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Tagebuch Necki
2005-10-30 14:09
Singvogel
Singvogel
Thommie Bayer

Als Christian Uhlig nach seinem ersten Espresso des Tages den Computer einschaltet, um endlich mit seinem Drehbuch voranzukommen, erwartet ihn die Nachricht einer Unbekannten. Es ist Jana, eine junge Architekturstudentin, die ihm von ihrer Begeisterung für seinen letzten Film schreibt. Christian, der nicht ahnen kann, wer die Fremde wirklich ist, fühlt sich geschmeichelt und antwortet sofort. Mehr und mehr klingt im anfangs lockeren Plauderton Interesse, Verständnis, Zuneigung und eine immer tiefer werdende Verbundenheit an. Irgendwann erzählt sie, dass der Mann, den sie für ihren Vater hielt, sich von ihr losgesagt hat. Und Christian bestärkt sie in dem Plan, ihren leiblichen Vater zu suchen – was er nicht weiß: Sie hat ihn schon gefunden, er selbst ist es. Thommie Bayer erweist sich einmal mehr als großartiger Psychologe und intimer Kenner der Zwischentöne, mit denen sich von Sehnsucht, Reue, Treue und Verlust erzählen lässt.

Ein paar Auszüge aus dem Buch:

...Ich werde keinerlei Puppen tanzen lassen, wie Sie das so überraschend altmodisch ausgedrückt haben, das steht schon mal fest. Aber ob ich ein fröhlicher Strohwitwer bin, weiß ich auch noch nicht. Jedenfalls nicht traurig. Der Mailwechsel mit ihnen macht mir immer noch Vergnügen, und ich denke inzwischen auch nach über Sie. Studieren Sie Architektur, weil Sie später mal bauen wollen, oder studieren Sie es, weil Sie Bauten verstehen wollen? Und wenn sie bauen wollen, was? Stadthallen? Parkhäuser’? Regierungsgebäude? Einfamilienhäuser? Wie leben Sie? Wonach sehnen Sie sich? Was macht sie glücklich, was macht Ihnen zu schaffen? Wann erzählen sie mir den Kummer, der Sie plagt? Ich bin bereit, Ihnen zuzuhören, auch bereit, meinen Senf, wenn Sie das wollen, abzugeben.
Jetzt geh ich nach Hause. War ein langer Tag. Bis morgen. Schlafen Sie gut, träumen Sie nichts Kompromittierendes. Oder wenigstens nichts, was ich nicht auch träumen würde. Haha....

...Die Chance, dass sie mich noch mal sieht, ist gering, die Chance, dass sie mich anspricht, noch geringer, denn sie muss ja dann glauben, sie hätte sich getäuscht. Ich renne weg wie ein aufgescheuchtes Wild.
Aber ich wusste, ich tat gut daran, denn meine Augen würden mich verraten. Sollte ich ihr wirklich über den Weg laufen, dann würde ich es nicht schaffen, sie anzusehen, als wäre sie nur irgendwer. Ich würde sie erkennen. Und sie würde mich erkennen. Das war sicher.....

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