wäre schon bereit (hat im Gegenzug ja auch schon einige Male unseren Bus ausleihen können).

Es handelt sich ja vermutlich nur um ein paar Stunden, die abgedeckt werden müssen. Denn ich kann Sophia nicht allein in die Narkose gehen lassen. Das geht nicht.

Mensch, wenn meine Mama noch da wäre, dann wäre vieles so viel Einfacher und Schöner. Ich denk sehr oft an sie. Immer mal wieder ploppt ein Bild vor meinem inneren Auge auf, dass mir ne Szene aus meiner Kindheit aufmalt. Neulich kam mir ein Bild, wie mein Bruder mit dem roten Badetuch im Wohnzimmer steht und ich der Stier bin. Wir sind beide frisch gebadet und noch recht klein. Mama sitzt auf dem Sessel.

Wenn ich mich immer so gedanklich verzettel kommt meist zum krönenden Abschluss das Bild von Mama, wie ich sie sah, als sie tot im Bett lag. Der Mund leicht geöffnet, die haut gelb-beige-stichig...! Dieser Moment wird mir nie, nie, nie aus dem Kopf gehen.

Mein Bruder der sich isoliert von uns 3en zum Fenster wendet und leise weint, Papa der laut wehklagt und seinen Kopf in der lebelosen Hand meiner Mutter reibt, Marc und ich die sie auf die Stirn küssen. Achim, der Bruder der sich zum Fenster neigte, dreht sich harsch zu meinem Vater und schimpft ihn, da er so laut ist. Wie unwirklich dieser Moment war und doch war er leider echt.

Die ganze Welt hat sich seither verändert. Ich bin erwachsen geworden, denn ich bin ja Waise und es gibt nun keine selbstverständliche Liebe mehr, wie die meiner Eltern.

Naja, die meiner Kinder vielleicht. Doch da bin ich ja in der Position den Deckmantel des Schutzes, Liebe und Geborgenheit über sie auszubreiten. Sie sollen wissen, dass sie sich immer in meinem "Schoß" fallen lassen können, so lange mein Herz schlägt. Ich habe großes Glück, dass ich meine 3 habe. Das weiß ich und bin erfüllt von unendlicher Dankbarkeit!!!!