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Tagebuch Rain
2007-10-31 22:04
Halloween...oder Reformationstag???
I want to praise you, Lord,much more than I do
I want to praise you, Lord,much more than I do

Learn to seek your face
And the knowledge of your grace
I want to praise you

Birds in the sky sing their song to you
Trees in the field lift their arms to you
I want to sing
I want to lift
My arms to you

I want to praise you, Lord much more than I do
I want to praise you, Lord,much more than I do
...

(Weiß nicht,von wem es ist...aber ich hab es total gern.)

Heute ist also wieder einmal...altmodisch gesehen,fast schon vergessen...der Reformationstag.
Modern gesehen und bei weitem lukrativer,nachzulesen in jedem aktuellen Werbeprospekt,in Bäckereien und Kaufhäusern und wo auch immer sonst noch,
feiern wir heute Halloween.Das Wichtigste ist schließlich,dass die Konjunktur angekurbelt wird und die Kasse ordentlich klingelt,alles andere ist zweitrangig,der
Zweck heiligt die Mittel - oder etwa nicht???

Diese Frage entscheidet jeder für sich selbst.Ich gönne es auch jedem,heute über die Stränge schlagen zu können und so weiter,aber für mich ist heute halt nicht Halloween,sondern der Tag,an dem ich mich an die Reformation der christlichen Kirche erinnere...und sehr dankbar bin dafür.
Zur Erinnerung möchte ich gern ein paar Worte darüber schreiben...

Was bedeutet Reformation eigentlich...und inwiefern hat der Reformationstag auch heute noch eine Bedeutung für uns?

Das Wort "Reform" kennt wahrscheinlich jeder von uns,da es fast täglich in den Medien erscheint.Es stammt ab von dem lateinischen Wort
"reformare = umgestalten,verwandeln,wiederherstellen" und beschreibt die Reformation im Sinne der heutigen christlich-evangelischen Kirche sehr treffend -
insbesondere im Sinne einer Wiederherstellung,die durch eine Umgestaltung erreicht wird,finde ich.Aber warum eigentlich?

Martin Luther hatte sich aufgrund persönlicher Erfahrungen dem christlichen (katholischen) Glauben verschrieben und war Mönch geworden.Trotz aller Bemühungen gelang es ihm jedoch nicht,seinen Frieden mit Gott zu finden,da er trotz aller guten Vorsätze sich nicht in der Lage sah,sein Leben sündenfrei zu leben.Diese Erkenntnis plagte ihn unendlich,er fand - wie auch immer er sich selbst für sein Verhalten geißelte und bestrafte - keinen Ausweg aus diesem Dilemma.Immer wieder stand für ihn sein fehlerhaftes Verhalten wie eine Mauer zwischen ihm und Gott,dem er eigentlich von ganzem Herzen nahe sein wollte.

Zu dieser Zeit war es so,dass in der Kirche die Bibeltexte nur auf lateinsch vorgetragen wurden.Die Auslegung wurde den katholischen Kardinälen,Priestern und ihresgleichen überlassen.Die Menschen,die den Gottesdienst besuchten,
waren deshalb der Aufrichtigkeit dieser Menschen ausgeliefert,da sie keine Möglichkeit hatten,deren Aussagen zu überprüfen.

Leider waren Kirchenämter zu dieser Zeit sozusagen lukrative Jobs,
insbesondere für Adelssprösslinge,deren Familien sich in finanzieller Bredouille befanden und beispielsweise nur eben genug Geld und Besitz für einen Erben
in petto hatten.Dasselbe galt für die Töchter adliger Familien,konnte man sie nicht
verheiraten,so wurden sie,um sie versorgt zu wissen,kurzerhand zur lebenslangen Versorgung als Nonnen in einem Kloster untergebracht.
Das Mönch-,Nonnen- oder Priesterdasein hatte somit zum Teil eher wenig mit einer echten Hingabe an Gott zu tun.

