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Tagebuch PetraM
2017-03-05 13:06
Sa. 04. März 2017
Nur schon mal vorab, der Freund meiner Mutter ist tot, er hat es geschafft, wie meine Mutter es formuliert hat. Am späten Sonntag Vormittag ist er gestorben.

Der Samstag ist zwar soweit gut verlaufen, wir haben alles, was wir geplant hatten, geschafft, aber trotzdem war der ganze Tag sehr hektisch und unruhig. Halt mit vielen Terminen vollgepackt. Von einem "entspannten Wochenende" war nichts zu merken.

Und ich bin ja ein totales Gewohnheitstier. Abends war ich deswegen total geschlaucht. Mir fehlte der normale Ablauf und auch mein Sport, den ich dadurch ja nicht machen konnte. Aber trotzdem hat alles gut geklappt.

Wir haben zunächst mal so ziemlich ausgeschlafen, also ohne Wecker. Während ich mich fertig gemacht habe (also mit Duschen und Frühstücken) ist mein Freund schon mal zum Getränkehändler gefahren. Dann mussten wir das später nicht mehr.

Dann rief meine Mutter an. Jemand (vermutlich Kinder) hat in alle Schlösser im Keller was reingesteckt, kleine Stücke Holz, Papier usw. Sie bräuchte ein neues Schloss.

Ihr Freund hatte letztens neue Sitzbezüge fürs Auto geholt. Die alten waren total verschlissen und kaputt, schon Jahre alt. Er sagte meiner Mutter, dass sie im Keller sind. Die alten hat meine Mutter schon rausgemacht. Sie hat es uns letztens erzählt, als es stürmisch war und geregnet hat. Am Samstag war das Wetter (zumindest mittags) schön und stabil. Mein Freund wollte es sich schon mal angucken, sich darum kümmern.

Nun gut, also sind wir dann zuerst (was natürlich nicht geplant war) zum Baumarkt gefahren, haben dort eben ein neues Schloss geholt. Immerhin gibt es dort sehr schöne Blumen. Es sollte ja auch der nachträgliche Geburtstagsbesuch sein und wir wollten dort nicht mit leeren Händen hinkommen. Also haben wir dort zwei schöne Blumen geholt. Zum einen Osterglocken und auch Anturien (in weiß und rot), die meine Mutter immer schon so mag.

Weil wir nicht wussten, wie lange wir dann bei meiner Mutter bleiben und wir abends ja auch noch zum Essen verabredet waren, sind wir dann noch direkt Einkaufen gefahren.

Das nächste Geschäft war Tengelmann. Diese Kette wurde ja (zumindest hier bei uns) von Rewe aufgekauft. Die machen zur Zeit "Ausverkauf", füllen die Regale auch nicht mehr auf. Aber wir haben dort noch fast alles bekommen, was wir gesucht haben (den Rest werden wir dann nächste Woche erst kaufen, das war nichts so wichtiges mehr).

Der Verkäufer an der Kasse sagte, dass diese Filiale in Kürze (den genauen Tag wusste er noch nicht) für mehrere Wochen zum kompletten Umbau geschlossen wird. Bin mal gespannt. Das ist von hier aus das nächste Geschäft, in dem wir deswegen sehr häufig Einkaufen gehen.

Im Geschäft haben sich noch 2 gute Situationen ergeben.

Ich mag keine Leber, davor (vor dem Geschmack) ekel ich mich seit meiner Kindheit. Wenn wir Essen gehen, dann ärgert mein Freund mich immer damit, dass ich doch anstatt Schnitzel mal Leber nehmen soll.

Nun gut, ich habe mir dann Äpfel geholt (die gehören ja jetzt, anstelle von Brot, zu meinen täglichen Grundnahrungsmitteln), habe drauf geguckt, welche Sorte das ist. Und welches Wort lese ich darauf als erstes? Ja, Leber. Also der Obstanbauer hieß Hirschleber. Aber als mein erster Blick, nachdem mein Freund mich kurz zuvor noch mit der Leber geärgert hat, auf das Wort Leber fiel, da musste ich spontan loslachen. Dadurch kam ich dann noch mit einer älteren Frau, die zufällig neben mir stand, kurz ins Gespräch. Sie fand den Gedanken, Äpfel mit Lebergeschmack, auch sehr witzig bzw. ekelig (Grins).

