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Tagebuch MI
2006-08-22 16:41
Meine Erkenntnis (2)
Heute morgen ging mir ein Licht auf. Ich hatte eine wichtige Erkenntnis (es ist interessant wie sich das anfühlt, wenn man wirklich eine Erkenntnis hat, es ist wie ein Einrasten, und ich bekam sogar eine kleine Gänsehaut im Nacken). Und mit dieser Erkenntnis merke ich, finde ich einen gewissen Frieden mit den Abläufen dieser Zeit. Ich habe hier eigentlich über Wichtigeres und Schöneres zu schreiben, als mich andauernd mit den weniger schönen Zeitläufen zu befassen. Aber solange es in mir nagt, habe ich auch keine Ruhe davor.

Hier nun mein vorerst letzter Eintrag in Sachen "Welt, System und Terrorismus".

Das Rätsel, das sich mir seit geraumer Zeit stellt, ist: Wieso reagiert die ganze westliche Gesellschaft so dermaßen einseitig (und m.M.n. dumm) auf den sogenannten „weltweiten Terrorismus“?

Zuallererst stellte sich mir diese Frage, als ich die Reaktion der USA auf den Einsturz der Twin Towers beobachtete. Rein theoretisch - es war ja wohl nur in der Theorie möglich - wäre es ja auch eine Möglichkeit gewesen, sich zu fragen:

1. Warum machen Menschen so etwas? Wo kommt dieser Hass auf uns her? Was haben wir ihnen angetan? (einmal vorausgesetzt, es war am Ende nicht doch noch so ein inszeniertes Pearl Harbour)

2. Welche friedlichen Werkzeuge stehen uns zur Verfügung, um zu verhindern, daß so etwas noch einmal geschieht? Wie können wir den Hass reduzieren? Wie können wir den Nachschub an selbstmordbereiten West-Hassern unterbinden? Was können wir tun, um der Welt zu zeigen, daß wir in guter Absicht handeln und Frieden wollen?

3. Mit wem müssen wir in Dialog treten, um Antworten auf diese Fragen zu bekommen?

Daraus leitet sich eine ganze Reihe möglicher Aktionen ab, wie die Gründung von (ideologie-neutralen) "Instituten für Terrorismusforschung" und ein internationaler Dialog über die Abschaffung aller Massenvernichtungswaffen (die ja schließlich über kurz oder lang in die falschen Hände kommen könnten und im Grunde ja längst sind. Für Massenvernichtungswaffen gibt es keine richtigen Hände. Sie stellen also eine große Gefahr dar, solange es sie gibt, egal, in welchen Händen sie sich befinden).

Statt dessen aber entschloß man sich für den platten "Kampf gegen den internationalen Terrorismus" (für mich ein Kampf gegen ein Phantom, ein Kampf, der niemals gewonnen werden kann). Und im Rahmen dieses Kampfes wurden bereits zwei Länder - der Irak und der Libanon – nachweislich völkerrechtswidrig und unter Mißachtung der Genfer Konventionen angegriffen, zum Teil erheblich beschädigt und in ihrer wirtschaftlichen Entwicklung um Jahrzehnte zurückgeworfen. Weitere "Akte der Selbstverteidigung" darf man in der "pipeline" vermuten.

(Und ganz nebenbei entpuppen sich UN und Internationale Gerichtshöfe als zahnlose Tiger und reine West- bzw. US-Instrumentarien heraus).

Es kommt außerdem in den jeweiligen von "Terrorismus bedrohten" Ländern zu haarsträubenden Eingriffen in die bürgerlichen Freiheitsrechte, Schnüffeleien in der Privatsphäre unter Vorwand "des Guten" (gab es jemals "schlechte Schnüffelei" von Staatswegen?) werden zur Normalität, der vollkommene Überwachungsstaat ist bereits mehr Wirklichkeit als grausige Utopie. Und heute stehe ich vor einer Welt, die ich kaum noch wiedererkennen kann. War die Welt am Ende schon immer so, und nun ist nur der Schleier gelüftet?

-

Zurück zur Kernfrage, meinem Problem, an dem ich seit langem knapse: Warum so, warum nicht anders? Haben wir denn gar nichts gelernt?

Es ist nicht von der Hand zu weisen, daß der eingeschlagene Weg die Welt erst recht in ein Pulverfass verwandelt hat. Hätten die USA damals besonnen reagiert, statt aggressiv, dann glaube ich nicht, daß in Deutschland und Europa die Terrorangst so groß sein müßte, wie sie es heute ist.

Was mir heute morgen dazu einfiel ist das folgende: diese Terroranschläge sind genau das gleiche, wie wenn Truman seine Frau dabei erwischt, wenn sie mitten in der Küche offenbar in irgendwas reinspricht und für Corn Flakes (ich glaube es waren Corn Flakes) Reklame macht. Sie sind genau das gleiche, wie wenn Truman aus unerklärlichen Gründen seinen doch eigentlich verstorben geglaubten Vater sieht.

Sie sind wie Scheinwerfer, die auf die Bühne kippen und die Bühnenfassaden wackeln lassen, und wie Masken, die verrutschen und die hässlichen Gesichter darunter zum Vorschein kommen lassen.

