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Aufgabe der Batterie: In einem...
Aufgabe der Batterie: In einem gewaltigen Marsch ist die Verbindung mit der vordersten Marschgruppe - unseren Panzern - herzustellen, die inzwischen unaufhaltsam vorgerückt ist.
Zur mitternächtlichen Stunde geht es auf einer ausgezeichneten, kurvenreichen Straße steil bergab durch die polnische Schweiz. Im Mondlicht schimmern die bizarren Formen der romantischen Felskegel und Abstürze gespenstisch durch den aufgewirbelten Staub.
Um 6 Uhr morgens halten wir nach der nächtlichen Gewaltfahrt vor Skala. Während wir Kaffee fassen und die dicke Staubschicht mit dem aus einem Ziehbrunnen spärlich zur Verfügung stehenden, schmutzigen Wasser waschen, rattern in dem etwa 1 km vor uns liegenden Ort die L- und SMg, dazwischen donnern die Feldhaubitzen. Einige Rauchsäulen steigen auf, kurz darauf verstummt der Gefechtslärm. Diese unglückliche, kleine polnische Siedlung bietet ein schauerliches Kriegsbild, nur mehr ein schwelender Trümmerhaufen ist zurückgeblieben. Militär- und Zivilpersonen liegen tot oder verwundet auf der Straße. Durch geht‘s! -
Auf dem Hauptplatz wälzen sich noch angeschossene Pferde, im Gespann verhängt; Frauen und Kinder bemühen sich zwischen dem glosenden und rauchenden Schutt die Brandherde zu lokalisieren und zu löschen. Nachträglich erfuhren wir, dass sich der Gegner hier, bestehend aus den von Krakau zurückflutenden Truppen, gestellt hat. Nach Einsatz unserer Panzerwaffe waren ihre Offiziere zeitgerecht in Privatautos durchgegangen. Verhältnismäßig rasch geht unsere Fahrt im knöcheltiefen Staub über Slomniki nach P r o s z o w i c e .
Wüst sieht es auf dem von Brandruinen gesäumten Marktplatz aus. Vor dem ausgebrannten Personenauto liegt noch die verkohlte Leiche eines polnischen Offiziers. Ein Kamerad der Infanterie erzählt uns, dass nur 62 deutsche Infanteristen den Ort gestürmt und erobert haben.
Nachmittags haben wir uns mehrmals verfahren.
Wir passieren den Ort Stagniovice, der vollkommen unversehrt und dessen Bevölkerung ganz verhungert ist.
Unter einer Kindergruppe, denen wir vom fahrenden Wagen aus Brot zuwerfen, entstand dadurch eine wüste, von lautem Geschrei, begleitete Rauferei. Die wirtschaftliche Notlage scheint hier furchtbar zu sein.
Unmittelbar hinter Stagniovice biegen wir auf einem Feldweg, der über marschartiges Sumpfgelände führt, ab und haben das Pech, dass eines unserer 8,8-Geschütze bei einer kleinen Holzbrücke einbricht. Mit vereinten Kräften bringen wir das Geschütz wieder aus dem Wassergraben. Wieder heißt es, "ganze Batterie kehrt", eine neue Marschrichtung wird eingeschlagen. Nach Eintritt der Dunkelheit haben wir mehrmals die Orientierung verloren und kamen dadurch vor der deutschen Panzerlinie ganz an den Feind heran. Durch einen deutschen Panzerspähwagen wurde die Spitze unserer marschierenden Batterie aufmerksam gemacht, dass wir der Gefahr laufen, in der vordersten feindlichen Linie zu landen. Also wieder ein eiliges Kehrt. Um 22 Uhr beziehen wir auf freiem Felde unsere Wagenburg. - Die ganze Front vor uns ist ein einziger Feuerschein.
Heute konnten wir unser Marschziel nicht erreichen, da es sich noch in feindlicher Hand befand.