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Tagebuch Napo
2008-06-10 03:49
Sinnlos
Ein vertrautes Bild: Der Fernseher läuft während eine Gestalt im Dunkeln ihres Zimmers in monotonen, einschläfernden Abständen die Tasten des Keyboards hämmert. Verrauchtes Zimmer. Übervolle Aschenbecher.. einer zur Linken und einer zur Rechten der Tastatur. Verwinkeltes Dachzimmer. Für einen normalen Menschen kein zumutbarer Ordnungszustand. Für mich dagegen scheinbar okay. Letzte Staubsaugerreinigung des Teppichfußbodens entzieht sich dem Langzeitgedächtnis des hier beheimateten Verfassers. Heute nichts getan, was irgendeine Reaktion der Umwelt zufolge gehabt haben könnte. Alles bleibt wie es seit einem knappen Monat ist. Ich bin kein Freund von Veränderungen und es geht mir dabei auch nicht schlecht. Befinde mich viel mehr in einem Stadium des Leerlaufs, der eine wirkliche Beurteilung meiner derzeitigen Situation quasi unmöglich macht. Willkommen in meinem Leben.

Vermeide gemeinhin Fragen wie "Wie geht es dir?" zu beantworten. Eine Antwort wie "Schlecht!" ist im Allgemeinen gleichbedeutend mit einem weinerlichen Flehen nach Mitleid, während eine "Gut!"-Antwort im Grunde gar nichts sagt. Genauso gut könnte man fragen: "Möchtest du mit mir über irgendeinen Scheiß reden, der dich beschäftigt, oder können wir so tun, als gingen wir dem ganz normalen Alltagsablauf nach?" Trotzdem höre ich mich diese Frage in Gegenwart anderer noch stellen. Was erwarte ich für eine Antwort? Ich weiß es nicht. Im Grunde ist diese Frage nichts weiter als eine Bestätigung einer allgemeinen Verstumpfung des menschlichen Verstandes und einem sozialen Abwehrmechanismus, der es den Menschen allenfalls erlaubt einem Ertrinkenden einen winzigen Baumwollfaden anstatt einem grifffesten Seil ins Wasser zu schmeißen. Jeder Mensch lebt in seiner eigenen kleinen Welt: Unparteiische Fußballkommentatoren, die aus zweijähriger Verbitterung nicht zu oft betonen können, wie schlecht die Leistung der amtierenden Weltmeistermannschaft im heutigen Spiel war; Leute, die ihren Musikgeschmack und die daraus resultierenden Ansichten von Ästhetik als dermaßen absolut ansehen, dass sie die ganzen Fahrgäste im Bus unaufgefordert daran teil haben lassen und vermutlich noch Dankbarkeit dafür erwarten, Unwürdigen einen kleinen Einblick in eine perfekte Welt möglich gemacht zu haben; oder nachtaktive twens, die scheinbar noch immer die Hoffnung hegen, durch alleiniges Dasitzen und Nachdenken würde sich irgendetwas ändern.

Sinnlos.

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Kommentare


unbekannt
06:15 10.06.2008
ich habe mir in letzter zeit auch oft gedanken über diese zustandsfragen und antworten gemacht. vielleicht, weil ich es gerade anders kennengelernt habe?!

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2008-06-10 03:49