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Tagebuch PetraM
2017-04-23 10:29
Sa. 22. April 2017
Im Moment sind die Tage, also insbesondere am Wochenende (mit den Krankenhausbesuchen bei meiner Mutter) einfach viel zu kurz.

Mein Freund war am Samstag eh nicht so gut drauf. Er ist wegen der Darmspiegelung am Mittwoch halt auch schon total nervös. Natürlich hat er auch Angst vor dem Ergebnis, das was gefunden werden könnte. Wir gehen zwar nicht davon aus, aber die Unsicherheit vor einer solchen Untersuchung ist halt trotzdem da.

Am Dienstag hat er dafür schon frei. Also er bekommt am Mittwoch einen Krankenschein für 2 Tage, auch rückwirkend für den Dienstag. Sein Chef weiß schon Bescheid. Zum einen darf er am Dienstag ja nichts festes mehr Essen und außerdem muss er am frühen Nachmittag mit dem Abführmittel anfangen. Das würde sich mit seiner Arbeitszeit überschneiden.

Er denkt jetzt natürlich ständig daran, steht total neben sich. An solchen Tagen lasse ich ihn dann lieber in Ruhe. Das ist dann immer besser (wenn er so nervös ist). Er ist dann etwas gereizt, was schnell im Streit endet, was wir natürlich beide nicht wollen

Wir waren zuerst Einkaufen. Danach bei meiner Mutter zu Hause. Jedes Mal gab sie mir eine volle Tasche (großen Beutel) mit dreckiger Wäsche mit. Ich sollte bisher alles in ihren Flur stellen. Wenn sie wieder nach Hause kommt, möchte sie eine Aufgabe haben, sich selber um die Wäsche kümmern.

Außerdem tut sie alles in den Trockner. Unser Trockner ist ja seit einiger Zeit kaputt. Aus Kostengründen verzichten wir jetzt ganz darauf und hängen die Wäsche zum Trocknen immer auf.

Mir macht dieses Auf- und Abhängen nichts aus. Mein Freund hat dafür "keine Nerven", aber ich hänge alles (also Socken, Handtücher usw.) ordentlich und "akribisch" auf. Nein, ich arbeit dabei nicht mit einem Lineal, was man aber meinen könnte, wenn man die Wäsche hängen sieht.

Danach waren wir bei meiner Mutter. Zum ersten Mal nach der ersten Chemo am Mittwoch. Sie sah gar nicht gut aus. Seelisch stand sie auch total neben sich, fing immer wieder an zu weinen. Ich hatte Mühe, locker zu bleiben und nicht ebenfalls zu weinen (Tränen kamen mir dann wieder abends zu Hause).

Sie war immer so ein Wirbelwind, tanzte "auf allen Hochzeiten gleichzeitig", konnte keine 5 Minuten ruhig sitzen bleiben (was uns früher immer alle total genervt hat). Und jetzt liegt sie dort, ist so schwach, dass sie kaum aufstehen kann und war immer wieder dran, es wäre besser, wenn sie sterben würde, damit sie anderen (und insbesondere uns) nicht mehr so zur Lasten fallen müsste. Diese Sätze sind für mich seelisch immer sehr hart.

Am Freitag ging es ihr "relativ" gut, aber am Samstag wieder ziemlich schlecht. Ihr Körper sieht so "unrealistisch" aus. Die Augen sind immer noch gelb (die Leberwerte sind zwar besser, aber immer noch zu hoch). Die Arme sind total dünn, darin hat sie gar keine Kraft mehr (wenn man bedenkt, wie viel Sport sie früher gemacht hat). Ihr Bauch ist total super dick, so richtig dick angeschwollen. Als wenn sie einen dicken Rettungsring darin hätte. Die Ärztin weiß nicht so genau, woher das kommt. Sie vermuten, dass sich die ganzen Medikamente (ihre früheren/bisherigen mit den neuen Medikamenten) nicht so richtig vertragen, eine Wechselwirkung haben.

