Gefangen hinter dem Schleier
Sulima Hala
Gefangen hinter dem Schleier

Packend erzählen Sulima und Hala von ihrem männerbeherrschten Leben in Kabul. Der Vater tyrannisiert die Töchter im Namen der Religion und zwingt sie, ständig den Schleier zu tragen. Sulima aber kämpft heimlich für die Rechte der Frauen - nach dem Tod des Vaters sogar auf politischer Ebene. Als jedoch ein persönlicher Feind von ihr an die Macht kommt, muss sie fliehen. Die 16 Jahre jüngere Hala erlebt die Schreckensherrschaft der Taliban im vollen Ausmaß. Unter Lebensgefahr richtet sie eine geheime Schule für Mädchen ein. Doch dann nehmen die Taliban ihre Spur auf ...

Ein paar Auszüge aus dem Buch:

...Abajan blickte Karim finster an, dann wandte er sich freundlich an mich. "Bring mir die Fliegenklatsche.", befahl er. Als ich zögerte, wiederholte er den Befehl. "Wenn du sie nicht sofort bringst, schlag ich dich auch damit."
Ich brachte das Folterinstrument aus der Küche....

...Er tut noch einen Schritt. Und noch einen. Ich möchte zurückweichen, aber meine Füße sind wie angewurzelt. Er greift nach meinem Kopftuch.
"Sulima."
Wer ist Sulima. Bin ich nicht die kleine Sula?
"Ja. Abajani?"
"Weißt du, was ich mir sagte, als ich ein junger Mann war?"
Und ob ich das weiß! Er hat mir auf unseren kleinen Ausflügen so wunderbare Sachen gesagt. Er hat ich in seine Träume eingeweiht, und wir sind Hand in Hand durch ihre Korridore gewandert. "Als ich jung war, sagte ich zu mir selbst: Eines Tages werde ich eine schöne Tochter haben. Und dann wurdest du geboren, und mein Wunsch war Wirklichkeit geworden." "Eines Tages werde ich ein kleines Mädchen haben, und wenn sie alt genug ist, werden wir zusammen Blumen fotografieren." Ich höre das Echo dieser Träume, aber -
Aber das Kopftuch zieht sich enger um meinen Hals. Noch enger. Ich bekomme keine Luft mehr! Er zieht mich zu sich. Wie aus weiter Ferne höre ich seine Stimme: "Als ich jung war, sagte ich zu mir: Wenn ich jemals eine Tochter habe, dann muss sie ihr Haar bedecken. Und wenn Ihr Kopftuch herunterrutscht, werde ich es so fest zusammen ziehen, dass sie erstickt!".