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Tagebuch modra
2007-07-11 12:03
geballte Selbstzweifel
In dieser Woche klappt es jetzt endlich mit dem Arbeiten. Heute bin ich allerdings wieder ein bisschen rausgerutscht, weil ich so schlecht geschlafen habe und erst um 10 Uhr aufgestanden bin, also nehme ich mir jetzt einfach mal die Zeit, meinen Selbstzweifeln Ausdruck zu verleihen.
Meine Tante bezeichnete mich kürzlich als einen Menschen, der seine Ziele nicht aus den Augen verloren hat... das mag sein. Aber letztlich hatte ich auch nie sonderlich klare Ziele vor Augen. Was ich immer tun wollte war studieren. Das habe ich erreicht, habe mich für eine Geisteswissenschaft entschieden, die das Leben berreichert, und mir hilft, die Welt besser zu verstehen, aber nicht zu gerade zu einem Job führt. Ich hatte ziemlich lange Angst vor den "schwarzen Loch" des Studienendes. (Gibt es ein Leben danach?)
Immerhin war dann schon mal klar, dass ich promovieren wollte. Eigentlich geht es dabei eher um den Traum ein Buch zu schreiben. Dass ich dafür auch noch einen akademischen Titel kriege ist eher nebensächlich.
Aber wie es aussieht, habe ich da ein Talent... oder habe ich vielleicht keines, nur ist es noch keinem aufgefallen??? (Das ist der Punkt, an dem ich nicht erwischt werden will).
Immerhin habe ich es geschafft, mich für die Zeit die es braucht, ein Stipendium zu bekommen, zu finanzieren. Seit März sitze ich jetzt an der Diss. ganz alleine und schmore im eigenen Saft. Natürlich habe ich gekämpft, mein Studium so gut zu absolvieren, dass es möglich ist, zu promovieren, und ich habe auch um das Stipendium gekämpft, aber letztlich waren diese Kämpfe doch nur von der blanken Angst diktiert, am Ende nirgendwo anzukommen und unter einer Brücke zu wohnen
Und jetzt gibt es keine Bestätigung mehr, denn der Erfolg läßt natürlich auf sich warten. Der Kampf scheint von jetzt an weniger eine Schlacht,als vielmehr eine Belagerung zu sein. Dann stellen sich die Fragen, ob man das eigentlich richtig macht, ob am Ende was gutes rauskommt, müsste man nicht anfangen schon mal ein paar Aufsätze schreiben oder Tagungen besuchen, sich einen Namen machen, damit es auch danach noch weitergeht??? Da bin ich ziemlich unsicher, weil ich mich nicht auskenne und auch das Gefühl habe, erstmal intensive Zeit in die Arbeit stecken zu müssen... Und da gibt es dann Probleme mit der Motivation. Scheinbar hat man ja so viel Zeit. Finanziell gesichert bin ich jetzt für drei Jahre (so lange wie nie). Leider habe ich mit dem Ex auch irgendwie meine Disziplin verloren. Wirklich. Früher war es echt so, dass ich früh aufgestanden und an den Schreibtisch gegangen bin. Das schaffe ich heute nur selten. Keine Ahnung, woran das liegt. Wahrscheinlich musste ich am Anfang meine ganze Selbstbeherrschung aufbringen, um nicht in der Traurigkeit zu versinken, und als die Traurigkeit vergangen war, hatte ich es mir in meinem faulen, undisziplinierten Leben schon zu gemütlich gemacht...
Das Leben ist jetzt natürlich auch spannender, weil ich neue Leute kennen lerne, und mein Tag ist ja so wunderbar frei... eigentlich egal, ob ich um 8 Uhr oder um 11 Uhr aufstehe... es gibt also keinen Grund, nicht bis 3 Uhr unterwegs zu sein...
Ist das jetzt gut oder schlecht? Ich denke, dass hat alles was mit dieser schrecklich relativen Zufriedenheit zu tun, und mittlerweile fürchte ich, dass ich dazu nicht geboren bin. Ich kann irgendwie nicht zufrieden sein. Immer gibt es Ängste nicht genug zu wissen und vor allem nicht genug zu tun - in der Arbeit und im Leben überhaupt.
Und was ist überhaupt wichtiger? Das Private, wo ich im letzten Jahr so viel verloren habe? Oder das Berufliche, wo alles scheinbar so glatt läuft?

Heute also die geballte Ladung meiner Selbstzweifel. In meiner jetztigen Phase ist das besonders stark ausgeprägt, weil ich nur im eigenen Saft schmore, es keine kurzfristigen Erfolge gibt, an denen man sich aufrichten kann. Und so stellt sich dann z.B. die Frage, ob ich hier eigentlich richtig bin.
Vielleicht könnt ihr das auch gar nicht nachvollziehen. Natürlich sind diese Sorgen leicht abgehoben, weil ja offensichtlich alles ganz gut läuft, aber so ist das ebend mit den Zweifeln...

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