Dann kam eine Frau, hat sich vertan und packte ihre Einkäufe in unseren Einkaufswagen, der am Rand der Obsttheke stand. Mein Freund sprang sofort dorthin. Sie hat sich natürlich sofort entschuldigt und nahm wieder alles raus, aber wir mussten alle über diese Verwechslung lachen.

Nach dem Einkaufen dann ab zu meiner Mutter.

Sie sah schlimm aus. Total dünn (für ihre Verhältnisse), blass und die Augen eingefallen. Ganz klar, sie hat seit Tagen so gut wie nicht geschlafen (nur zwischendurch mal ein Stündchen), nichts gegessen (nur mal eine Scheibe Brot) und kaum was getrunken.

Nachdem sie über 24 Stunden im Krankenhaus war, hat auch der Stationsarzt sie nach Hause geschickt. Wir war rund 3 Stunden zu Hause, hat davon eine Stunde geschlafen, dann kamen wir. Wir waren etwa 1,5 Stunden dort, dann hat sie uns sogar wieder weg geschickt, weil sie wieder ins Krankenhaus fahren wollte. Dort blieb sie dann wieder (von Samstag Nachmittag gegen 16 Uhr) bis heute Mittag, als er dann gestorben ist.

Ja, wie gesagt, wir waren etwa 1,5 Stunden dort. Über ihren Freund, also die aktuelle Situation haben wir uns nur kurz unterhalten. Halb haben wir uns über die Zukunft unterhalten, wie es dort dann ohne ihn weitergeht (es gibt sehr viel zu tun, packen wir es an!!!) und auch halb über verschiedene Themen, wie unseren gebuchten Urlaub an der Nordsee, das bevorstehende Zug-Chaos usw., also auch ein paar neutrale Themen.

Dann gingen wir in den Keller. Das alte Schloss war schnell repariert, das Stück Holz konnte man gut rausziehen.

Dann bekamen wir alle einen Schock. Meine Mutter war seit vielen, vielen Monaten nicht mehr im Keller. Das war das "Reich" von ihrem Freund.

Wir standen vor einer "Karton-Wand". Der Keller ist einige Meter lang und auch einige Meter hoch (ohne große Leiter kommt man oben nicht dran, also etwa 2 bis 2,5 Meter hoch). In der Mitte ist ein schmaler Gang zum Laufen. Von vorne bis hinten sind auf beiden Seiten, zum Teil in zweier Reihen, von unten bis oben Kartons gestapelt, bis hoch zur Decke. Meine Mutter hat null Ahnung, was überall drin ist. Zum einen auch Weihnachtssachen, Haushaltssachen, Werkzeug, aber auch vieles mehr, wovon sie keine Ahnung hat.

Ja, und irgendwo in einem dieser Kartons sollen die neuen Sitzbezüge fürs Auto sein. Oben drauf lagen sie nicht, mein Freund hat direkt mit gesucht. Wir haben dort mehrere Minuten gesucht, hier und da geguckt, haben aber nichts gefunden.

Dann haben wir uns die Wohnung angeguckt. Ihr Freund hat sich dort sehr breit gemacht. Meine Mutter hat beim Umzug vor 1,5 Jahren (in die kleinere Wohnung) viel weg geschmissen, aber er hat immer mehr gesammelt. Sein großes Hobby waren (leere) Schnupftabakflaschen sowie Bierkrüge. Alles aus Porzellan mit den verschiedensten Motiven. Er hat davon einige Hundert Stück, meine Mutter meint alles in allem sogar weit über tausend Stück.

Im Keller sind davon auch einige Kartons voll, das ganze Wohnzimmer (offene Regale, aber auch die Schränke sind voll), sowie das Schlafzimmer (in einem Kleiderschrank sind seine Sachen, in einem großen Schrank nur Schnupftabakflaschen).

Sie haben beim Umzug schon versucht, ein paar dieser Flaschen zu verkaufen (über E-Bay usw.), ein paar Euro zu verdienen, aber es hat sich keiner gemeldet. Es besteht dafür keine Nachfrage.