Ihre Oberschenkel sind wieder super dünn, aber ab den Knien, runter bis in die Füße, ist sie super, super dick, so als wenn jemand ihren Körper von den Knien an abwärts aufgeblasen hätte. Es sieht aus, als wenn sie dicke Winterstiefel an hätte. Die Füße sind so dicke Klumpen, damit passt sie zur Zeit nirgends (Schuhe) rein. Wir haben ihr deswegen auch schon größere Socken mitgebracht. Ihre eigentlichen dünnen Söckchen passen absolut nicht mehr. Die schnüren alles total ab.

Sie soll deswegen mit einer weiteren Verlängerung rechnen. So darf sie nicht nach Hause. Erst muss geklärt werden, woher das Aufgeschwämmt kommt, also die Medikamente richtig eingestellt werden. Mit diesen dicken "Klumpen" kann sie ja auch nicht richtig Laufen (nur ein paar Schritte).

Dazu kommen ihre Bettnachbarn. Die Türkin hat sich nicht "unter Kontrolle" und macht ständig ins Bett.... Auch zur Essenszeit. Meine Mutter hat am Samstag den ganzen Tag nichts gegessen, lag deswegen nur am Tropfer (wieder Kochsalzlösung). Diese beiden neuen Bettnachbarn (die andere liegt nur still dort, starrt den ganzen Tag an die Decke) haben ihr jetzt wirklich noch gefehlt. Keinerlei Abwechslung mehr (bis auf die Besuche), jetzt grübelt sie nur noch vor sich hin.

Ihre Schränke zu Hause werden langsam leer. Am Sonntag Nachmittag fahren wir (nach meinem Training) erst wieder zu ihr ins Krankenhaus. Sie wollte noch dreckige Wäsche zusammen packen. Danach zu ihre nach Hause. Ich will mir ihre dreckigen Sachen (die Beutel in der Diele) schnappen und sie hier schon mal waschen. Es sind in erster Linie Handtücher und T-Shirts. Sie braucht ja noch Sachen zum wechseln. Wer weiß, wann sie jetzt nach Hause kommt. Meine Mutter rechnet (wegen dem Wasser) damit, dass sie noch mindestens eine ganze Woche, über das nächste Wochenende drin bleiben muss.

Dann kommt auf mich abends (mit dem Waschen) also noch mehr Arbeit zu. Ich kann es nicht ändern, da muss ich jetzt durch.

Zu Hause habe ich nur einen großen Teller Salat gegessen (grünen und Gurken mit Joghurt-Dressing), abends noch einen Apfel und ein paar Weintrauben.

Mich schlaucht die ganze Situation seelisch auch unwahrscheinlich. Ich "brauche" ja eigentlich auch mehr Routine, wovon zur Zeit aber keine Rede sein kann. Umso mehr mir die Routine fehlt, umso näher bin ich am Wasser gebaut (also weine auch bei kleinen Anlässen umso schneller). Dagegen komme ich einfach nicht an. Ich stehe häufig total neben mir, sitze (oder liege) nur still da (also abends) und will meine Ruhe haben (wir sind zur Zeit beide ziemlich still).

Bei meinem Freund werden jetzt auch wieder viele Erinnerungen an früher, an seine Mutter geweckt. Er war 14 Jahre, als seine Mutter an Lungenkrebs (mit 51 Jahren) gestorben ist. Sie war starke Raucherin. Sein Vater holte sie damals nach Hause, nahm sich dafür unbezahlten Urlaub. Die beiden haben sie dann über Monate gepflegt, ich auch mehrmals täglich Morphium-Spritzen gegeben, bis sie dann zu Hause im Bett gestorben ist. Mein Freund ist dafür damals auch nachts mehrmals aufgestanden. Die Schule litt sehr darunter, aber alles konnte sein Vater ja nicht alleine machen.

