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Tagebuch MI
2006-01-10 16:19
Verdrängt
Da ich einen bis Ende diesen Jahres befristeten Arbeitsvertrag habe, ist nun wieder die Zeit angebrochen, mich auf dem Arbeitsmarkt umzusehen. Ich glaube zwar, durchaus Chancen auf eine Übernahme an meinem Institut zu haben. Allerdings in der derzeitigen (und kommenden) Lage der öffentlichen Haushalte mit ihren Sparzwängen kann ich auf so eine Karte kaum setzen.

Umsonst wäre ein Stellenangebot in keinem Falle. Nicht zuletzt würde es mir auch an meinem Institut nützen. Denn solange ich alternativlos bin, solange fühle ich mich meinem Arbeitgeber und seinen Bedingungen auch ausgesetzt. Mit einer Alternative in der Hand, ist die Verhandlungsposition besser (ich weiß allerdings auch, daß wirklich schwierige Schritte erst dann vollzogen werden, wenn die Alternativen ausgehen).

Überhaupt ist letzteres eine der großen Ungleichgewichte, an denen ich mich enorm reibe. Wieso ist der Arbeitnehmer so dermaßen in der Bringschuld, während der Arbeitgeber praktisch schalten und walten kann, wie es ihm beliebt? Allein, daß er sich aus dem Heer der Bewerber einfach die Rosinen herauspicken kann, während der Rest sehen muß, wo er bleibt. Theoretisch könnte das alles ja auch umgekehrt sein: der Arbeitnehmer KÖNNTE sich - bei entsprechender Arbeitsmarktlage - den besten Arbeitgeber aussuchen, so daß sich der Arbeitgeber durchaus auch um die Zufriedenheit seiner Mitarbeiter kümmern muß.

Heute reicht völlig die Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes und dem sozialen Absturz. Wenn der Vertrag ausgelaufen ist, dann zählt das, was auf dem Papier steht. Nichts anderes. Der Arbeitgeber muß sich also gar nicht bemühen, den Arbeitnehmer "bei Laune" zu halten. Die nackte Existenzangst treibt ihn zu immer neuer Leistungsbereitschaft.

-

In einer Stellenanzeige - es wurde ein Laborleiter in einem Unternehmen der Baustoffindustrie gesucht, eine Stelle, die ich ausfüllen könnte und auch gerne tun würde, das wäre für mich eine interessante neue Herausforderung - war unten auch die Email-Adresse des Personalverantwortlichen angegeben. Allerdings war die Anzeige von Mitte Dezember. Und da ich ungern ein komplettes Bewerbungsschreiben versende, wo die Stelle doch schon besetzt sein könnte oder ich auf Grund meines Alters von vorneherein ausscheide, habe ich mich an die email-Adresse mit einer Kurzbeschreibung gewandt. Ich habe dann hinzugefügt, daß ich gerne meine ausführlichen Unterlagen sende und mich über eine Antwort sehr freuen würde.

Das Resultat war Null. Wenn er mir doch wenigstens gesagt hätte, die Stelle sei schon besetzt (und sei es auch eine Lüge) oder von mir aus auch ganz direkt: „kein Interesse“ oder „zu alt“. E. sagt, ich solle mich über so etwas nicht aufregen und nicht ärgern. Ich kann nur nicht verstehen, warum die Firmen Email-Adressen angeben, wenn sie dann gar nicht benutzt werden. Ich hatte das Gefühl, der Firma eine Spam-Mail geschickt zu haben. Wie konnte ich es nur wagen, mich per email zu bewerben? Das weiß doch jeder, daß man so etwas nicht macht.

Aber es sollte ja keine Bewerbung sein, sondern nur eine Sondierung. Ist auch das schon zuviel verlangt? Vermutlich wurde der Personalmensch mit Emails und Bewerbungen überschüttet, so daß er sich erst gar nicht die Mühe machen braucht (und verständlicherweise(?) nicht machen will), auf die mails zu antworten.

Mein Gedankengang war sehr naiv. Ich dachte wirklich, ich könne mich per Email ins Gespräch bringen. Der Personalverantwortliche würde mir antworten und Interesse an meiner vollständigen Bewerbung äußern. Daraufhin würde ich ihm meine Unterlagen schicken und vielleicht/vermutlich zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen werden. Aber so einfach ist das ja nicht. Ich muß das verdrängt haben.

Michael

Kommentare

18:33 13.01.2006
tja, selbst das unterliegt moden, die einen zwingen, auf dem
"aktuellsten" stand zu sein. mir hat man bei einer sehr etablierten
coaching-agentur für führungskräfte auch noch vor ein paar monaten das telefonat nahegelegt
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13:24 11.01.2006
Hallo Ralf!

Die Neujahrswünsche möchte ich dir wärmstens zurücksenden. Das mit den Links ist schon ärgerlich, aber mit der Adresse findet man die Seiten schon.

War jedenfalls interessant zu lesen und im Grunde doch auch logisch. Ich weiß aber auch noch sehr gut aus meinen ersten Bewerbungsphasen, daß so ein erstes Telefonat doch *ganz wichtig* sei, weil man dann ja BEZUG darauf nehmen kann. Und wenn man dann anruft, da hat man es dann mit einem staubtrockenen Fisch zu tun, der einen ganz glatt auflaufen läßt (Motto: 'Und warum haben Sie jetzt überhaupt angerufen?').

Jedenfalls, dir auch alles Gute für dieses und für alle kommenden und vergangenen (*g*) Jahre. Und viel Freude weiterhin am Schreiben,
Micha
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unbekannt
13:06 11.01.2006
Warum benutzt jeden Foren-/Blog-Software bloß eine andere Syntax?
Was ist so verkehrt an HTML?

Jetzt noch mal der Versuch, die Links zu posten:
http://www.vdi-nachrichten.com/vdi_nachrichten/aktuelle_ausgabe/heikomellrecher che.asp?number=1791
http://www.vdi-nachrichten.com/vdi_nachrichten/aktuelle_ausgabe/heikomellrecherche.asp?number=1 781

Gruß
Ralf


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unbekannt
13:04 11.01.2006
Hallo Michael,
vorab alle guten Wünsche für das Neue Jahr und viel Erfolg bei der Jobsuche!

Zum Thema "Soll ich vorher bei der Pesonalabteilung anrufen?" hat Personalberater Heiko Mell in der Karriereberatung der VDI-Nachrichten bereits einschlägig geantwortet:
[url=http://www.vdi-nachrichten.com/vdi_nachrichten/aktuelle_ausgabe/heikomellrecherche.asp?number=1791]Bitte NICHT anrufen!
[url=http://www.vdi-nachrichten.com/vdi_nachrichten/aktuelle_ausgabe/heikomellrecherche.asp?number=1781]Vorher anrufen oder lieber nicht?
Das gilt sinngemäß auch für sondierende Email-Anfragen.

Gruß
Ralf


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16:39 10.01.2006
...tja. ich kenne das. üblicherweise ist selbst auf aufwändige
unterlagen nicht unbedingt mit antwort - oder auch nur deren rücksendung zu rechnen...
...und die derzeitige wirtschaft mit ihrer präferenz von kapital - nicht
arbeitserträgen beruht ja geradezu auf diesem ungleichgewicht...
viel glück !
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