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Tagebuch Pandora
2010-11-16 23:23
Ich bin zurück
Zurück bei tagtt (diary-z). Damals hieß mein Tagebuch "Das Leben könnte so einfach sein..." Damals hatte ich Langeweile im Job. Das Thema ist aber nach wie vor aktuell. Der Job ist aber nicht mehr das Problem. Jetzt ist es die elende Liebe. Damals hab ich noch meinen Bibu gemacht. Mittlerweile bin ich beim Betriebswirt angekommen. Seltsam wie sich alles wiederholt. Man lernt, man ist unzufrieden, man versucht was zu ändern und anschließend fängt man wieder von vorne an. Die Details ändern sich, die Konsequenzen ändern sich, aber vom Prinzip her ist alles gleich.

Aber das mit der Liebe... Das macht mich fertig. Seit elf Jahren bin ich nun mit meinem Freund zusammen. Nicht verheiratet, keine Kinder, zwei Jobs, zwei Autos und eine Krise aus der ich nicht mehr hinausfinde.

Das Jahr war so verdammt anstrengend. Das Gegenteil von 2009. Dort war mir sooooo langweilig, dass ich mich kurzerhand zu diesem tollen Betriebswirte-Kurs angemeldet habe, wo ich in einer Woche den ersten Prüfungsteil überstehen muss. Dann wollte ich sportlicher werden und hab mich im Fitness-Studio angemeldet (sponsored by Firma). Und als wäre das alles nicht genug, verliebe ich mich hals über kopf in meinen Arbeitskollegen. Ich bin am Arsch, oder wie sagt man so schön auf Neudeutsch.

Wie es dazu kam? Ach das ist einfach zu erklären. Mein Freund hat sich hinterm Rechner versteckt. Ist nicht mehr ausgegangen, wollte die Wohnung gar nicht mehr verlassen, Filme online sehen, zocken, zocken, zocken. Und ich bin von Woche zu Woche, Monat zu Monat aggressiver geworden. Auf unserem 10-Jährigen habe ich mal nachgefragt, ob Heiraten denn ein Thema wäre. (Denn ich war damals definitiv bereit dazu.) Wenn man so eine Ausweichantwort bekommt, wie "Ach noch nicht jetzt, dann ist man ja schon so fest gebunden!", ja dann ist das ziemlich frustrierend. Wenn man Silvester später als alle anderen kommt, weil man unbedingt noch ein Spiel zu ende spielen will, dann bringt einen das zur Weißglut. Wenn man den Bus verpasst, weil sich jemand nicht entscheiden kann, ob er Freitagabends mit will, und im Enteffekt doch nicht mitgeht, dann ist das zum Haareausreißen. Und wenn man dann auf Neujahr heulend im Bett liegt und sagt "So geht das nicht weiter, du musst das Zocken einschränken" und derjenige in sein bescheuertes Team-Speak-Headset sagt "Leute, heute kann ich nicht zocken sonst verlässt mich meine Freundin, hä, hä, hä" dann fehlen mir die Worte. Vor allem, weil nach zwei Wochen alles schlimmer war als zu vor.

Mein Verhalten änderte sich entsprechend. Nicht nur, weil ich schon längst gefährlich mit meinem Arbeitskollegen angefangen habe zu flirten. Anfang Mai gab es eine Aussprache, die mein Freund einberufen hatte. Weil er doch gemerkt hatte, dass in unserer Beziehung etwas nicht rund lief. Ich hab ihm das auch sofort bestätigt, und mitgeteilt, dass ich über ein Ende unserer Beziehung ernsthaft nachgedacht habe. Das hatte ihn so umgehauen. Er habe das nicht mitbekommen, wie es mir geht. Warum ich nie etwas gesagt habe? Das er meine Äußerungen nie als so dramatisch empfunden hätte. Wenn sowas nochmal sein sollte, solle ich doch mit dem Dampfhammer kommen. Er werde sich ändern. Versprochen.