Als er meine Mutter am Samstag gesehen hat, also das erste Mal nach der Chemo, da wurden bei ihm sehr viele negative Erinnerungen an früher wieder wach (auch wie seine Mutter nachts immer vor Schmerzen geschrien hat, er deswegen nächtelang nicht schlafen konnte), so dass er dann sehr still war.

Am Samstag waren wir beide dadurch im ganzen sehr still. Mein Freund hat abends Fernsehen geguckt (war auch zeitweise am Computer, Hauptsache ein bisschen Ablenkung) und ich habe abends endlich mal wieder Sport gemacht. Beim Laufen hatte ich immer mal wieder so heftige Stiche im rechten Knie. Zuerst habe ich zu Hause eine kleine Pause gemacht, habe etwas gelesen (wollte wieder auf andere Gedanken kommen), aber dann hat mein Freund mich gedrängt, endlich mit dem Sport anzufangen. Wenn die Schmerzen stärker werden, ich deswegen nicht mehr Laufen kann (das Thema hatten wir ja schon....), dann haben wir alle ein ganz großes Problem. Ja, damit hat er natürlich vollig recht.

Gegen 20.30 Uhr habe ich dann losgelegt, habe mich umgezogen und habe dann endlich mit dem Sport angefangen.

Zuerst wieder das Fahrradfahren, 10 Kilometer in 32:40 Minuten. Durchschnittlich mit 17/18 km/h, alle 5 Minuten eine "Powereinheit" von 40 Sekunden mit etwa 21 km/h.

Den letzten Kilometer wieder durchgängig Power (21 km/h), bis ich die 10 Kilometer komplett geschafft hatte.

Auch wenn ich etwas langsamer war, ich bin trotzdem stolz, dass ich es endlich wieder so durchgezogen habe. Anfangs tat mein rechtes Knie so weh, so dass ich nicht so richtig in Schwung kam (mit der Zeit wurden diese Schmerzen wieder deutlich weniger).

Vorher, vor dem Sport, kommt es einem immer so schwer und anstrengend vor, aber wenn man dann erst mal dabei ist, dann macht es Spaß und danach ist man dann einfach happy und glücklich, dass man den inneren Schweinehund überwunden hat und es so gut durchgezogen hat.

Nach dem Fahrradfahren noch 1 Stunde und 5 Minuten Sport (davon rund 10 Minuten dehnen).

15 Min. Steppbrett-Training, 40 Min. Krafttraining und etwa 10 Min. Dehnen (für Schultern, Nacken sowie Beine und Fersen).

15 Min. Steppbrett-Training (7 Übungen für je 2 Min.). Bei 3 Übungen mit den 1 kg Hanteln nach vorne boxen, bei 2 Übungen (seitlich und nach vorne Kicken) mit den 2 kg Hanteln Biceps und bei den seitlichen Übungen (Steps) mit den 3 kg Hanteln Biceps.

20 x Kettlebell Swing (6 kg).

Mit den 3 kg Hanteln Reverse Biceps-Curls (also Handinnenflächen nach unten halten), erst 30 Sek. in der Waagerechten halten, dann 10 x Biceps.

Mit den 5 kg Hanteln normale Biceps, also ebenfalls erst 30 Sek. in der Waagerechten halten, dann 10 x Biceps.

Dann auf dem Steppbrett 10 x Liegestütz rücklings.

30 Sek. Wandsitz, dabei die 1 kg Hantel (zwischen den Händen) mit nach vorne gestreckten Armen halten.

Mit 3 kg Hanteln 10 x Kniebeugen, Arme beim Hochgehen nach oben strecken.

Mit der Hantelstange sowie den beiden 5 kg Gewichts-Scheiben 10 x Kreuzheben.

Dann vorbeugen und mit den 5 kg Hanteln 10 x Rudern (Ellenbogen nach hinten ziehen).

20 x Kettlebell Swing mit der 8 kg Kugelhantel.