Meine Erkenntnis war: die Entscheidung für die "Bekämpfung des Terrors" mit allen Mitteln und für den Vorzug der „Sicherheit“ vor der „Freiheit“ ist aus der (mehr oder weniger bewußten) Angst heraus geboren, daß Truman aufwachen könnte (erinnert nicht auch die hektische Handlungsweise in Sachen "Terror" an die Hektik der Filmpersonen bei einem Mißgeschick?).

Jeder einzelne Truman hier könnte merken, daß alles nur ein Film ist, alles nur Maskerade, alles nur Betrug. Daß er nie ein eigenes Leben gelebt hat, nie eine wirkliche Entscheidung getroffen hat, nie wirklich etwas zu sagen gehabt hat. Sondern daß alles immer nur fremdgesteuert war und ist, daß er lediglich so ist, wie er nach dem Willen anderer (und zu deren Vorteil) zu sein hat. Daß er (bzw. sie versteht sich) nicht so ist und nicht das ist, was er eigentlich sein müßte (und eigentlich auch ist) und seinem naturgegebenen Recht nach auch sein darf und sein muß.

Truman könnte weit mehr "eigenverantwortlich" sein, als es so manchem Systemprofiteur lieb sein kann. Truman könnte mißtrauisch werden. Truman könnte Fragen stellen und nach Antworten suchen - und am Ende auch noch fündig werden. Und das darf nicht passieren. Truman muß weiterschlafen, nur darum geht es hier (und nun weiß ich auch, wie ich alles noch Kommende einzusortieren habe). Schlaf weiter, wir sorgen für deine Sicherheit, wir beschützen dich und überwachen alles. Hauptsache Du schläfst weiter. Die Truman-Show muß weitergehen, koste es, was es wolle.

(Ich gaube, ich sehe mir den Film mal wieder an)

Michael

Kommentare

10:45 23.08.2006
Hi moritours,

was mich an der Sache so ärgert ist, daß es wie Du sagst einerseits zwar 'neu' oder 'neuartig' ist, was geschieht. Nur, die Reaktion auf dieses 'Neuartige' ist UR-alt. Angst, Panik, Hass und insbesondere die Verbreitung und Verstärkung von Angst, Hass und Mißtrauen und damit gleichzeitig ein Kontrollgewinn. Hier wird nicht gegengesteuert, sondern ausgenutzt.

In diesem Sinne hat die Menschheit für mich nichts gelernt. Und was Medienmacht,Gleichschaltung und das Schaffen eines Sündenbocks bedeutet, das müßten die/wir Deutschen eigentlich besonders gut wissen.

Ich hatte das so nicht für möglich gehalten. Und es nutzt auch herzlich wenig, wenn man die Sklaverei und Leibeigenschaft abschafft, wenn dann das entstandene Loch nur durch was anderes (Lohn- und Zinssklaverei, 'Kampf der Kulturen', moderner Feudalismus etc.) neu gefüllt wird. Oder wenn man den 'häßlichenh Krieg' gegen einen 'chirurgischen' austauscht und meint, das wäre nun besser. In diesem Sinne.

Ansonsten: fühl dich frei, hier soviel reinzuschreiben, wie Du willst oder wie das Bedürfnis da ist, kein Problem, ich lese deine Kommentare gerne.

Grüße,
MI
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22:43 22.08.2006
tja...und am besten gleich "wag the dog" dazu...
ich gehe selbst im moment trotzdem davon aus, dass die geschichte
so war, wie sie sich im moment darstellt.
aber alles weitere ?
- da ist zum beispiel diese krankenschwester, die bei dem ersten
irak-krieg weinend im us-tv davon berichtet, wie irakische
militärs neugeborene in kuweitischen krankenhäusern am
boden zerschmettern
- die sich dann als die tochter des kuweitischen botschafters
in den usa herausstellt - sowie die ganze geschichte als getürkt....
spin - doctors....
ansonsten....:
nein, wir haben nichts gelernt.
trotzdem, etwas hoffnung und ganz persönlich:
wir haben deswegen auch nichts gelernt, weil vieles an der
momentanen situation einigermassen neu ist.
es gab früher nicht diese medien - macht, keine "spin-doktoren",
und auch nicht genau diese art von terrorismus, bedrohung,
- oder auch geglaubter bedrohung...
so wie viele entwicklungen, die du in deinen ganzen luziden
einträgen beschreibst, vor sich gehen, bin ich sicher, dass
ziemlich harte zeiten kommen werden.
aber, ebenso: dass diese vorübergehen werden.
auch der faschismus war beispiellos.
ist ebenso vergangen - und weil dieses beispiel vor uns steht,
so nicht mehr wirklich eine gefahr.
langfristig habe ich schon vertrauen in die lernfähigkeit des menschen
( siehe sklaverei: man kann mir gerne widersprechen und es gibt
heute heimtückerische varianten. - aber deutlich und guten gewissens
dafür aussprechen - das ist als absicht wohl wirklich abgeschafft...)
ebenso wie in die sinnfälligkeit deiner gedanken.
aber ich fürchte - uns wird das nicht mehr betreffen....
( und - meine einschränkungen sind wohl ebenso deutlich
wie meine letztendlichen bedenken... )
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