Die Zeit danach war kaum auszuhalten. Ständig sollte ich sagen, ob denn jetzt alles wieder in Ordnung sei. Er hat sich nicht mehr normal benommen. Ich wäre am Liebsten sofort davon gerannt. Aber ich hab UNS eine Chance gegeben. Und trotzdem immer weiter, immer heftiger mit meinem Arbeitskollegen geflirtet. Per Mail, manchmal gab's auch ein Mittagessen. Tatsache ist, mein Freund hat seit diesem Tag nicht ein Mal mehr Warcraft gezockt. Er hat seinen Job gewechselt, Kontakt zu alten Freunden wieder aufgefrischt, mit dem Joggen angefangen, angefangen wieder er selbst zu sein. Heute komme ich wieder mit ihm zurecht. Ich kann mit ihm kuscheln, Sex haben, ins Kino gehen, unterhalten. Aber ich frage micht täglich "Ist es das nun? Liebe ich ihn? Oder mag ich ihn nur wie einen guten Freund?" Die Antworten auf diese Fragen haben sich mir noch nicht gezeigt. Vielleicht, weil ich mittlerweile weiß, dass mein Arbeitskollege so viel mehr will. Und ich, zumindestens im Kopf, bereit bin, es auszuprobieren. Ich würde zu einer Fremdgeherin werden. Noch vor einem Jahr hat mir dieser Gedanke die Luft zum Atmen genommen. Heute denke ich mir, ich will wissen wie das ist.

Schließlich habe ich einen Fehler begangen. Habe meinem Freund von besagtem Arbeitskollegen erzählt. Ihn als guten Freund dargestellt, mit dem ich mich ab und zu treffe. Erst später, nach der Aussprache, kam die Eifersucht. Noch viel später das Geständnis, dass mein Freund meine Mails und mein Handy überprüft hat. Meine Leichtsinnigkeit und mein Urvertrauen haben sich gerächt. Denn es gab Mails und Anrufe, die gefunden werden wollten. Die die Eifersucht voran getrieben haben. Es ist schon einige Zeit her. Die Wogen haben sich geglättet. Aber ich bin vorsichtig geworden. Rufe die Mails nur noch Online ab, wo ich ein Passwort brauche. Lasse nichts mehr offen sichtbar am PC stehen. Lösche Anruflisten, SMS, ob empfangen oder gesendet, Mails ebenso. Ich versuche meinen Arbeitskollegen nicht mehr zu erwähnen. Nicht nur, um meinen Freund nicht weiter damit zu reizen, sondern auch, um nicht lügen zu müssen.

Ich bin 30. Ich bin unentschlossen. Ich bin verwirrt. Ich bin verändert. Ich bin eine Andere geworden. Wenn ich mir alles hier so durchlese, finde ich mich selbst unausstehlich. Nicht zu letzt, weil ich früher sowas verabscheut habe und mir nicht vorstellen konnte, wie einem sowas passieren kann, wenn man in einer festen Beziehung ist. Dabei ist ja auch noch nix passiert, außer flirten und ziemlich heißen Dates in meinem Kopf und meinen Träumen. Ich habe keine Ahnung wie es weitergeht. Dabei besteht das Leben nicht ausschließlich aus Liebe. Aber wenn die nicht stimmt, stellt sie alles andere in den Schatten. Das letzte Jahr ist so wahnsinnig schnell an mir vorbei gezogen. Alles hat sich geändert und nichts. Ich steh immer noch vor den Trümmern und weigere mich den Wiederaufbau fortzuführen. Das Fundament steht. Aber der Ort scheint mir so falsch zu sein. Alleine will ich aber auch nicht sein. Das klingt so unfair. Ich weiß. Aber anders kann ich gerade nicht. Es ist wie eine Lähmung.

Ich bin zurück.

Kommentare

19:35 19.11.2010
hey... liest sich jetzt erstmal wirklich nicht so prickelnd, vor allem die aussage, dann wäre man ja so fest gebunden. den 30er-rappel und veränderungswillen kann ich voll nachvollziehen, hatte ich auch das ganze jahr über. vielleicht solltest du dir mal ne liste schreiben was du vom leben erwartest und dann abgleichen, ob das mit deinem freund so möglich ist?
Soll der Kommentar wirklich gelöscht werden?
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2010-11-16 23:23