Gerade Stehen und mit den 2 kg Hanteln seitliche Bewegungen, die Arme (fast) gestreckt seitlich 10 x hoch bis in Schulterhöhe, halb runter und nochmals hoch bis in Schulterhöhe, erst dann ganz runter.

Vorbeugen, mit gestreckten Armen mit den 2 kg Hanteln hinter/oberhalb vom Rücken 10 x hoch.

Wieder gerade Stehen, die Arme vorne hoch, also Oberarme in Schulterhöhe, Unterarme senkrecht hoch. Die Arme 10 x gerade nach oben strecken und nur bis Schulterhöhe runter kommen.

Eine Hantel weg legen (nur mit einer Hantel arbeiten), wieder Oberkörper gerade nach vorne beugen und die 2 kg Hantel mit gestreckten Armen in Schulterhöhe vor und zurück schieben (von Brusthöhe vor bis Arme gestreckt sind und wieder zurück).

Gerade hinstellen und mit der 3 kg Hantel 10 x hinter dem Kopf arbeiten, also runter bis zum Nacken und die Arme dann wieder nach oben strecken.

Wieder vorbeugen und mit den 1 kg Hanteln seitliche Butterfly-Bewegung (also mit fast gestreckten Armen).

Auf Steppbrett liegend die 5 kg Hanteln 15 x hochdrücken (Hantelbank), unten einmal nachwippen. Dann 10 x mit einer über/oberhalb vom Kopf arbeiten.

Weiter mit 3 kg Hanteln, Arme fast gestreckt zur Seite und mit gestreckten Armen arbeiten, 10 x nach oben (senkrecht) und wieder seitlich runter.

Mit den 3 kg Hanteln "enges" Bankdrücken, also mit den Hanteln über dem Bauch/Bauchnabel arbeiten, 10 x nach oben strecken.

Auf den Boden (auf die Matte), auf alle Viere, Knie 10 x vom Boden etwas anheben.

Weiterhin auf allen Vieren, ein Bein angewinkelt anheben und mit dem Fuß 10 x nach oben Richtung Decke wippen.

Liegestütz-Position (also mit gestreckten Armen), 30 Sek. halten und die Beine/Knie im Wechsel langsam Richtung Brust ziehen, "Bergsteiger".

30 Sek. Unterarmstütze. 4 richtige Liegestütze. 10 Liegestütze auf Knien.

Auf den Rücken legen, Beine aufstellen, hoch zur Brücke und 20 x Laufen, Bein strecken.

Flach liegen und Beine 10 x anziehen (Knie Richtung Brust) und strecken (flach über dem Boden).

Beine aufstellen, 10 x gerade Crunches, Hände Richtung Knie.

Hände hinter den Kopf, 20 x Bicycle Crunches.

Auf die Seite legen und 5 x Seitstütz.

Flach liegen und oberes Bein 10 x gestreckt hoch (dabei so ein Rubber-Band, geschlossenes Theraband, um die Fußgelenke).

(Weiter ohne Band) Flach liegen und unteres Bein 10 x gestreckt hoch.

Oberes Bein 10 x Richtung Schulter ziehen und wieder strecken.

20 x Kettlebell Swing mit der 8 kg Kugelhantel.

Zum Abschluss dann die Dehnübungen und abschließend die Arme/Schultern vor und zurück kreisen.

Ja, ich bin wirklich froh, dass ich wieder so ein gutes Programm durchgezogen habe. Es hat wirklich gut getan. Zeitweise habe ich das rechte Knie zwar etwas gemerkt, aber es hielt sich noch in Grenzen.

Kommentare

02:08 24.04.2017
Auch bei Deinem Freund der frühe Tod eines Elternteils, schlimm und traurig
Und morgen soll er sich nicht überarbeiten, wegen der 2 Tage, die er dann fehlt
Good luck !
Soll der Kommentar wirklich gelöscht werden?
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