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Tagebuch nonamenow
2004-01-24 11:37
noch´n Rückblick
- inzwischen vergangene Gegenwart -

jetzt ist er in der neuen wohnung. sie ist sehr viel kleiner, als er sie nach der ersten besichtigung in erinnerung hatte. an diesem tag hätte er jede wohnung genommen. zu dringend musste er weg aus seinem alten leben. rein in sein neues. er merkt, wie sein tinitus besser wird, er schläft besser.

nach 4 tagen fliegt er wieder nach istanbul und trifft auf eine freundin, die er von der arbeit dort kennt. sie hat schon immer mehr für ihn empfunden als nur freundschaft. er hat das nie bemerkt. die beiden verbringen immer wieder tage zusammen. für ihn ist es nur sex. sein verlangen, wieder einmal mit haut und haaren begehrt zu werden, wird von ihr befriedigt. für sie ist es mehr, sie weiß aber, daß sie von ihm nicht mehr als körperliche zuneigung, freundschaft und geborgenheit bekommen kann. es ist für beide in ordnung. sie ist verheiratet, lebt zur zeit in scheidung. die treffen tun ihm gut, aber die gefühle, die er sucht, findet er nicht.

von den ersten 2 wochen in der neuen wohnung verbringt er eine davon in istanbul. aber jetzt kommt er zum ersten mal nach einer spätschicht nach hause. es ist spät, draussen dunkel und seine wohnung ist natürlich leer, als er die tür aufschliesst. er kommt sich das erste mal verloren vor. bisher war immer jemand da, mit dem er die witzigen und auch nervigen dinge des tages teilen konnte. jemand, für den es spaß machte, nach hause zu gehen. jetzt ist dort niemand und er hat das gefühl, nur noch darauf zu warten, bis er wieder zum arbeiten gehen kann. nach der arbeit steht er manchmal vor der tür und überlegt, was er jetzt tun soll. die zeit ist nichts mehr wert, nur noch ein klotz am bein.

um die endabrechnung wollte sie sich kümmern, dasi angebot kamvon ihr. eine woche später fällt ihr ein, daß sie keine zeit dazu hat und gibt alles mitsamt kopien zurück. sie will ihn nicht in ihrer wohnung haben. akzeptiert er, schweren herzens. er will was abholen und es ist klar, da sie ihn nicht in der wohnung haben will und er deshalb auch keinen gesteigerten wert drauf legt, unwillkommen irgendwo länger zu bleiben. er kommt hin und sie hat die sachen nicht fertig. sie ignoriert ihre aussage vom vortag ohne worte und bittet ihn hinein. sie hat unendlich zeit, die sachen zusammen zu suchen. er kommt sich nur unbehaglich vor. heute so, morgen so?

für eine freundschaft ist es noch viel zu früh, aber eine neutrale basis kommt auch nicht zustande. schade, nach so langer zeit. dennoch kommt er nicht von ihr weg. er will sie nicht zurück, kann aber immer noch nicht verstehen, wie sich das alles so entwickelt hat.

warum hat sie seine liebe so abgelehnt. warum hat sie ihm keinen funken hoffnung mehr gegeben. nach langem sitzt er an einem sonntagmittag in der sonne und kommt wieder ins grübeln. er kann das alles nicht so gut verarbeiten wie er will. die meiste zeit aber geht es ziemlich gut. ehrlich betrachtet, sind die momente, die ihn richtig runterziehen, nicht mehr so häufig. aber wenn sie kommen, dann heftig. ob es ihr ähnlich geht? sitzt sie auch da und starrt löcher in die luft? schläft sie auch unruhig? wie sieht es in ihrer seele aus?

er hat die information bekommen, daß sich mit dem job etwas tut. demnächst soll er deswegen kontaktiert werden. in die stadt, die er kurz vor der trennung und auch danach als flucht gesehen hat. und die jetzt wie ein notanker erscheint. raus aus dem loch, in dem er sich befindet. er führt eine art beziehung auf distanz. nach istanbul.

was würde sein wenn er dorthin geht? er würde keine neue feste beziehung haben wollen, aber auch nicht auf ihre gegenwart verzichten wollen. wie auch, im gleiche büro. und seine sachen? er würde sie bei kollegen unterstellen wollen. sie hier in kassel nicht damit belästigen wollen. keine neue verbundenheit knüpfen. er hat ihrem vater zwei mal eine sms geschickt und einmal gar nichts von ihm gehört und das andere mal nur auf erneute nachfrage. er fühlt sich gekränkt, sieht aber bei ihren eltern das gleiche verhalten wie bei seiner mutter ihr gegenüber. was sollte er auch anderes erwarten.

er merkt, wie sein schutzpanzer langsam wieder zusammenwächst, nachdem er die letzten jahre komplett verschwunden war. noch wächst er zu langsam. die kids fehlen ihm. immer wenn sie an der arbeit über ihre kinder sprechen, muss er an „seine“ beiden denken. er fühlt sich aber nicht stark genug, ihnen gegenüberzutreten.

in einer woche hat er urlaub und weiß nicht, was er mit der freien zeit anstellen soll. er könnte eine woche nach istanbul, es gäb einige und eine ganz besonders, die froh wären, wenn er da wäre. aber das willl er irgendwie nicht. eine woche irgendwohin, wo er noch nie war und sich nicht auskennt und schon gar keinen kennt.

und das hat er dann auch gemacht. am zweiten abend wollte er wieder zurückfliegen, weil er mit dem alleinsein nicht klar kam. weinend stand er irgendwo an einer kreuzung und wollte weg aus diesem einsamen leben. dennoch blieb er. flog trotzdem einen tag früher. er konnte die abende nicht ertragen. sobald die sonne unterging, fühlte er sich so einsam und verlassen, daß es kaum auszuhalten war. die woche drauf verbrachte er ein paar tage in istanbul.

die liebe und zuneigung dieser frau in istanbul kann er nicht richtig annehmen. sie gibt ihm die geborgenheit, die er sucht. aber das gefühl hält nicht an und er versucht immer wieder die gleichen gefühle zu suchen, die gleiche intensität, die er die vielen jahre zuvor gespürt hat. die aktuellen gefühle sind meilenweit davon entfernt. er fühlt sich ziemlich alleine.

er hat sie angerufen. wollte ihre stimme hören. und sie haben sich eine halbe stunde unterhalten. in ihrem leben scheint sich so viel verändert zu haben. sie hat fast ausschliesslich gesprochen. und er hat zugehört. er hatte nichts zu erzählen. die kleine wohnt jetzt bei ihr.

1 ½ jahre sind inzwischen vergangen. 4 urlaube, 3 frauen und eine wohnung später. und doch hat sich kaum was verändert. das pfeifen im ohr ist sein ständiger begleiter. und erinnert ihn immer noch nacht für nacht daran, woher es kommt. die leere, die sie hinterläßt, wird immer größer. man lebt nur, wenn man für etwas lebt. lebt er noch? er kann wieder mal nicht schlafen. sitzt nachts da und wartet, daß die zeit vergeht. was für eine unglaubliche vergeudung.

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leben 

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