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Tagebuch MrDeeds
2006-11-03 12:20
Geschichten eines Bahnreisenden
Reisen bildet! Klar doch!
In einem Abteil eines ICE höre ich den Gesprächen meiner Mitfahrer zu.
Da war z. B. eine Hochzeit zweier Engländer im romantischen Dresden, mit zwei Pastoren, allerdings ohne den Bräutigam, der sich am Tag vorher den Arm bei einem Treppensturz in der Frauenkirche gebrochen hat.
Geschichten über pneumatischen Müll, der gleichzeitig in zwei Städten der Welt aufgearbeitet wird.
Geschichten über eine Dame, die die Toiletten am Bahnhof auf allen vieren putzt, nur um nicht vom Bewegungsmelder registriert zu werden.
Oder eine Geschichte über einen Zug, der wegen eines technischen Fehlers anstatt nach Frankfurt am Main nach Saarbrücken gefahren ist. Am dortigen Hauptbahnhof ist er dann stehen geblieben und zwei ahnungslose ausländische Mitbürger sind ausgestiegen, überzeugt davon, dass das das deutsche Wirtschaftszentrum sei. Der Zug ist abgefahren und sie blieben im Saarland, der deutschen Sprache nicht mächtig und so konnten sie auch niemanden dort fragen wo eigentlich die wunderschöne Skyline der Mainmetropole sei.
In einem bestimmten Moment habe ich meinen MP-3-Player abgeschaltet, mein Buch aus der Hand gelegt (Paulo Coelho – Veronika beschließt zu sterben) und habe mich von den Gedanken meiner Mitpassagiere mitziehen lassen.
Und das alles begann wegen der Schaffnerin, die ohne jegliche Vorwarnung bei Temperaturen von 2°C die Klimaanlage eingeschalten hatte. Wir haben uns dazu entschlossen in diesem InterCityExpress 511 nicht festzufrieren und so machten wir uns auf die Suche nach der Heizung, die wir irgendwann fanden. So begannen die Gespräche.
Der Zug hatte es (wie bei der DB üblich) nicht sonderlich eilig, obwohl er in München-Pasing schon nicht stehen blieb (wegen Bauarbeiten).
Am besten gefiel mir, dass wir für denselben Fahrpreis länger fahren durften – So verrückt das auch klingt!

In Ulm angekommen (immerhin mit nur 30 Minuten Verspätung), war ich erst einmal froh den höchsten, begehbaren Kirchturm der Welt wieder zu sehen (den des Ulmer Münsters).
Ich fuhr nach Hause, stellte dort meine Koffer ab und sitze jetzt wieder auf meinem geliebten Platz in meiner geliebten Redaktion und schaue verträumt aus dem Fenster, während vor mir der Becher mit dem heißen Kaffee dampft. Auf die frierenden Menschenmassen, die auf ihren Bus warten, auf die Mitarbeiter der Stadtwerke, wie sie den Müll aus den öffentlichen Mülleimern leeren und ich blicke auf den Kalender.
Nur noch vier Monate, dann werde ich Ulm den Rücken kehren. Wohin es dann geht?
In eine viermonatige Kreativpause. Aber bis dahin ist ja noch ein bisschen Zeit … Zu viel Zeit.

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Kommentare


unbekannt
09:37 04.11.2006
Wow...gerade angekommen und das Gefühl von "wieder zu Hause" und schon der Gedanke an die noch viel zu weit entfernte Kreativpause....da sind aber Hummeln in der der Buchs

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2006-11-03 12:20