Nun gut, wir haben dann schon mal durchgesprochen, wie der Umbau der Wohnung so ungefähr erfolgen soll. Auch damit meine Mutter wieder mehr Platz in der Wohnung hat (jede Ecke, die in der Wohnung frei war, hat er für einen weiteren Schrank für seine Sammlung genutzt, die müssen jetzt erstmal nach und nach raus aus der Wohnung, meine Mutter will auch alles loswerden, sie hat keinerlei Bezug darauf).

Das Schwerste für mich seelisch war, wenn meine Mutter mir von ihren Problemen erzählt hat, dabei immer wieder geweint hat. Z. B. das harmlose Thema Tanken. Das hat ihr Freund seit vielen Jahren immer gemacht. Sie war jetzt zum ersten Mal wieder tanken. Wie geht das auf, was soll sie überhaupt tanken usw. Sie kann zur Zeit nichts selbstständig, muss sich in alles alleine reinarbeiten. Und das mit ihren 72 Jahren. Das fällt ihr sehr schwer.

Nach diesem Besuch dann ab nach Hause, kurz frisch machen, dann sind wir zu Fuß zum Restaurant gelaufen. Etwa 15/20 Minuten von hier entfernt. Mein Freund wollte ein Bierchen trinken (das hatte er sich nach der Aufregung bei meiner Mutter auch verdient), deswegen sind wir gelaufen.

Um 17 Uhr waren wir dort. Die Schwiegermutter meiner Schwägerin war nicht dabei. Sie hatte letzte Woche so viele Termine, dass sie total schlapp war, lieber ruhig zu Hause vor dem Fernseher bleiben wollte. O.k. mit 90 Jahren kann man das verstehen.

Es war dann schön. Wir saßen dort rund 2,5 Stunden, bis gegen 19.30 Uhr zusammen.

Das Essen war nicht so ganz mein Ding, wobei es den Anderen super gut geschmeckt hat. Es ist das Stammlokal von meiner Schwägerin und ihrem Mann.

Ich hatte Schweine-Medaillons (2 Stück) mit Soße, Spiegelei drüber sowie Pommes und Gemüse. Also als Gemüse Blumenkohl, Pilze und Bohnen (sehr vielen Bohnen), wobei ich keine Pilze und Bohnen mag. Ich habe von beidem etwas gegessen, probiert sozusagen, aber den Rest hat mein Freund dann noch komplett gegessen. Das ist nichts für mich.

Es war im ganzen eine kleine Portion. Abends zu Hause habe ich dann halt noch Apfel, Weintrauben sowie Quark gegessen (als ich noch etwas Hunger hatte).

Die Gespräche drehten sich um Urlaub, Politik und auch mein Asperger-Syndrom (sowie um weitere Themen). Das wussten die Beiden noch nicht. Zuerst kamen bezüglich mehrerer Situation (auch, dass ich immer das gleiche Esse usw.) so einige Vorwürfe. Ich solle mal flexibler werden.

Meine Schwägerin wird nächsten Monat 60 Jahre alt. Dafür gibt sie eine große Feier. Für uns beide stand fest, dass wir absagen und wieder, so wie am Samstag, zu viert zusammen Essen gehen werden. Mein Freund ist ja charakterlich ähnlich wie ich. Auch er würde (genau wie ich) nur still in einer Ecke sitzen, nur das nötigste Reden und warten, dass die Zeit umgeht, dass wir endlich wieder gehen dürfen.

Mein Schwager interessiert sich für Autismus. Er hat vor einiger Zeit eine Autistin bei Markus Lanz gesehen, deren Schilderungen (von ihrer Wahrnehmung) ihn sehr interessiert haben. Daraufhin hat er sich mehrere Bücher über Autismus geholt, die er sehr interessant fand.

Nun gut, ich habe ihm dann von meiner Verdachts-Diagnose mit dem Asperger erzählt. Sofort fragte er mich mehrere Sachen, die er darüber gelesen hatte, einschließlich der Sachen, die er von mir charakterlich ja schon kennt. Ja, und damit war dann auch für ihn völlig klar, dass auch ich Asperger habe.

Mein Freund meinte, dass es richtig war, mit ihm darüber zu reden. Sie akzeptieren sie mich noch mehr, bzw. meine stille Art und wenn wir Einladungen zu so großen Geburtstagen absagen.