Um dem Leben im Kloster bzw. einem katholischen Amt die nötige finanzielle Bedeutung zu geben (das Zölibat,welches es in der evangelischen Kirche so ohnehin nicht gibt,war vielfach eine Farce - so gab es vielerlei Sprösse der vermeintlich enthaltsam lebenden Kirchenmänner und -frauen),hatte sich die Praxis der Sündenvergebung durch den Kauf von Ablassbriefen etabliert.Durch diesen sollte unter anderem auch der Bau des Petersdoms in Rom finanziert werden.Ablassbriefe waren dazu gedacht,sowohl lebende als auch bereits verstorbene Menschen von ihren Sünden und den daraus resultierenden Folgen
(Trennung von Gott) freizukaufen,und dafür wurde von Seiten der Kirche kräftig die Werbetrommel gerührt.

Nachdem Martin Luther lange Zeit immer wieder in der Bibel danach gesucht hatte,welche Möglichkeit es gäbe,trotz aller Sündhaftigkeit seinen Frieden mit Gott zu finden,wurde ihm dies schließlich beim Lesen des Römerbriefes im neuen Testament deutlich : nur durch Gottes Gnade und Barmherzigkeit allein kann der Mensch,der dies aufrichtig wünscht und sein eigenes fehlerhaftes Verhalten bereut,Gottes Vergebung erlangen.
Nicht durch Opfer oder finanzielle Zuwendungen.

Diese Erkenntnis war für Luther eine fundamentale Entdeckung,die er mit allen anderen teilen wollte,aus diesem Grund entwarf er zur (theologischen) Diskussion 97 Thesen,von denen er dann - da er auf kein Interesse bzw. keine Reaktionen stieß - der Überlieferung nach 95 an das Hauptportal der Schlosskirche in Wittenberg anschlug.
Sein Anliegen war,dass alle Welt erfahren sollte,dass der Weg zu Gott die eigene Buße war (ein Weg,der jedem Menschen uneingeschränkt freisteht,wenn er es ernsthaft wünscht) und keineswegs abhängig vom Kauf von Ablassbriefen oder ähnlichem.

Der katholischen Kirche waren diese "ungeheuerlichen" Aussagen erwartungsgemäß ein Dorn im Auge,sie war keineswegs an einer Verbreitung dieser Thesen interessiert.Somit markiert dieses Ereignis - to cut a long story short - den Ursprung einer neuen christlichen Kirche,namentlich der evangelischen,die sich in einigen wesentlichen Punkten von der katholischen unterscheidet.Im Verlauf der Ereignisse,die ich nicht beschrieben habe,kam es
außerdem dazu,dass Martin Luther die lateinische Bibel ins Deutsche übersetzte,
damit jeder Gläubige selbst nachlesen und sich ein eigenes Bild von dem,was darin steht,machen konnte.Was das bedeutet,kann sich jeder vorstellen,der einen Vertrag in einer ihm fremden Sprache unterzeichnen müsste...im Prinzip ist dies völlig unmöglich,es sei denn,eine Person,der man absolut vertraut,würde einem vorher die korrekte Übersetzung liefern und versichern,dass es keine unerwünschten Klauseln gibt.

Soviel also zur Reformation.Die Bibel steht hier bei uns zwar jedem offen...wie ich finde,ein kostbares Geschenk...und ist doch,
vielleicht auch durch diese uneingeschränkte Verfügbarkeit,für viele nichts Besonderes.

Gerade deshalb möchte ich jeden ermutigen,dieses Buch oder auch die Geschichte Luthers (gibt ja seit einigen Jahren diesen Film...) für sich persönlich ganz neu zu entdecken.Es ist interessanter,als viele denken...und lohnt sich.
Gerade den Römerbrief finde ich persönlich unglaublich schön...

Puuh,das war lang...einen schönen Abend,wie auch immer und weshalb auch immer ihr ihn feiert! :)

Rain

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liebe 

Kommentare

21:02 09.11.2007
Das freut mich,Drahtseilakrobatin...danke für Deinen lieben Kommi und ganz liebe Grüße!

Und Dir auch danke,Dori...ich schau mal nach! :)

Alles Liebe Euch beiden!
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unbekannt
11:25 01.11.2007
Das Lied müsst in einem der "Du bist Herr oder Feiert Jesus Büchern" zu finden sein.

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23:33 31.10.2007
Ich stimme Dir voll und ganz zu. Ich habe das Buch und habe auch den Film gesehen. Genau dies sollte eigentlich jeder mal gelesen bzw. gesehen haben. Es ist wirklich sehr interessant.
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2007-10-31 22:04