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Tagebuch MI
2005-05-12 16:45
Schieflage
Für die Abfindungssumme von 10 Millionen Euro für den Ex-Vorstandschef der Deutschen Börse

(hier der Artikel: http://www.manager-magazin.de/koepfe/artikel/0,2828,355696,00.html, wieder Leerstellen hinter den Kommas löschen, wen der Artikel interessiert. Die Leerstellen werden hier anscheinend automatisch eingefügt, obwohl ich sie gar nicht tippe)

muß eine 30-jährige Erzieherin ca. fünfhundert Jahre arbeiten, wenn ich mal mit diversen Zulagen und möglichen Steuervergünstigungen ein Monatsnetto von ca. 1700 Euro kalkuliere (ich weiß nicht, ob das stimmt, vermutlich ist es weniger). Dann hat sie aber noch nichts gegessen und noch nichts getrunken und auch noch kein Dach über dem Kopf zum Schlafen.

Angenommen, sie schafft es monatlich 200 Euro zurückzulegen, dann müßte sie gut viertausend Jahre arbeiten, um diese in ihrer Höhe offenbar berechtigte Summe ("Die Höhe der Summe sei nicht ungewöhnlich, wenn man die variablen Bestandteile sowie die Dauer der Beschäftigung berücksichtige.") zu ersparen (aber mit dem Zinseszinseffekt geht das Ansparen natürlich viel schneller, eine tolle Sache).

Es ist schon merkwürdig, daß die Arbeit von Erzieherinnnen und Erziehern (inkl. der Lehrer und Lehrerinnen) in der Öffentlichkeit praktisch gar nicht wahrgenommen, geschweige denn anerkannt (dahinter steckt auch er-kannt) wird, und wenn, dann nur mit negativem Anstrich ("nur" Lehrer, "nur" Erzieherin, PISA usw.)

Ich hatte heute morgen von 9:00 bis ca. 14:00 Uhr mit Mittagspause eine Grunschulklasse im Labor, das waren gerade mal 13 Kinder. Wenn ich mir vorstelle, ich müßte so etwas jeden Tag machen, da wird mir ja ganz schwindelig. - Es ist toll, es hat Spaß gemacht, ich mache so etwas ausgesprochen gerne. Es ist so schön anzusehen, wie die Kinder kleine Elektromotoren aus einer Batterie, einer Schraube, einem Magneten und einem Draht bauen, oder wie sie eine Magnetkugel durch ein Kupferrohr fallenlassen und sich wundern, warum das so lange dauert, bis sie unten ankommt. Und vieles mehr.
Aber es ist auch anstrengend, es ist echt anstrengend. Ich möchte so etwas nur ab und zu machen (und dabei waren es nur dreizehn Kinder). Und ich bin in einer Position, wo ich mir das dosieren kann. Ein/e LehrerIn oder ein/e ErzieherIn kann das nicht, der/die muß jeden Tag ran...

Ich weiß, daß da eine Schieflage ist. Und was nutzt es, darüber zu lamentieren, wie die Millionen über den Tisch gehen, scheinbar willkürlich in irgendwelchen Taschen verschwinden, während andere sich für einen Lohn abplaken müssen, der in Anbetracht der heutigen Fixkosten bald zum Leben zu wenig und zum Sterben zuviel ist. Und in dieser Arbeit geht es ja auch "nur" um die zukünftige Generation.

Ich meine, vielleicht ist es nicht unbegingt zu wenig, man kann oft mit viel weniger Geld leben, als man so denkt (ich merke es gerade an mir) und es geht einem trotzdem gut. Nur ist das Leben halt manchmal doch sehr teuer, wenn man mal an Familiengründung etc. denkt. Und wo kommt in Zeiten klammer Kassen allüberall auf einmal so viel Geld her? Ich verstehe das nicht. Und wieso bekommt so viel Geld nur eine einzige Person? Ich verstehe es nicht. Ich wollt es auch nur mal erwähnen. Man gewöhnt sich schnell an Dinge, auch (oder gerade?) an die, die man nicht versteht. Das ändert nur nichts an ihnen.

MI


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