Mein Wochenende ist wegen dem Essengehen ja eh total durcheinander. Samstags mache ich ja sonst immer LowCarb, habe mich daran total gewöhnt. Ja, es fiel mir schwer, abends dann so richtig mit Pommes usw. zu gehen (ja, auch im Urlaub fiel es mir am Mittwoch und Samstag so richtig schwer). Und dafür werden wir heute, am Sonntag, auf das übliche Frühstück verzichten (ich werde halt nur Apfel essen) und auch heute Abend gibt es nur ein kleines Essen.

Beim Thema Politik konnte ich absolut nicht folgen. Die Drei haben sich über verschiedene Politiker unterhalten (manche Namen davon kannte ich gar nicht) und über verschiedene Situationen, die ich auch nicht kannte. Nun gut, Politik ist halt nicht so meine Welt. Die "wichtigsten" Sachen kenne ich, aber alles drum herum ist nicht meine Welt.

Trotzdem war der Abend im ganzen schön.

Genau, als wir dort raus kamen, fing es heftig an zu regnen, zu hageln und ein heftiger Sturm. Ja, und wir waren ja zu Fuß dort. Wir sind dann regelrecht losgerannt, waren in rund 10 Minuten zu Hause, waren aber auch "klitschnass". Also direkt erstmal umziehen.

Dann haben wir zusammen Fernsehen geguckt, unter anderem auch wieder 2 Folgen von dieser Serie Torchwood. Irgendwann konnte ich dann nicht mehr und bin eingeschlafen.

So, heute werde ich erstmal etwas Haushalt machen und heute Nachmittag habe ich dann Sport, also mein Training. Zwei 2 Tagen ohne Sport (Freitag und Samstag) freue ich mich darauf jetzt schon so richtig. Und immerhin werde ich in dieser Woche dann tatsächlich auf 5 Sporteinheiten kommen. Das schaffe ich auch nur selten, das finde ich auch gut.

Kommentare

03:31 06.03.2017
Schon gut, dass "es" nun doch recht schnell ging Tja, und nun ist wohl wirklich einiges an Aufräumarbeiten zu tun
Und vielleicht gibt es ja doch noch Schnupftabakdosensammler, bei eBay halt konvolutweise anbieten und ohne große Gelderwartungen
Good luck!
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18:06 05.03.2017
Deine Mutter ist sehr tapfer, finde ich! Gut, dass sie sich nicht zu sehr an dich klammert, sondern allen mit den kommenden Tagen fertig werden möchte. Danach ist eure Hilfe dann sicher wichtig und willkommen, aber wird schon mal wissen, dass sie es auch allein kann.

Ich wünsche euch beiden, dass ihr nun vielleicht wieder etwas näher zueinander findet. Der Freund deiner Mutter hat sie ja anscheinend sehr in Beschlag genommen. Bei meiner Mutter war es ähnlich: als ihr Lebensgefährte starb, wusste sie gar nicht mehr, wie man kocht, weil sie so verwöhnt worden war - allen Schriftkram/Versicherungen/usw kannte sie auch nicht mehr! Aber sie hat sich trotz ihrer schon 86 Jahre wieder ziemlich berappelt - auch, wenn sie natürlich nicht mehr komplett allein zurecht kommen würde. Deine Mutter ist ja über ein Jahrzehnt jünger - das schafft sie bestimmt!
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16:24 05.03.2017
Danke. Meine Mutter (wir haben vorhin telefoniert) will jetzt erst mal ein paar Tage Ruhe haben, ein paar Tage für sich alleine sein (und viel schlafen). Und dann plant sie den großen Umbau, das große Umräumen. Keller, Wohnzimmer und Schlafzimmer. Dabei wollen wir ihr dann an den Wochenenden helfen. Während der Woche will sie die kleinen Sachen schon mal selber sortieren und am Wochenende packen wir bei den großen Sachen mit an (z. B. einen Kleiderschrank klein machen und entsorgen usw.).
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16:20 05.03.2017
Der Freund deiner Mutter soll Ruhen in Frieden. Den Angehörigen mein aufrichtige Beileid. Hans
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PetraM Offline

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2017-03-05 13:06