Die Magie der Tinte
Kurz vor Weihnachten, die Arbeit steht mir bis zum Hals, ich bin gerade in meiner zweiten sechs Tage Woche drin.
Womit man als Journalist beschäftigt ist? Unter Anderem viele Leserbriefe beantworten. Die einen kommen von glücklichen Menschen, die das "Fest der Liebe" kaum erwarten können, andere von desperierten, einsamen Menschen, die sich wünschen, das diese wunderbare Jubelstimmung bald wieder aufhört.
Es nimmt mich unheimlich mit, wenn ich die Brife einiger Menschen lese... Sie sind alleine, ihr Herz ist kalt, sie haben niemanden. Den Heiligen Abend verbringen sie vor dem Fernseher oder in irgendeiner Disko und leeren sich die Birne weg - Das sind die beiden am häufigsten aufgeführten Beispiele in den Briefen.
Auch ich habe mich gerstern hingesetzt, meinen Füllfederhalter aus der Schreibtischschublade geholt und ich habe angefangen zu schreiben! Oben das Datum, darunter den Titel des Briefes "Shape of my heart" und darunter "Liebe L..."
Ich habe alles in diesen Brief geschrieben, was ich fühle, was ich denke, wofür ich mich hasse.
Sie hat mir per Intermail in der Redaktion mitgeteilt, "du hast meinen Tag gerettet... Ich werde bald zurückschreiben"
Jetzt sitze ich da ... von wegen erleichtert... .
Da ist sie, diese Ungewissheit, wie die Antowort ausfallen wird.
Wir begegnen uns auf den Gängen der Redaktion aber wir wechseln kein Wort über diesen Brief, nicht ein einziges... Wir tun so, als ob es ihn nicht geben würde...
Und so warte ich auf eine Antwort ihrerseits. Obwohl mein Herz sich Hoffnungen macht, hat mein Verstand ein sehr ungutes Gefühl... Möge es im Zauber dieser kommenden Tage endlich passiere ... Kein materielles Weihnachtsgeschenk würde mich so glücklich machen... .
Am Montag folgt ein kleiner Trip nach Paris zu Freunden von mir. Ich hoffe, es wird die Zeit des Wartens verkürzen.
Und nun widme ich mich wieder in Ruhe meinen Leserbriefen um den Menschen, die keine derartigen Hoffnungen zu haben, ein paar warme Worte zu senden. Ja, die Magie der Tinte... .